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28.04.2024

Gesund & Vital in Kärnten

Wenn Diabetes lahmlegt

Foto: Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach

Diabetes wird immer mehr zur Volkskrankheit. Oft geht er auch mit schweren Komplikationen im Bereich der Füße einher.

Oberarzt Dr. Alexander Eichwalder, Spezialist für Fuß- und Sprunggelenkchirurgie am Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach mit Ordination auch in Klagenfurt, ist seit vielen Jahren auf die Behandlung spezialisiert. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

Dr. Eichwalder, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Beginnen wir mit der Prävalenz von Diabetes in Österreich. Können Sie uns einen Überblick über die aktuelle Situation geben?

Dr. Eichwalder: Gerne. Aktuell sind rund 450.000 Menschen in Österreich betroffen, das entspricht einer Prävalenz von 6,6 Prozent. Zusätzlich gibt es schätzungsweise 150.000 Personen, die noch nicht diagnostiziert sind. Diabetes ist tückisch, weil er oft lange unbemerkt bleibt und erst durch Komplikationen auffällt.

Welche Rolle spielt das diabetische Fußsyndrom in diesem Kontext?

Dr. Eichwalder: Die häufigste Manifestation des diabetischen Fußsyndroms ist das diabetische Fußulkus. Bis zu 34% aller Menschen mit Diabetes mellitus entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung ein Ulkus am Fuß. Dies entsteht durch Nerven- und Gefäßschädigungen, die zu einem verminderten Schmerzempfinden führen, sodass aus vom Patienten nicht wahrgenommenen Überbelastungen und Druckstellen in Kombination mit gestörter Durchblutung Ulzerationen an den Füßen mit der großen Gefahr der Infektion bis hin zu tiefen Knocheninfektionen und septischen Verläufen entstehen. Alle 20 Sekunden erfolgt weltweit eine Amputation bei Menschen mit Diabetes mellitus. In diesem Zusammenhang ist auch der sozioökonomische Aspekt mit langen Krankenständen, Hospitalisierungen und Rehabilitationen gut nachzuvollziehen. Die Kosten für die Diabetesversorgung belaufen sich auf ca. drei Milliarden Euro jährlich wobei in den nächsten Jahren mit einer Verdoppelung zu rechnen ist.

Kann man als Diabetiker auch selbst etwas zur Früherkennung beitragen?

Dr. Eichwalder: In erster Linie ist es wichtig Patienten frühzeitig für das grundsätzliche Risiko von Fuẞproblemen bei Diabetes zu sensibilisieren. Für die Betroffenen ist es wichtig, zu wissen, dass je länger ein Diabetes besteht und je schlechter die Blutzuckerwerte eingestellt sind, desto häufiger tritt der diabetische Fuß auf. Erste Anzeichen können ein vermindertes Gefühlsempfinden im Fuß, schlechter heilende Wunden, trockene Haut, Taubheit oder Kribbeln bis hin zu Formveränderungen des Fuẞes und Entzündungszeichen wie Schwellungen oder Rötungen sein. Jeder Diabetiker sollte täglich seine Füße inspizieren und nach Druckstellen, Wunden, vermehrter Hornhautbildung oder Anzeichen von Infektionen Ausschau halten. Ein Handspiegel oder die Hilfe einer anderen Person, sowie eine regelmäßige Fußpflege helfen, um Veränderungen im Auge zu behalten und vorzubeugen.

Welche spezifischen Behandlungsstrategien gibt es für den diabetischen Fuẞ?

Oberarzt Dr. Alexander Eichwalder aus dem Fachgebiet Orthopädie und Traumatologie/ Unfallchirurgie aus dem Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach. Foto: Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach
Oberarzt Dr. Alexander Eichwalder aus dem Fachgebiet Orthopädie und Traumatologie/ Unfallchirurgie aus dem Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach. Foto: Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach

Dr. Eichwalder: Die Behandlung sollte interdisziplinär erfolgen. Neben Fußchirurgen sind auch Diabetologen, Wundtherapeuten und Orthopädietechniker eingebunden. Es beginnt mit einer richtigen Einstellung des Blutzuckers und regelmäßiger Kontrolle. Spezielle Schulungen für Diabetiker sind ebenso unentbehrlich. Diabetikerschuhwerk und Einlagenverordnung zur Vermeidung von Druckstellen sowie Diabetikersocken spielen auch eine wichtige Rolle. Bei anhaltenden Beschwerden oder fortgeschrittener Symptomatik mit Infektsituationen kommen chirurgische Verfahren und spezielle Operationstechniken zur Druckentlastung bzw. Druckumverteilung zur Anwendung. Die schwerste Ausprägung des diabetischen Fuẞsyndromes, der sogenannte Charcot-Fuß, der klinisch ähnlich einer Entzündung mit Schwellungen und Überwärmungen einhergeht, stellt einen medizinischen Notfall dar und bedarf einer sofortigen Ruhigstellung und Entlastung in speziellen Gipsverbänden.

Sie erwähnten die Notwendigkeit einer interdisziplinären Behandlung bei diabetischen Fußproblemen. Können Sie beschreiben, wie das in Ihrer Klinik organisiert ist?

Dr. Eichwalder: Ich bin durch meine Tätigkeit im Krankenhaus des Deutschen Ordens Friesach in der glücklichen Lage, sämtliche für die Behandlung des diabetischen Fußsyndromes notwendigen Fachabteilungen inklusive einer spezialisierten Wundambulanz mit hochprofessionellem Pflegepersonal vor Ort zu haben. Unser Haus zeichnet sich hier wie in allen Bereichen durch niederschwellige, kurze Kommunikationswege mit dadurch bedingter Möglichkeit des raschen Handelns auf Basis eines gemeinsam abgestimmten Therapieplanes aus. Mir selbst als Arzt liegt das Vermeiden von immer noch viel zu häufig durchgeführten Amputationen und der Erhalt der Mobilität meiner Patienten sehr am Herzen. Dies ist durch die angewandten Methoden und Operationstechniken sowie eine entsprechende Behandlungsstrategie auch in den meisten Fällen möglich.

Web

Alle Informationen zum Angebot im Krankenhaus auf www.dokh.at