Weltweit sind neurologische Erkrankungen die Hauptursache verlorene für Lebensjahre durch krankheitsbedingte Behinderung oder vorzeitigen Tod und sie sind weltweit die zweithäufigste Todesursache. In Österreich erleiden jährlich etwa 20.000 Menschen einen Schlaganfall, was bedeutet, dass alle 27 Minuten eine Person betroffen ist. Die Zahl der Demenzerkrankungen liegt aktuell bei etwa 150.000 Patienten, Tendenz stark steigend. „Schlaganfall und Demenz bringen eine enorme Krankheitslast mit sich. Sie haben erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen und stellen sowohl die Gesellschaft als auch unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen“, so Prim. Univ.-Prof. Dr. Jörg Weber, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) und Abteilungsvorstand der Neurologie im Klinikum Klagenfurt. „Angesichts der zunehmenden neurologischen Erkrankungen ist die verstärkte Förderung der Gehirngesundheit wesentlich. Indem wir körperliche Gesundheit fördern, sichere und gesunde Umgebungen schaffen, lebenslanges Lernen unterstützen und soziale Verbundenheit stärken, können wir die geistige Leistungsfähigkeit erhalten und das Risiko für neurologische Erkrankungen senken“. Beim Pressegespräch der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN) präsentierte er gemeinsam mit weiteren Experten neue Daten, wie Prävention durch Selbstverantwortung und regelmäßige Vorsorge gelingt, welche Reduktion bestimmter Risikofaktoren das Erkrankungsrisiko bei Früherkennung deutlich senkt. Durch gezielte Lebensstilmodifikationen - wie gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und das Management von Risikofaktoren - kann das Risiko für einen Schlaganfall um bis zu 80 Prozent, und das Risiko für Demenz um 45 Prozent gesenkt werden. Insgesamt gibt es 14 vermeidbare Risikofaktoren für Demenz, darunter niedrige Bildung im Kindesalter, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Seh- und Hörverlust, soziale Isolation sowie Bewegungsmangel. Besonders Luftverschmutzung gefährdet die Gehirngesundheit weltweit. Es wird geschätzt, dass 99 Prozent der Menschen weltweit verschmutzte Luft in ihrer Umgebung einatmen, was die Gehirnentwicklung und -gesundheit über die gesamte Lebensspanne hinweg gefährdet.
Sehbehinderung und Cholesterin als Risikofaktoren
Eine Studie zeigt, dass Sehprobleme den kognitiven Abbau vorhersagen können. Weltweit sind 12,5 % der Menschen über 50 betroffen, wobei eine frühzeitige Behandlung das Demenzrisiko senken kann.
Neben Sehbehinderungen gelten auch erhöhte Cholesterinwerte als bedeutende Katalysatoren für die Entwicklung von Demenz. Demnach erhöht ein zu hoher Cholesterinwert zwischen 45 und 65 Jahren das Risiko für Demenz um sieben Prozent.


Risikofaktor „Schlaf“: Mehr als acht Stunden erhöhen Schlaganfallrisiko
Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv zur Gehirngesundheit beizutragen. Neben Bluthochdruck und Diabetes sowie anderen Faktoren wie Depressionen spielt Schlaf eine entscheidende Rolle. Zu kurze oder zu lange Schlafzeiten (über acht Stunden) könnten das Schlaganfallrisiko erhöhen. „Eine besonders lange Schlafdauer ist ein starker Marker und ein plausibler Risikofaktor für Schlaganfälle und sollte in zukünftigen Risikobewertungen und Präventionsstrategien berücksichtigt werden“, betonten die Experten. Die Auswirkungen von Schlafstörungen auf das Gehirn können zumindest teilweise durch eine erhöhte Entzündung erklärt werden, da Schlafstörungen mit erhöhten Werten von C-reaktivem Protein und Interleukin-6 in Verbindung stehen, die beide Anzeichen für Entzündungen im Körper sind. Da Schlaganfälle weltweit eine der häufigsten Ursachen für Behinderungen sind, ist Prävention essenziell - nicht zuletzt angesichts der hohen Kosten für Akutbehandlung und Rehabilitation, die in Österreich allein im ersten Jahr geschätzt über eine Milliarde Euro betragen.
Info
Die Forschung liefert immer genauere Erkenntnisse über biologische Marker und bildgebende Verfahren, die eine frühzeitige Identifikation von Veränderungen ermöglichen, aus denen auf ein erhöhtes Risiko für Demenz oder Schlaganfall geschlossen werden kann. Moderne Diagnostik erlaubt es heute, präventive Maßnahmen individuell anzupassen und gezielt einzuleiten. Weitere Infos erhält man bei der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie und auf www.oegn.at