Bei Dominik Baumann steckt es jedenfalls in den Genen. „Schon mein Vater Oliver wollte Rennfahrer werden. Ich bin es jetzt tatsächlich, weil er es mir ermöglichte“, hat die Familien- DNA im Sohn seine Manifestation gefunden. Begonnen hat Dominik einst mit dem Kartsport, ehe er mit 15 umstieg. Eine Besonderheit war, dass der damalige Sport-Handelsschüler den Zweig „Motorsport“ wählte. Als erster und einziger in ganz Österreich. Seine Passion galt eben ganz den Rennautos, die sich schon bald in Topresultaten widerspiegelte.
Der zweite Gesamtrang im Jahr 2015 ist ein absolutes Highlight seiner Karriere. Bereits 2012 wurde er zum Talent des Jahres in der FIA Central European Zone gekürt.
Ruhige, überlegte Art
Ein Jahrzehnt später ist aus dem Talent von damals längst ein erfahrener Rennfahrer geworden, der wegen seiner ruhigen, überlegten Art, seiner raschen Auffassungsgabe und seinen analytischen Fähigkeiten geschätzt wird. Denn Dominik hat rasch erkannt, dass mit purem Draufgängertum im Rennsport keine Karriere zu machen ist. „Man muss das Risiko stets abwägen. Die Teams suchen eher nach Fahrern, die konstant sind, die das Auto heil ins Ziel bringen und die Teamplayer sind.“ Eigenschaften, die der Rumer, der allgemein in der Szene als „netter Kerl“ gilt, allesamt mitbringt. Schließlich stecken die Teams viel Geld in den Motorsport und Crashs kommen ganz schön teuer.
Freilich ganz davon blieb auch Baumann nicht verschont. Vor knapp drei Jahren erwischte es ihn in der Nordschleife auf dem Nürburgring. „Ich bin voll in ein anderes Auto gerutscht, das ganze hat wild ausgeschaut. Gott sei Dank bin ich in einem Mercedes gesessen, das als das sicherste Fahrzeug im Rennzirkus gilt.“ Baumann erlitt einen Schlüsselbeinbruch, und saß sechs Wochen später bereits wieder im Auto. Angst kennt der Rumer nicht, da das Vertrauen in die Teams da ist. Seine fahrerische Palette reicht von Kurzstrecken-Rennen bis zu den 24-Stunden- Klassikern auf dem Nürburgring oder im belgischen Spa. In solchen Rennen sitzt er dann zwischen sechs und zehn Stunden hinter dem Steuer. Die aktuelle Serie, an der er mit seinen Team SPS Automotive teilnimmt, ist die GT World Challenge Europe. Diese umfasst fünf Sprint- und fünf Langstreckenrennen. Er fährt Mercedes AMG GT 3.
Valentino Rossi fährt mit
Anfang April geht es für ihn in der Motorsporthochburg Imola los. Die rennsportbegeisterten Tifosi werden dabei aus dem Häuschen sein, ist doch mit Valentino Rossi eine absolute Motorrad-Legende mit dabei. Der neunfache Moto-GP-Weltmeister bestreitet so wie der Tiroler die GT World Challenge Europe.
„Damit bekommen wir natürlich eine Riesenaufmerksamkeit“, freut sich Baumann auf den Start. Er startet mit seinem Schweizer Partner Valentin Pierburg in der ProAm-Klasse. Das heißt, dass ein Team aus einem Profi und einem Amateur besteht.
Viele Tage im Jahr ist er auf Rennstrecken in der ganzen Welt unterwegs. Allein im Jahr 2018 saß er 96 Mal im Flugzeug. Manchmal wurde er auch für kurzfristige Einsätze geordert. Dann kam Corona und die unfreiwillige Rennpause.
Ganz ohne Cockpit war er aber auch in dieser Zeit nicht. In seinem kleinen Büro in der Halle, die er sich mit Kartkollegen Jürgen Schmarl teilt, hat Baumann einen Rennsimulator aufgestellt. Indoor kann er damit sämtliche Strecken abfahren. Eine gute Übung, mehr aber nicht. „Denn im Auto ist es schon ein ganz anderes Gefühl als auf dem Simulator.Am meisten Spaß macht es, wenn ich mich mit meinen Kumpel vor dem Computer matchen kann.“
Nicht missen möchte er auch das Kartfahren. „Da kann ich mir genau jene Muskeln antrainieren, die ich brauche.“ Denn der Rennprofi aus Rum weiß genau: Obwohl sein Terminplan schon ziemlich feststeht, wird auch in diesem Jahr wieder das eine oder andere Mal das Telefon läuten.
Und es wird heißen: bei Anruf Rennfahren!