Der Kachelofen hat in Österreich eine Jahrhunderte lange Tradition. Einmal richtig angeheizt, nimmt sein massiver Wärmespeicher die Hitze rasch auf und gibt sie stundenlang als milde Strahlungswärme wieder ab. Laut Statistik des Kachelofenverbandes gibt es rund 450.000 Kachelöfen in Österreich, ca. 13 Prozent aller Haushalte haben einen Kachelofen und etwa 10.000 Kachelöfen werden pro Jahr neu errichtet.
Derzeit erlebt das Wärmewunder auch aufgrund der Wirtschaftslage einen Nachfrage-Boom. Hohe Gas- und Ölpreise sowie die Sorge um die Versorgungssicherheit sind die Hauptmotive dafür, dass immer mehr Österreicher „Feuer und Flamme“ für die heimelige Alternative werden, berichtet auch die Wirtschaftskammer. Wie keine andere Heizform ist der Kachelofen nämlich für fast alle Wohnformen geeignet und zeigt sich heute von klassisch bis modern.
Denn das Heizgerät, das viele in traditionellem Grün aus den Skihütten kennen, hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt: Vom großen Kachelofen, der den gesamten Wohnraum beheizt, zum Trendobjekt mit kleiner Glasscheibe. Sogar im Passivhaus sorgt er für angenehme Wärme. In diesem Fall wird die Heizleistung entsprechend angepasst. Da jeder Ofen ein individuelles Produkt ist, lässt er sich an die jeweilige Wohnform anpassen und ist damit für moderne Häuser geeignet, ohne diese zu überhitzen. Kleine Kachelöfen gibt es ab einer Leistung von 800 Watt - das entspricht in etwa einem Gaming Computer mit High-End-Grafikkarte.
Gesunde Wärmeabgabe
Der Kachelofen verdankt seinen Namen den Kacheln, die nicht nur dekorativ sind, sondern mit dem aus Schamotte-Steinen gebauten Innenleben, die Wärme angenehm über einen längeren Zeitraum abgeben. Der massive Wärmespeicher lädt sich binnen kurzer Zeit unter hohen Temperaturen auf und gibt anschließend seine Wärme bei niedrigen Temperaturen stundenlang ab. „Diese milde Strahlungswärme wird als wohltuend empfunden, denn sie trocknet die Raumluft nicht aus“, erklärt Thomas Schiffert, Geschäftsführer des Österreichischen Kachelofenverbands, „das ist besonders in der Grippezeit ein willkommener Effekt.“ Eine Studie der Versuchs- und Forschungsanstalt der Hafner belegt außerdem, dass man dadurch schneller entspannt - ähnlich der Sonnenstrahlung erwärmt die Strahlungswärme des Kachelofens den Körper von innen.
Kachelofen oder Schwedenofen?
Der Kachelofen wird vom Hafner - dem Ofenbauer individuell vor Ort aufgemauert. Ein Schwedenofen (Kaminofen) im Vergleich dazu ist ein vorgefertigtes Produkt und gibt rasch nach dem Einheizen Wärme ab. Man muss dabei häufiger Holz nachlegen und sobald das Feuer erloschen ist, gibt er auch keine Wärme mehr ab. Damit lassen sich auch die Preisunterschiede zwischen den Produkten erklären: Ein vorgefertigter Metallofen mit weniger Masse ist günstiger, als ein individuell gestalteter und handwerklich gesetzter Kachelofen.
Ursprünglich waren in Kachelöfen keine Sichtfenster vorhanden. Heute hat fast jeder neu errichtete Kachelofen eine kleine Glasscheibe. „Der Trend geht deutlich zum Feuerschauen“, so Schiffert. Er kennt auch den Grund, wieso Kachelöfen auch nach Jahrhunderten noch immer in Österreich populär sind: „In Zeiten von Wärmepumpen sehnen sich die Menschen wieder nach einer spürbaren Wärmequelle im Haus, an der man sich nach einem kalten Tag anlehnen und aufwärmen kann.“
von Melanie Leitner
Tipp
Bei Planung eines Kachelofens ist die rechtzeitige Kontaktaufnahme mit einem Hafner notwendig. Er berät zur Wahl des richtigen Modells, plant die Zu- und Abluft und berücksichtigt die Statik.