In der herkömmlichen Bauweise bedeutet die Renovierung oder der Abriss eines Hauses meist große Mengen an Bauschutt und Sondermüll. Das war in der Vergangenheit in den meisten Fällen auch keine Frage der Einstellung oder überhaupt ein Entscheidungskriterium. Aber heute muss es nicht sein. Es geht auch anders: Das „Cradle to Cradle“-Prinzip zeigt, wie Häuser so konzipiert werden können, dass sie später als wertvolle Rohstoffquelle dienen. Ein nachhaltiges Konzept, das vor allem für private Bauherren spannende Möglichkeiten bietet.
Nachhaltiges Bauen von Anfang an
Beim Bauen werden meist Materialien fest miteinander verbunden, sodass sie am Ende ihrer Lebensdauer nicht mehr sinnvoll getrennt und weiterverwendet werden können. Schrauben statt kleben, sortenreine Baustoffe statt Verbundmaterialien - schon kleine Änderungen in der Planung können dafür sorgen, dass ein Haus nach Jahrzehnten nicht entsorgt, sondern „geerntet“ wird. Wer ein nachhaltiges Eigenheim plant, kann bewusst auf umweltfreundliche, kreislauffähige Materialien setzen. Dazu gehören:
Holz als Hauptbaustoff: Es speichert CO2, wächst nach und kann bei Abriss oder Umbau wiederverwendet oder kompostiert werden. Ein Massivholzhaus kann beispielsweise so gebaut werden, dass die Wände aus vorgefertigten Modulen bestehen, die später leicht demontiert und erneut genutzt werden können.
Recycelbare Dämmstoffe: Hanf, Schafwolle oder Zellulose sind nicht nur biologisch abbaubar, sondern auch atmungsaktiv und regulieren das Raumklima. Statt herkömmlicher synthetischer Dämmstoffe lassen sich ökologische Alternativen verwenden, die nach dem Ausbau entweder weitergenutzt oder problemlos entsorgt werden können.
Sortenreine Baustoffe: Ziegel oder Lehm können später problemlos wiederverwertet werden, während klassische Betonmischungen oft Sondermüll erzeugen. Lehmziegel sind zudem feuchtigkeitsregulierend und schaffen ein angenehmes Raumklima.


Ein nachhaltiges Haus zu bauen bedeutet nicht nur, langlebige Materialien zu verwenden, sondern auch an das spätere Recycling zu denken. Einige einfache Prinzipien können helfen:
Modulares Bauen: Wer ein Haus so plant, dass Wände flexibel versetzt oder Materialien ohne großen Aufwand demontiert werden können, spart später Renovierungskosten und erhält die Bausubstanz für künftige Generationen. Eine modulare Bauweise erlaubt es beispielsweise, Räume ohne große Umbaumaßnahmen an neue Lebenssituationen anzupassen.
Trennbare Verbindungen: Schrauben statt Kleben, Klemmen statt Zement - so bleiben Materialien getrennt und können weiter genutzt werden. Trockenbauwände können ohne großen Aufwand entfernt oder umplatziert werden, wodurch sich Veränderungen in der Raumnutzung unkompliziert umsetzen lassen.
Kreislauffähige Innenausstattung: Bodenbeläge aus Naturholz statt Laminat, Wandfarben ohne Schadstoffe oder Möbel aus recyceltem Material - wer hier auf nachhaltige Lösungen setzt, macht das Haus langfristig umweltfreundlicher. Massivholzböden können beispielsweise abgeschliffen und wiederverwendet werden, statt als Abfall zu enden.
Wirtschaftliche Vorteile
Nachhaltiges Bauen muss nicht teurer sein - im Gegenteil. Langfristig spart es sogar Geld. Hochwertige, kreislauffähige Materialien sorgen für eine längere Haltbarkeit und vermeiden spätere Entsorgungskosten. Zudem gibt es Förderprogramme für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Ein gut geplantes Haus kann in Zukunft sogar zum Wertdepot werden, wenn Baustoffe wiederverwendet oder verkauft werden können, anstatt als Schutt zu enden. Bei der Demontage eines Hauses können hochwertige Baustoffe wie Fenster, Türen oder Holzbalken weiterverkauft und in anderen Bauprojekten genutzt werden.
Ein weiteres Argument ist der Wohnkomfort: Natürliche Materialien schaffen ein gesundes Raumklima, frei von Schadstoffen oder künstlichen Dämpfen. Das sorgt für ein besseres Wohngefühl und kommt auch der Gesundheit zugute. Studien zeigen, dass in Räumen mit natürlichen Baustoffen die Luftqualität deutlich besser ist als in Gebäuden mit synthetischen Materialien.                           von Philipp Stewart
Info
Ein Abriss-Objekt kann so schnell als Bausatz für ein neues, modernes Gebäude dienen.