Kunstfasern bringen geschätzte 500.000 Tonnen Mikroplastik im Jahr in die Umwelt unserer Erde, Baumwolle braucht enorm viel Wasser bei Anbau und Verarbeitung - pro T-Shirt sind es etwa 2700 Liter. Die Textilbranche ist damit einer der großen Öko-Sünder.
Dass es ganz anders geht, beweist die heimische Lenzing AG. Sie erzeugt im Jahr rund eine Million Tonnen Textilfasern für Mode und Vliesstoffe (z. B. für Hygieneartikel) aus Holz bzw. Zellstoff und ist damit weltweit höchst erfolgreich. Der Hauptvorteil: weil die Kleidung sozusagen im Wald gewachsen ist, gilt sie als klimaneutral und ist zudem noch biologisch abbaubar. Das wurde aktuell von den Meeresforschern der Universität von Kalifornien in San Diego neuerlich bestätigt.
Wahrscheinlich hat auch jede und jeder von uns schon Lenzing-Fasern am Leib getragen. Sicher ist man, wenn auf dem Etikett Modal oder Tencel steht, denn dies sind die internationalen Markennamen für die Lyocell genannten Lenzing-Produkte.
Erzeugt werden sie übrigens auch teilweise in Österreich, neben dem Stammwerk in Oberösterreich besteht ein weiteres im burgenländischen Heiligenkreuz. Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, wird zerkleinert, quasi „gekocht“ und daraus Cellulose gewonnen, die sich zu Fasern verarbeiten lässt.
Das überzeugt viele Modekonzerne wie Levi's, H&M, Triumph, Löffler, Esprit, Marc O'Polo, Asos, J.Crew, Victoria's Secret und andere, die vor allem Tencel in ihren Kollektionen einsetzen. Doch das ist nur der Anfang, denn Lenzing steuert in letzter Zeit mit vielen Innovationen auf eine komplette Mode-Kreislaufwirtschaft zu.
So arbeitet man mit der deutschen Karl Mayer-Gruppe, einem der weltgrößten Hersteller von Textilmaschinen, zusammen, damit Wirk- und Flachstrickereien etwa für Unterwäsche technisch zur Gänze auf Tencel-Fasern umstellen können.
Mit anderen Partnern aus Brasilien, Pakistan und Spanien startete man eine Initiative, um aus recycelten Lyocellfasern Denimstoffe für Jeans zu erzeugen. Sie sind extrem haltbar, fühlen sich wie Baumwolle an, doch kommt deren Herstellung ohne zusätzliches Wasser und Chemikalien aus.
Sogar bisher kaum verwertbare Mischgewebe haben die Oberösterreicher nun als Rohstoffquelle erkannt: Zusammen mit einem schwedischen Zellstoff - und einem portugiesischen Stofferzeuger - werden erstmals in großen Mengen aus mechanisch zerkleinerten Textilabfällen neue Fasern gewonnen und zu Stoffen verarbeitet. Ziel ist es, rund 25.000 Tonnen Altkleider im Jahr nochmals auf den Laufsteg zu bringen. Das bekannte Damenmodelabel Filippa K. macht daraus jedenfalls bereits für nächsten Frühjahr/Sommer die erste Kollektion weltweit aus solch einem Gewebe - vorgestellt werden die Modelle im Herbst 2023.
von Christian Ebeert
Info
Näheres zu den Initiativen unter
https://reports.lenzing.com/nachhaltigkeitsbericht/2022