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25.02.2022

Motor

Erfolgsmodell mit Fehlstart

Was 1997 für Skandale und eine Kultfigur sorgte, hat sich heute zu einer Erfolgsgeschichte entwickelt, die mit rund 9 Mrd. Euro einen großen Teil des Bau- und Erhaltungsaufwands von Österreichs Straßen sicherstellt: Die Vignette, die heuer ihren 25. Geburtstag feiert.

Foto: Asfinag

„Heiß umfehdet, wild umstritten“ heißt es in der österreichischen Bundeshymne. Und was dort auf unser Heimatland gemünzt ist, trifft auch für die Autobahn-Vignette zu, die vor 25 Jahren das erste Mal die Windschutzscheiben der heimischen Autobahnbenutzer zierte.

Pickerlnot & Vignettenman 

Die Einführung des Autobahnpickerls verlief alles andere als friktionslos. Pleiten und Pannen ließen in den ersten Monaten die Seele der Autobahnbenutzer hochgehen und machten das kleine Österreich zur internationalen Lachnummer. Erst wurden zu wenig Vignetten gedruckt, da man sich bei der Bestellung auf den Rat einer deutschen Beratungsfirma verließ und zu wenig Kleber in Auftrag gab, dann lieferte die Druckerei in den USA schlechtes Material mit fatalen Folgen: Die Pickerl lösten sich von selbst von der Windschutzscheibe, zudem konnten neue Kleber erst wieder Mitte Jänner nachbestellt werden. Der Simple Grund: Die Druckerei in Chicago war bis dahin im Urlaub.

Erfolgsmodell mit Fehlstart-2

Zu diesem Zeitpunkt standen deutsche Touristen Schlange an den Grenzen, weil sie in den Winterurlaub wollten und  keine Vignetten mehr bei der Einreise bekamen. 7,3 Millionen Pickerl wurden gedruckt, rund 18 Millionen jedoch benötigt. Die Bild- Zeitung ortete einen Skandal, die Polizei strafte munter weiter und der damalige Kärntner Verkehrslandesrat Karl-Heinz Grasser drohte mit einer Autobahnblockade wegen der „Wegelagerei“ der Bundesregierung. Erst als die Polizisten selbst rebellierten, verschob man die Bestrafung auf Februar. Doch es wäre nicht Österreich, hätte man das ganze Debakel nicht auch mit Humor genommen: Der Vignettenman – „ohne Furcht und ohne Hirn“ – wurde aus der Taufe gehoben und vergnügte die Österreicher jeden Tag im Ö3-Wecker mit kuriosen Humoresken rund um die Vignette. Sein markanter Spruch: „Bevor ich dich rette, eine Vignette!“

Best-Practice-Modell

Schließlich lernte man aus den Fehlern und machte die Vignette zum Erfolgsmodell, das bald von vielen europäischen Ländern kopiert wurde. Im Dezember 2017 folgte der nächste Schritt in Richtung Zukunft: die Einführung der Digitalen Vignette, die heute mit einem Anteil von 62 Prozent bei Jahresvignetten das Klebe-Pendant längst überflügelt hat. Über den Erfolg des Pickerls freuen sich naturgemäß die beiden ASFI- NAG-Vorstände Josef Fiala und Hartwig Hufnagl: „Die Vignette ist ein wesentlicher Eckpfeiler des Systems ASFINAG. Rein kundenfinanziert belasten wir keine zusätzlichen Budgettöpfe des Bundes. Das macht uns zu einem Best-Practice-Modell in ganz Europa.“