Unterschiedlich dicht aneinander geordnete Kollagenfasern umhüllen und durchdringen den ganzen Körper wie ein Netzwerk. Die meisten nennen es elastisches Bindegewebe. Führende Experten sprechen von Faszien.
Faszien sind überall in unserem Körper. Sie umkleiden unter anderem Muskeln und Knochen, spannen sich dazwischen aus, schließen Organe ein und schützen sie vor Verlagerung. Das verbindende Netz hält alles am Platz, dort wo es eben hingehört! Doch warum ist erst in den letzten Jahren so ein Hype um das Thema Faszien entbrannt? „Faszien sind früher nicht wahrgenommen und beachtet worden.
Beim Sezieren von Leichen hat man sie einfach weggeschnitten, um zu den vermeintlich wesentlichen Strukturen des Organismus vordringen zu können. Dem derben, nicht beweglichen Gewebe unter der Hautoberfläche wurde schlichtweg keine Bedeutung beigemessen. Man wusste es damals einfach nicht besser.
Faszien rückten erst Ende des 20. Jahrhunderts in den Fokus medizinischer Aufmerksamkeit, nämlich als klar wurde, welche zentrale Rolle die weißlichen, elastischen Fasern, die sich über den ganzen Körper erstrecken, am lebenden Menschen spielen“, so Christina Ilow, Physiotherapeutin im MedSpace Korneuburg.
Die Funktion der Faszien
Aus vielen wissenschaftlichen Studien geht inzwischen hervor, dass das dreidimensionale Fasziennetzwerk für die Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen und somit für die Gesundheit von großer Bedeutung ist. Faszien erfüllen eine Vielzahl an Aufgaben. Sie haben eine wichtige Stütz-, Träger- und Schutzfunktion und sind sensibel innerviert.
Das bedeutet, dass Faszien unzählige Nervenfasern bzw. Nervenendigungen enthalten, die unter anderem für Druck- und Zugeinwirkungen empfänglich sind. Neuesten Erkenntnissen zufolge ist das Fasziennetz das umfassendste Sinnes- und Wahrnehmungsorgan des Körpers, von dem das zentrale Nervensystem die größte Anzahl an Impulsen bekommt.
Schmerz entsteht im Gewebe
Darüber hinaus verfügt das Fasziengewebe auch über die meisten Schmerzrezeptoren. Christina Ilow dazu: „Nehmen wir als Beispiel den häufig auftretenden Muskelschmerz. Mittlerweile geht man davon aus, dass nicht der Muskel selbst die Beschwerden erzeugt, sondern dessen Hülle. Das heißt, der Schmerz entsteht in den Muskel umhüllenden Faszien, die dann in Folge das Signal an das Gehirn weiterleiten.“
Einen weiteren, wesentlichen Wirkmechanismus der Faszien stellt deren Abwehrfunktion dar. So bildet nach heutigem medizinischen Kenntnisstand die äußere Schicht der Körperfaszie zum Beispiel eine erste Barriere für Krankheitserreger und Infektionen. Erst nach Überwindung dieser Grundsubstanz der Faszien scheint das Immunsystem aktiv zu werden. Sowie der gesamte Köper, unterliegen auch die Faszien dem natürlichen Alterungsprozess. Sie degenerieren, verkleben, verfransen oder trocknen aus.
Die ältere Faszie ist porös, nicht mehr so geschmeidig, gibt nicht mehr so nach. „Patienten im fortgeschrittenen Alter beschreiben den Zustand oft als allgemein steifes Spannungsgefühl“, berichtet Christina Ilow aus ihrem Praxisalltag. „Eine ’jugendliche’ Faszie braucht meist irgendeinen Grund, warum sie nicht mehr optimal funktioniert, z.B. Sturz, Trauma, Fehl- oder Überbelastung.
Ab einem gewissen Alter ist es auch im normalen Alltag so, dass man sich weniger agil und beweglich fühlt.“ Im Nachsatz meint Ilow jedoch: „Je aktiver man im Alter bleibt, umso elastischer bleiben auch die Faszien, da ständig Flüssigkeit in den Körper gepumpt wird. Über Bewegung, Dehnungsübungen und sportliche Aktivitäten kann man die Faszien länger geschmeidig und fit halten.“
Das Fasziendistorsionsmodell
Dieses geht auf den amerikanischen Arzt Dr. Stephen Typaldos zurück. Er ging davon aus, dass alle Einschränkungen und Schmerzen am Bewegungsapparat von einem dysfunktionalen (verdrehten, verrenkten, verklebten, verhängten) Fasziengewebe herrühren. „Ich arbeite nach diesem Modell“, so FDM Therapeutin IC Christina Ilow.
„Mit meiner FDM Behandlung, bei der ich an einer Stelle draufdrücke, wo anders anziehe, etwas einrichte, je nachdem, was eben notwendig ist, bringe ich das Fasziengewebe wieder in die Position, in der es sein soll. In der richtigen, korrekten, anatomischen Lage macht es nachher keine Probleme mehr.
Sind die schmerzauslösenden Faktoren nach einer gezielten Untersuchung also bekannt, können sie mit einigen speziellen Handgriffen und Manipulationstechniken gut korrigiert werden.“ Faszinierend, diese Faszien. Finden Sie nicht auch?