Besonders emotional war sein Sieg in Misano bei der TCR Italy 2018 in seinem Abschlussjahr. „Aus beruflichen Gründen hatte ich zu wenig Zeit für den Autorennsport.“ Also ging es 2019 wieder „Zurück zum Ursprung“ – dem Kartsport.
Fiebern auf Saisonbeginn
Nagelneu ist nicht nur der riesige Mercedes-Transporter, der an den Rennwochenenden vielerlei Dienste erfüllt, sondern auch das Gokart, das noch fast gänzlich unberührt auf die ersten Einsätze wartet. Der sportbegeisterte Rumer, der nunmehr in Polling lebt, hat den aktuellen Kalender schon mehrfach durchgeblättert. Insgesamt 20 Renntermine hat er darin eingetragen. „Los geht es am 25. Februar“, fiebert Schmarl dem Auftakt bereits entgegen.
Auf der Kartbahn in Lonato del Garda soll erstmals in dieser Saison die Startampel auf Grün schalten. Apropos Italien. Unser südliches Nachbarland ist so etwas wie die Heimat des Kartsports. Und wer die Begeisterung der Italiener kennt, weiß, wie ernst die Sporttifosi die Rennen nehmen. Der Tiroler kann dazu eine Anekdote erzählen. „Ich fahre ja sozusagen in der Altherrenklasse mit. Als ich bei meinem ersten Rennen, die ’kleinen älteren Mandln‘ sah, dachte ich, denen werde ich zeigen, wo es langgeht. Am Ende haben sie mir gezeigt, wo der Bartl den Most abholt.“
70-Jähriger als Vorbild
Entmutigt hat ihn diese Erfahrung nicht. Im Gegenteil. Es weckte zusätzlich seinen Ehrgeiz. Mit Dominik Baumann hat der sportliche Endvierziger auch den richtigen Teamkollegen an seiner Seite. Der 29-jährige Rumer ist professioneller Rennsportler und damit ein idealer Trainingspartner. „Er ist meine persönliche Benchmark“, drückt es „schmarli“, wie er sich auf seiner eigenen Website nennt, aus. Die Zeiten des Topfahrers sind eine ideale Orientierungshilfe.
Das Vorbild des verheirateten Vaters zweier Kinder ist jedoch jemand anders. Nämlich ein gewisser Franz Häringer. „Er ist vor kurzem 70 geworden und ist immer noch mit Eifer dabei. Wenn er nach dem Rennen aus seinem Gokart steigt, wirkt er topfit, während mir manchmal alles weh tut. Ich betreibe viele Sportarten, aber Gokart ist brutal anstrengend.“ Schließlich spürt man im schmalen Sitz jede Bodenwelle, passt doch zwischen dem Unterboden und dem Asphalt kaum ein Blatt dazwischen. „Purer Motorsport eben“, wiederholt Jürgen Schmarl. Pro Rennen ist entweder eine gewisse Rundenzahl oder eine Zeit zu absolvieren. Diese liegt im Schnitt zwischen 15 und 20 Minuten.
Formel-1-Star begegnet
Für viele Formel-1-Fahrer war das Gokart so etwas wie ihre Kinderstube. Auch als etablierte Fahrer schätzen sie das Kart als Ausgleich und ideales Trainingsgerät. Der Rumer ist in den Rennen schon Ferrari-Star Charles Leclerc begegnet, sprach auch persönlich mit ihm. Oder auch den aufsteigenden Formel-1-Pilot Yuki Tsunoda, der in der abgelaufenen Saison seine Premiere in der Königsklasse des Motorsports feierte. Schmarl erinnert sich, wie Tsunoda einmal in einem Kart überfordert wirkte. „Auch er hat das Kartfahren wohl unterschätzt.“
Freilich geht es für den sportbegeisterten Tiroler in erster Linie um den Spaß und das Frönen seiner Leidenschaft. Dafür nimmt er gerne in Kauf, dass er pro Jahr zwischen 70 und 80 Tage unterwegs ist. Sein neues Gokart zählt zu den Feinsten. Es hat 50 PS und einen Maximalspeed von 144 km/h. Und er ist sicher, auch in dieser Saison wieder aufs Podest zu rasen. „Insgesamt werde ich mit den Tourenwagen und Gokarts schon an die hundert Mal auf dem Stockerl gestanden sein. So ganz genau weiß ich das nicht mehr.“