Zusätzlich halfen Frauen – etwa in der Erntezeit – am Feld mit. Fachausbildungen blieben ihnen allerdings verwehrt. Die 1970er und 1980er-Jahre waren jedoch entscheidend für Frauen in der Landwirtschaft: So wurde in den Siebzigerjahren das Bildungsangebot vergrößert, die Entstehung und das Engagement von Interessensgemeinschaften, wie der Bäuerinnenorganisation und der dadurch erhöhte Austausch unter Kolleginnen und nicht zuletzt das Selbstbewusstsein der Landfrauen, gestärkt. Wichtige gesetzliche soziale Absicherungen wie die Einführungen von Bäuerinnenpension oder Karenzgeld konnten in den Achtzigerjahren durch die Arbeitsgemeinschaft der Bäuerinnen durchgesetzt werden.
Aufbruch zwischen Tradition und Moderne
Mit 390 Bäuerinnenvereinen werden die Interessen der rund 42.000 Mitglieder in NÖ effektiv nach außen vertreten. Neben ihren innerbetrieblichen Tätigkeiten engagieren sich Bäuerinnen heute für den Dialog zwischen Landwirtschaft und der Gesellschaft, sie entwickeln neue Möglichkeiten für ihre Familienbetriebe, gestalten zukunftsfitte Lebensräume, sorgen für mehr Lebensqualität und fungieren als Netzwerkerinnen und innovative Impulsgeberinnen. So wurden etwa die Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof qualitativ aufgebaut, die heute noch eine wichtige Basis für Tourismus und Qualitätskulinarik bilden.
Seminarbäuerinnen geben ihr vielfältiges Wissen über bäuerliche Lebensweisen und den vernünftigen Umgang mit Ressourcen und Lebensmittel an Konsumentinnen weiter. In Schulen setzen sie sich aktiv dafür ein, Kindern die Zusammenhänge zwischen qualitativer Ernährung, Landwirtschaft und Umwelt näher zu bringen. „Frauen sind in der Landwirtschaft oft die treibende Kraft für den Blick über den Tellerrand, hier spielen sie ihre Stärken in der Kommunikation, in der Vermarktung, in der Kreativität, in ihrem Netzwerk, das sie oft außerhalb der Landwirtschaft geknüpft haben, aus. Diese Vielfalt ist es, die unseren Beruf so reizvoll macht“, so Landesbäuerin Irene Neumann-Hartberger.
„Ich bin eine Frau und das ist auch gut so!“
Katharina Graner (Mitte) leitet als Geschäftsführerin das Freigut Thallern in Gumpoldskirchen – neben dem Weinbau gehört auch das Boutique Hotel und die Gebietsvinothek dazu. Über ihre Rolle als Frau sagt sie: „Ich habe weder das Gefühl, dass ich mich als Frau in einer Männerdomäne behaupten sollte – noch, dass ich meinen Mann stehen muss. Ich bin eine Frau und das ist auch gut so. Sowohl Männer als auch Frauen haben ihre Stärken und Schwächen, im Optimalfall arbeitet man zusammen und ergänzt sich. Natürlich habe auch ich die Erfahrungen gemacht, dass man als Frau öfter unterschätzt wird. Fragen wie: „Gehört der Betrieb Ihrem Vater, Bruder oder Ehemann?“ stehen an der Tagesordnung. Früher habe ich mich darüber geärgert, mein Ego war gekränkt, heute stehe ich drüber. Ich arbeite sehr intuitiv, höre auf mein Bauchgefühl und bin mit viel Herz bei der Sache – für mich typisch weibliche Attribute. Ich versuche auf meine Mitarbeiter und Gäste einzugehen, ihre Bedürfnisse zu verstehen und auch zu achten. In Zeiten von Digitalisierung ist das immer wichtiger. Die Menschen sehnen sich nach persönlichen Kontakten und Verbindungen, es darf wieder ‘menscheln‘, es darf echt sein. Authentizität ist mir besonders wichtig, ich will mich nicht verbiegen“.
Mutter & Tochter setzen ihre Ideen gekonnt durch
Frauenpower aus dem Weinviertel: Bio-Winzerin Monika Neustifter und ihre Mutter – Bio-Landwirtin Brigitte Neustifter – bringen laufend neue Ideen ein, die im Poysdorfer Familienbetrieb in die Praxis umgesetzt werden. Über ihre Rollen als Frauen meint die Winzerin: „Meine Mutter war und ist bei den Bäuerinnen aktiv und gerade in der Landwirtschaft waren aufgrund der Familienbetriebe auch immer schon Frauen am Werk. Oftmals aber nur im Hintergrund und nicht sichtbar. Ich muss sagen, dass man im Weinbau auch als Frau ernstgenommen wird, besonders unter den jungen Kollegen. Da hat sich viel getan und die Branche ist mittlerweile viel durchmischter. Manchmal muss ich noch ein zweites Mal erklären, dass ich nicht nur im Büro arbeite sondern auch im Keller. Aber das wird Gott sei Dank immer seltener. Man kann ja dann ein Glas seines Weines einschenken und damit bekräftigen, dass man sein Handwerk versteht. Ohne meine Mama läuft bei uns nichts. Gerade der laufende Betrieb wird von ihr aufrecht erhalten, das sieht man von außen nicht“.
„Sichere Pensionen – wir fordern mehr für Frauen!“
Altersarmut bei Frauen weit verbreitet
Wenn wir von Armut reden, ist auch die soziale Dimension der geringen Pension für Frauen zu beachten. Frauen bekommen in Österreich im Schnitt etwa halb so viel Pension wie Männer. Das muss sich endlich ändern. Am 29. Juli 2021 haben Männer bereits soviel Pension erhalten, wie Frauen bis 31. Dezember bekommen werden. Dieser Pensionsunterschied zwischen Frauen und Männern beträgt 42,4 Prozent zum Nachteil der Frauen.
Wir als Pensionistenverband NÖ fordern daher ein Paket für sichere Pensionen – nicht nur für Niederösterreich, sondern für die ganze Republik. Als Interessensvertretung achten wir darauf, dass die Lebensqualität in den besten Jahren nicht reduziert wird.
Ihr Prof. Dr. Hannes Bauer
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