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22.03.2024

Motor in Tirol

Im VW Schwimmer quer durch Europa

Franz mit Ehefrau Margarete. Im Hintergrund: Der Schwimmwagen VW 166.

Dieses Auto ist ein Talent - an Land und zu Wasser. Franz und seine Frau Margarete sind stolze Besitzer eines ganz besonderen Fahrzeugs: eines VW Schwimmers.

Wir sitzen in einer gemütlichen Tiroler Stube. Auf dem Holztisch liegen drei dicke Fotoalben, die Geschichten von abenteuerlichen Reisen erzählen. Die Gastgeber Franz und Margarete schlagen das erste Album auf und beginnen zu erzählen.

Ein Jugendtraum wird wahr

Nostalgische Erinnerungen aus vergangenen Zeiten: Als Franz den historischen Schwimmwagen im Jahr 1961 kaufte, war er passend zum Trend der damaligen Zeit blau eingefärbt. Fotos: Franz F.
Nostalgische Erinnerungen aus vergangenen Zeiten: Als Franz den historischen Schwimmwagen im Jahr 1961 kaufte, war er passend zum Trend der damaligen Zeit blau eingefärbt. Fotos: Franz F.

„Schon als Kind, hat mich das Wasser und der Inn fasziniert. Ich hab mir früh vorgenommen, ihn eines Tages zu befahren“, berichtet Franz. 1961 bot sich dann die ideale Gelegenheit: ein VW Schwimmwagen des Typs 166 stand in Hall zum Verkauf. Franz überlegte nicht lange und beschloss, sich seinen Jugendtraum zu erfüllen. Freunde und Familie erklärten ihn erst einmal für verrückt. Der Schwimmwagen, den der deutsche Autokonstrukteur Hans Trippel entwarf, wurde nämlich als Kriegsfahrzeug für die Wehrmacht hergestellt. Zwischen 1942 bis 1944 produzierte man lediglich 14.276 Stück dieses Modells. Äußerlich ähnelt er stark dem Porsche 128, aber er war kompakter und mit 910 kg deutlich leichter. Der Kleinwagen bot damals Platz für vier bewaffnete Soldaten. „Unser VW hatte auch einige Einschüsse vom Zweiten Weltkrieg“, erklärt Franz. Das Fahrzeug wurde dann einige Jahre lang in einem Stadel versteckt und hatte zwei weitere Vorbesitzer, ehe Franz es erwarb.

Abenteuer an Land und zu Wasser

„Wir waren wirklich viel unterwegs, besonders in Südeuropa, aber auch in Nordafrika. Mein Glück war es, dass ich so eine sportliche und abenteuerlustige Frau habe, die bei allen Aktionen mit großer Begeisterung dabei war“, freut sich Franz. „Viele andere wären nicht gerne mitgefahren. Man sitzt nämlich sehr hart und unbequem in der Blechwanne des VWs, außerdem zieht es heftig, weil das Auto ja offen ist. Es ist einfach Abenteuer pur! So haben wir viele wunderschöne Reisen durch ganz Europa unternommen.“

Mittlerweile bleiben die zwei aber lieber innerhalb der österreichischen Landesgrenze. Das Risiko, dass der Schwimmwagen im Ausland gestohlen werden könnte, ist dem Paar nämlich schlichtweg zu hoch.

Allen Hindernissen zum Trotz

Margarete und Franz hatten gemeinsam jahrelang die Glungezer-Hütte auf 2610 Metern in den Tuxer Alpen in Pacht. „Meine Frau und ich haben eine Familie gegründet und ein Haus gebaut. Daher hätten wir das Geld, das uns ein Verkauf verschafft hätte, gut gebrauchen können. Wir haben uns allerdings dagegen entschieden und konnten das Auto so all die Jahre über halten“, erzählt Franz. „Wir hatten glücklicherweise auch einen persönlichen Mechaniker. Der hat uns das Auto repariert, wenn etwas kaputt gegangen ist“, erinnert sich Franz. Trotz einiger Schäden im Laufe der Jahrzehnte konnte dieser den Wagen stets wieder zum Fahren bringen.

Der „schwimmende Panzer“

Ein Erlebnis von ihren zahlreichen Reisen ist dem Ehepaar besonders in Erinnerung geblieben: Da waren sie gerade auf der ehemaligen jugoslawischen, heute adriatischen, Küstenstraße unterwegs. An einem Café haben sie angehalten und sind eingekehrt. „Als wir wieder in unseren Schwimmwagen steigen wollten, standen plötzlich viele junge Männer um das Auto herum. Einer hat Pistolenschüsse nachgeahmt und auf unseren VW gezeigt“, erinnert sich Margarete. „Das Auto hat sie an den Krieg erinnert. Wir waren nämlich kurz nach Ende der Jugoslawienkriege dort. Die Männer haben sich gefragt, warum wir mit so einem Panzer herumfahren“, schmunzelt Franz. Margarete erzählt weiter: „Dann habe ich auf den Schiffspropeller gezeigt und ihnen zu verstehen gegeben, dass das Auto schwimmen kann und es ein Freizeit- und kein Militärfahrzeug ist. Davon waren sie richtig begeistert. Wir sind dann winkend davongefahren. Diese Begegnung ist mir sehr stark im Gedächtnis geblieben.“

Die beiden sind auch heute noch sehr sportlich unterwegs, gehen wandern und machen Skitouren. Mittlerweile haben VW 166er einen Wert von etwa 150.000 €. Verkaufen würde Franz seinen Oldtimer-Schatz allerdings auf keinen Fall: „Wir haben vier Kinder und neun Enkel. Zum Glück darf er bei mir also in der Familie bleiben“, sagt er lächelnd.