Barfuß gehen im Sommer fühlt sich nicht nur gut an. Es ist auch gesund für die Füße, den ganzen Körper und schult die Wahrnehmung. Sogar das Selbstbewusstsein profitiert.
Kleine Kinder tun es mit großer Selbstverständlichkeit, Sebastian Kneipp empfahl es als Kurmittel und Shakira machte es zu ihrem Markenzeichen. Bis heute tanzt die kolumbianische Sängerin mit nackten Füßen auf der Bühne und zeigt eindrucksvoll vor, dass barfuss gehen keine Altersgrenzen kennt. Tatsächlich sollte man auch im Erwachsenenalter öfter mal die Schuhe im Schrank lassen.
Denn der zeitweilige Verzicht auf feste Fußbekleidung vermittelt nicht nur ein sommerlich-luftiges Freiheitsgefühl, sondern ist auch gesund. Sich auf blanken Sohlen durch die Welt zu bewegen, sorgt für ein intensives Gefühlserlebnis und hat positive Auswirkung auf den gesamten Körper. Die Reflexzonen der Füße werden angeregt, der Gleichgewichtssinn wird trainiert und die Fußmuskulatur gestärkt. Ohne schützende Schuhsohlen müssen sich die Füße bei jedem Schritt an die Unebenheiten des Bodens anpassen.
Dadurch werden jene Muskeln auf Trab gehalten, die das Quer- und Längsgewölbe an der Fußunterseite tragen – und die wiederum sind wichtig für die Form unserer Gehwerkzeuge: Verkümmern sie, können sich die Gewölbe absenken und ungesunde Fehlstellungen wie Platt- oder Senkfüße nach sich ziehen.
Den Ballengang üben
Sind die Probleme bereits entstanden, kann Barfußgehen ebenfalls helfen: Bei leichten Fehlstellungen wird es von Orthopäden ausdrücklich empfohlen, um die Fußmuskulatur zu trainieren. Auch bei einem Hallux Valgus kann es lindernd wirken, immer wieder auf Schuhe zu verzichten. Die Verschlimmerung lässt sich dadurch häufig verlangsamen. Zusätzlich hilft die Bewegung mit nackten Füßen, den sogenannten Ballengang zu üben.
Mit Schuhen gewöhnt man sich zumeist an, beim Gehen zuerst die Ferse aufzusetzen. Beim Barfußgehen hingegen setzt man zuerst den Vorder- und Mittelfuß auf. Das kann bei unteren Rückenschmerzen als wohltuende Stabilisierung wahrgenommen werden. Wichtig ist dabei, dass man gut von vorne nach hinten abrollt. Dadurch wird jeder Schritt besser abgefedert, die Belastung für Knie und Hüftgelenke verringert sich. Außerdem sollte man beim Gehen darauf achten, die Zehen nicht zusätzlich anzuspannen.
Von Kopf bis Fuß
Aber nicht nur der Bewegungsapparat profitiert, wenn man „auf freiem Fuß“ durch die Welt spaziert. Auch das Immunsystem wird dadurch angekurbelt. Wer abwechselnd barfuß über tau-frische Wiesen und sonnengewärmte Steine, kühlen Waldboden und heißen Sand wandert, aktiviert wie beim Wechselduschen die körpereigene Abwehrkräfte und stärkt den Selbstschutz. Gleichzeitig wird die Balance verbessert:
Denn durch das Barfußgehen über unebenen Oberflächen muss der Körper um sein Gleichgewicht kämpfen – viel mehr als in Schuhen. Dadurch werden die koordinativen Fähigkeiten und die tiefen Bauchmuskeln trainiert und die aufrechte Haltung gefördert. Letzteres führt zu einem weiteren positiven Effekt: Man fühlt sich selbstsicherer. Barfußgehen kann also das Selbstwertgefühl steigern.
Das Schöne am Gehen ohne Schuhe ist, dass man es fast überall machen kann: Auf der Wiese, am Strand, zu Hause oder im Freibad. Angst vor Ansteckung mit Nagel- und Fußpilzen ist zumeist unbegründet: Schließlich lieben diese Lästlinge das feuchte, muffige Klima in Schuhen. Beim Barfußlaufen bleiben die Füße in der Regel trockener und die Durchblutung wird gefördert. Beides schützt gegen Pilzbefall.
Barefoot Running
Natürlich kann man mit nackten Füßen nicht nur gehen, sondern auch laufen. Immer mehr Menschen tun das auch. Der Grund dafür: Sie beugen damit Sportverletzungen und Knieproblemen vor. Im Vergleich zum beschuhten Laufen kommt es bei der Barfußvariante zu einer geringeren Beugung des Fußgelenks beim ersten Bodenkontakt, zu weniger Kniebeugung während der mittleren Standphase, und zu weniger Gelenkarbeit am Knie.
Wer ohne Schuhe joggt, landet bei seinen Schritten weniger oft auf der Ferse – dadurch verteilt sich der Druck durch das Körpergewicht auf eine größere Fläche. Allerdings sollten es „Umsteiger“ langsam angehen: Wer bisher immer mit Schuhen gelaufen ist, hat ganz andere Muskelgruppen benutzt und muss erst jene Waden- und Fußmuskeln ausbilden, die für den Barfußlauf nötig sind. Anfänger sollten daher mit Einheiten von maximal 30 Minuten und nur zwei Mal pro Woche starten – möglichst auf weichem und „freundlichem“ Boden.
Denn auch an spitze Steine oder Dornen müssen sich die Füße erst einmal gewöhnen. So lange nicht die Haut noch „jungfräulich“ ist und noch keine schützende Hornhaut ausgebildet hat, ist also Vorsicht geboten.
Schritt für Schritt
Ob laufend, wandernd oder spazieren gehend: Am besten startet man seine ersten Outdoor-Versuche ohne Schuhwerk auf passendem Terrain. Geeignete Barfußpfade findet man beispielsweise auf http://www.barfusspark.info/ Auf ihnen lassen sich verschiedene Untergründe wie Kies, Moos, Holzspäne, Wurzeln und Tannenzapfen erspüren.
Auch kleine Kriechtiere und Pilze nimmt man auf eine ganz neue Art und Weise wahr. Mit anderen Worten: Man erlebt den Wald im wahrsten Sinne des Wortes hautnah. Wer möchte, kann dabei eine Technik ausprobieren, die auf die amerikanischen Ureinwohner zurückzuführen ist: den Fox Walk. Indianische Scouts und Fährtenleser verwendeten diese Art der Fortbewegung, um dem Wild, das sie aufspüren wollten, ganz nahe zu kommen. Dabei war jedes Geräusch, das die Tiere verschrecken könnte, tunlichst zu vermeiden. Um besonders leise durch den Wald zu schleichen, setzt man beim Fox Walk ganz bewusst und im Zeitlupentempo bei jedem Schritt zuerst den kleinen Zeh und den Fußballen auf.
Erst dann berühren die restlichen Zehen und schließlich die Sohle den Boden. Der Oberkörper bleibt gerade, die Arme sind nah am Körper und man ist völlig auf seine Schritte und die umliegende Natur konzentriert. Das führt zu einer tiefen Entspannung, die man mit Sneakers oder Wanderschuhen an den Füßen nur schwer erreichen kann.
Barfuß mit Schuhen – auch das geht!
Trotzdem müssen Menschen, die wegen Diabetes, Gefäßkrankheiten oder einer Bienenallergie nicht einfach unbeschuht auf jedem Weg gehen oder laufen können, nicht auf das haptische Erlebnis verzichten. Mit sogenannten Barfuß-Schuhen kann man heute fast genauso gut den Boden spüren wie mit nackten Füßen – aber ohne die Gefahr einer Verletzung durch spitze Steine oder eines Insektenstichs auf der Fußsohle.
Sie schützen außerdem vor zu heißen oder zu kalten Temperaturen und sehen cool aus. Und: Sie sind federleicht und easy zu transportieren. Falls man also doch ein Stück auf ganz nackten Sohlen gehen möchte – etwa auf herrlich warmem Sand oder streichelweichem Moos – dann steckt man sie ganz einfach in die Tasche.
Kein Dreck!
So bekommt man nach dem Barfußlaufen die Füße wieder sauber. Oberflächlichen Schmutz kann man zumeist leicht mit Wasser, Seife und einem Waschlappen lösen. Wenn sich die Haut an der Sohle verfärbt hat, hilft längeres „Einweichen“ in einem Fußbad.
Anschließend werden die dunklen Stellen mit Bimsstein abgerubbelt. Dann wäscht man die Füße noch einmal gut und cremt sie mit einer fetthaltigen Creme ein, damit die Haut beim Barfußgehen nicht rissig wird.
Barfuß at Home
Die besten Böden für nackte Füße Parkett, Kork- und Vinylböden sind fußwarm. Wer es kuscheliger mag, setzt auf Teppiche. Oder auf eine Fußbodenheizung. Mit ihr werden sogar Fliesen in jeder Jahreszeit zum Wohlfühl-Bodenbelag.