Der europäischen Autoindustrie bläst derzeit ein starker Wind ins Gesicht: Der Autoabsatz schwächelt angesichts der anhaltenden Wirtschaftsflaute, die Konkurrenz aus Fernost und Amerika drängt mit günstigen, fortschrittlichen E-Autos auf den Markt und der Absatz von Elektroautos kommt aufgrund unzureichender Ladeinfrastruktur, Reichweitenskepsis und hoher Einstiegspreise nicht in Schwung. Als wäre dies nicht genug, droht den europäischen Autobauern noch von anderer Seite Ungemach: Denn auch die von der EU vorgegebenen Flottengrenzwerte treiben den Automanagern die Sorgenfalten ins Gesicht.

Bekanntlich gelten seit Jahresbeginn 2025 strengere Regeln für den CO₂-Ausstoẞ: Alle neu verkauften Autos eines Konzerns müssen in ihrer Gesamtheit unter einem verschärften CO₂-Flottengrenzwert von 93,6 g/km liegen. Gelingt dies nicht, drohen manchen Autobauern milliardenschwere Strafzahlungen. Das Problem dabei: Um die ambitionierten CO₂-Limits zu erreichen, müsste heuer zumindest jedes vierte Auto ein Elektrofahrzeug sein. Laut europäischem Autoverband lag ihr Anteil am Neuwagen-Absatz zuletzt im Schnitt nur bei enttäuschenden 13 Prozent. Außerdem träfen die drohenden Strafzahlungen eine Branche, die derzeit ohnehin am Boden liegt. Kaum verwunderlich, dass Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbandes deutscher Autobauer, eine Aussetzung der Strafen forderte. „Wir haben eine schwere Wirtschaftskrise und andere Themen mehr, deshalb macht es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Sinn, Strafzahlungen zu vereinnahmen“, so ihr Tenor.
Strafzahlung oder CO2-Pooling
Um den Absatz ihrer Elektromodelle zu finanzieren und zu forcieren, haben die großen Autohersteller erste Maßnahmen eingeleitet: VW, Stellantis und Renault erhöhten noch zuletzt die Listenpreise ihrer Verbrenner-Modelle, um einerseits Verbrenner weniger attraktiv gegenüber Stromern zu machen und andererseits Geld zur Finanzierung von Rabatten für den Absatz von E-Fahrzeugen zu lukrieren. Auch günstige E-Mobility-Einstiegsmodelle sollen helfen, die geforderten Abgasziele zu erreichen.Â
Ob dies alleine ausreicht, darf zumindest für einige Marken ernsthaft bezweifelt werden. Für sie bleibt nur noch eine Art „Buchungstrick“: das sogenannte CO₂-Pooling, wie es bereits 2021 von der FCA-Gruppe mit Honda und Tesla praktiziert wurde. Dabei kaufen Hersteller mit hohem Abgasausstoß CO₂-Zertifikate von Konkurrenten mit hohem E-Anteil zu, um ihre Flottenziele halbwegs zu erreichen.