Im hohen Alter sind rund 6 bis 8 von 100 Menschen von Demenz betroffen. Ein natürlicher Stoff, der unser Gehirn vor dem Altern und Abbauen schützt, wäre deshalb ein Segen. Und genau das versprechen die Hersteller von Spermidin-Präparaten. Spermidin ist ein Stoff, den der Körper selbst produziert, der aber auch in Nahrungsmitteln vorkommt. In Laborstudien mit Fruchtfliegen und Mäusen aktiviert Spermidin die zelluläre Autophagie – einen wichtigen Mechanismus zur Beseitigung schädlicher Proteinablagerungen in den Gehirnzellen. Soweit die Theorie. Die bisherigen Studien deuten jedoch das Gegenteil an. Eine der Studien ist besonders verlässlich – und zeigt keine Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden. Diese Studie wurde von einem großen Hersteller von Spermidin-Präparaten selbst in Auftrag gegeben. Das eher ernüchternden Ergebnis führte der Hersteller auf die zu niedrige Dosis zurück und hob die Dosierungsempfehlung von bisher einem auf zwei Milligramm täglich an. Er warb weiter mit einer angeblichen Anti-Demenz Wirkung – ohne wissenschaftliche Grundlage für die Wirksamkeit dieser höheren Dosis. Was die vorbeugende Wirkung von Spermidin gegen Demenz betrifft, so fehlen Studien vollkommen. In Langzeitstudien untersucht wurde sie bisher nicht.
Medizin transparent
Gesundheit im Faktencheck