Runter vom Gas!“, ermahnt mich Fahrlehrer Günter Roth gleich nach dem Losfahren. Nein, ich lenke kein Auto, sondern probiere mich heute als Busfahrerin und sitze in einem zwölf Meter langen Omnibus mit 50 Sitzen.
Aber keine Sorge, ich befinde mich auf einem Übungsplatz in Lendorf - alles andere wäre für die restlichen Verkehrsteilnehmer wahrscheinlich gemeingefährlich. Nachdem ich kontrolliere, ob alle Türen geschlossen sind, und meine Fahrgäste - keine Sorge, „Zivilisten“ waren nicht an Bord - wohl alle angeschnallt sind, geht's los.
Und schon wird meine Fahrweise kritisiert: „Schau, wo du fährst, du würdest den Gegenverkehr rammen“, blickt mir Roth über die Schulter und rät mir, weiter nach rechts zu lenken, weil sich der hintere Teil des Busses komplett auf der Gegenfahrbahn befindet.
Na zum Glück sind wir nur auf einem Übungsplatz, denke ich mir. Die erste Runde fällt mir gar nicht so leicht. Für mich fühlt es sich nämlich an, als würde ich mich viel zu weit am rechten Fahrbahnrand befinden. Der vordere rechte Busteil ragt meiner Meinung viel zu weit über die Sperrlinie.
„Das ist deshalb, weil sich die Vorderachse viel weiter hinten befindet als bei einem Auto. Daher musst du die Kurve noch intensiver ausfahren, damit du mit dem hinteren Teil auf deiner Seite bleibst“, erklärt Roth und rät mir, in die vielen Spiegel links und rechts von mir zu schauen. Guter Tipp, ich habe alles im Blick! So klappt das Ganze schon viel besser.
Und nun geht's ans Bremsen. Denn da gibt es neben der Fußbremse noch den sogenannten Retarder. „Vor jedem Halten wird dieser verwendet, er schont die Betriebsbremsanlage vor Verschleiß, weil wir ja doch mit einem sehr großen und schweren Gefährt unterwegs sind.“ Hebel ziehen und schon bremst der Bus. Die bislang einfachste Aufgabe, schmunzle ich. Es beginnt, mir richtig Spaß zu machen und schön langsam habe ich den Dreh auch beim Kurvenfahren raus. „Super gemacht“, lobt mich Roth.
Nach meiner Fahrt geht's ab auf die richtige Straße.
Keine Sorge, nicht für mich, sondern für Fahrschülerin Theresa Wegscheider, der ich bei der Probefahrt zuschauen darf. Als wir auf einem Parkplatz in Gmünd einparken, äußere ich mich erleichtert in die Runde: „Bin ich froh, dass mir die Aufgabe Einparken nicht gestellt wurde.“ Aber die junge Mama aus Malta ermutigt mich: „Glaub mir, das hättest du locker geschafft. Das ist alles Übungssache!“
Buslenker dringend für Pilotprojekt gesucht
Für jeden einzelnen interessierten Chauffeur ist man derzeit dankbar. „Der Busfahrermangel ist in Kärnten leider extrem zu spüren“, sagt Martin Bacher von Bacher Reisen. Um dem entgegenzuwirken, hat sich der Unternehmer mit der Fahrschule Gabriel aus Villach zusammengetan. „In den Bezirken Hermagor, Villach und Spittal gab es bisher keine Möglichkeit, Busfahrer auszubilden. Dafür mussten Schüler nach Osttirol oder Klagenfurt ausweichen.“
Dank eines neuen Projektes ist das jetzt Geschichte. „Wir haben einen Übungsbus angekauft und ein attraktives Angebot, wo unter bestimmten Voraussetzungen auch die Kosten für den Führerschein übernommen werden, geschaffen. Wir arbeiten außerdem mit dem AMS zusammen.“
Nach Chauffeuren wird gerade händeringend im Lieser-Maltatal gesucht. Ab Sommer benötigt man 20 zusätzliche Fahrer, weil dort das Öffi-Angebot im Zuge eines Kärntner Pilotprojektes extrem ausgebaut wird. Im Stundentakt sollen Busse verfügbar sein, neue Gebiete, sogar bis in die kleinsten Bergdörfer, angefahren werden. Außerdem werden auch Tourismusziele wie die Kölnbreinsperre oder der Katschberg noch intensiver angefahren. Das Projekt, das am 8. Juli startet, wird am 12. Juni vorgestellt. Elisa Aschbacher