"Einer für alle“, heißt es bei Alexandre Dumas und seinen drei Musketieren. . „Einer für alle“ könnte es aber auch ebenso gut beim Volkswagenkonzern in Wolfsburg lauten, müsste man das große Geburtstagskind des heurigen Jahres charakterisieren: den Golf.
Der Verkaufsschlager, der im Frühjahr 1974 erstmals vorfuhr und seither mehr als 37 Millionen Käufer fand, kam zur richtigen Zeit und für VW sprichwörtlich in letzter Minute: Der Ölschock und Konjunkturabschwung hatte Deutschland voll erfasst, die Absatzzahlen beim einstigen Vorzeigebetrieb brachen ein und bescherten Wolfsburgern herbe Verluste sowie einen Aktienkurs, der nur eine Richtung kannte: jene nach unten.
Viel zu lange hatte man sich in der VW-Chefetage auf den Käfer verlassen und nur halbherzig an einem Nachfolger gearbeitet, bis CEO Kurt Lotz 1970 den Befreiungsschlag wagte und einen jungen Designer anheuerte, der alles auf den Kopf stellen sollte: Giorgetto Giugiaro.
Den runden Formen des Käfers stellte der Italiener kantige Linien entgegen, verlegte Motor und Antrieb nach vorne und den Kofferraum nach hinten und bescherte so dem Wagen ein Raumgefühl, das trotz einer Fahrzeuglänge von bescheidenen 3,70 Metern mit jenem größerer Modelle mithalten konnte. Auch die Ingenieure wagten viel Neues: Sie setzten auf Wasserstatt der alten Luftkühlung und ersetzten den Boxermotor durch einen platzsparenden, quer eingebauten Reihenmotor.
Das Paket war stimmig, alltagstauglich und traf den Geschmack der Zeit - das sollte sich bald in den Verkaufszahlen niederschlagen: Verhalten gestartet, legte der auf dem Namen “Golf“ getaufte Käfer-Nachfolger ab 1975 richtig los und stürmte trotz anfänglicher Qualitätsmangel bald an die Spitze der Verkaufsstatistik, wo er sich Jahrzehnte lang halten sollte. Zu Recht, denn der Golf ging mit der Zeit, ohne je seine Identität zu verlieren. Wer einen Golf orderte, wusste, was er bekam. Nicht umsonst titelte VW einst: Golf bleibt Golf.
von Christian Seirer
Info
Das legendäre GTI-Treffen findet heuer nicht am Wörthersee statt, sondern in der Geburtsstadt des Golfs: in Wolfsburg.