Dabei hat er sich bei seinen Recherchen ausschließlich auf die „Motorradszene rund um Imst“ konzentriert, wie es der Buchtitel besagt. „Nie hätte ich gedacht, dass so viel Material zusammenkommt“, war der frischgebackene Autor selbst am meisten überrascht über den großen Zuspruch.
Beim Blättern wird rasch klar. Kaniok hat sich extrem viel Mühe gegeben und hat den zeitlichen Bogen von 1924 bis zum Jahr 2000 gespannt. Sein Werk bildet also die komplette Motorrad-Historie von Imst und den umliegenden Talschaften des 20. Jahrhunderts ab. Auch für die Gestaltung zeigt der gelernte Kunstschmied selbst verantwortlich, ist doch das Buch im Eigenverlag erschienen.
Über drei Jahre gebraucht
Insgesamt dreieinhalb Jahre war er an der Umsetzung dran, ehe am 13. Mai dieses Jahres im Imster Café Rosengartl die offizielle Präsentation erfolgte. Dieser Abend war ein voller Erfolg. Motorradbegeisterte aus nah und fern genossen den stimmigen Abend in illustrer Runde und schmökerten im erworbenen Werk. „Ein Exemplar habe ich bereits nach Holland verkauft und das Motorrad-Museum Friedrich Ehn in Niederösterreich hat ein Buch erworben.“
Eine Schachtel mit Fotos
Doch wie entstand überhaupt die Idee, ein solch monumentales Werk zu schaffen. Edi Kaniok greift zu einer Schachtel, in denen sich Fotos stapeln. „Da sind Bilder von mir und meinen vielen Motorrädern. Von 1975 an hatte ich insgesamt 49. Als ich die alten Fotos wieder einmal anschaute, dachte ich, dass es schade ist, wenn sie nur in der Schachtel sind. Also machte ich ein Fotobuch für mich selbst.“
Das war – um in der Motorradsprache zu sprechen – sozusagen die Initialzündung für eine weitere Dokumentation. Doch so schnell Ideen geboren werden, so rasch ist auch klar, dass die Umsetzung nicht einfach wird. Auch beim Gründungsmitglied von Harley Davidson Klub Tirol war dies so. Die Recherchen verliefen schleppend, Bildmaterial von früheren Zeiten gab es nur schwerlich zu erhalten.
Einbremsen ließ sich Edi dadurch aber nicht. Vielmehr ging er mit der gleichen Leidenschaft ans Werk, die er beim Motorradfahren verspürt. Kaniok gab mächtig Gas, war eineinhalb Jahre unterwegs, um Bilder zu sammeln, die er aus privaten Quellen bekam.
Er scannte sie selbst ein und war gleichzeitig stets auf der Suche nach weiteren tollen Fotos. „Dann kam Corona und die Recherche wurde noch schwieriger.“ Doch unter Biker-Freunden sprach sich herum, was Edi Kaniok vorhat. „Am Schluss war es so, dass jeder noch ins Buch wollte und mir Bilder brachte.“ Nun verfügt der Imster über ein riesiges Archiv, das reichen würde, noch ein weiteres Buch zu füllen. Ob das ein Ziel ist? Der Autor winkt ab. „Ich möchte jetzt erst einmal die Pension genießen“, sagt der ehemalige Schlosser auch in Hinblick auf das Herkules-Projekt, das er erfolgreich durchgezogen hat.
Bilder dokumentieren Geschichten
Hinter den Abbildungen stecken viel mehr als nur Motorräder. Sie dokumentieren Geschichten, wecken Erinnerungen, zeigen die Veränderungen von Straßen und Landschaften über die Jahre und Jahrzehnte auf. Deshalb hat für ihn jedes einzelne Foto ein eigenes Flair.
„Ich möchte da keine Wertung treffen, weil es so ist, wie mit einem Motorrad. Die einen finden es ,schiach‘, die anderen wiederum schön“, spricht er es auf Tirolerisch aus. Im Laufe seiner Recherchen hat der 63-Jährige viele persönlichen Geschichten kennengelernt, hat die Menschen hinter den Motorrädern hervorgeholt.
Es sind unvergessliche Momentaufnahmen von der Straße, Enduro, Motocrossrennen und vieles mehr. Im analogen Zeitalter waren Bilder noch wesentlich rarer, weil jedes Foto, das entwickelt wurde, Geld kostete.
Eine Bildstrecke ist auch den legendären Motocross-Veranstaltungen am Piger und Kapuziner-Bichl Ende der 1960er und Anfang der 1970er gewidmet. Damals waren sogar spätere Formel 1-Fahrer wie John Watson, Helmut Marko, Rolf Stommelen oder Jochen Maas beim Skijöring-Snowspeed-Motocross-Rennen am Start. Für Edi Kaniok und viele andere Motorsportbegeisterte war das damals ein Riesenerlebnis.
Acht Bücher verlost
Als weiteres Highlight stellte er Bücher mit Autogrammen von Motorsportgrößen wie Giacomo Agostini, Gustl Auinger oder Matthias Walkner für den guten Zweck zur Verfügung. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich gleich acht Bücher verlosen werde.“ Das Geld – rund 3000 Euro – kommt dem Pflegezentrum Gurgltal zugute. Kaniok freut sich auch auf das Fest, das dort stattfinden wird.
Auch die Vorstellung des Buches im Café Rosengartl wurde zum großen Treffpunkt. Am meisten freute ihn, dass er viele alte Bikerfreunde wieder traf. „So ein Zusammentreffen ist ja nicht selbstverständlich.“ Das allgemeine Lob, das er für sein völlig in Eigenregie entstandenes Werk erhielt, war zudem Balsam nach der vielen Arbeit.
Nicht nur für Motorsportfreunde ist das Buch eine echte Pflichtlektüre. Und wer weiß: Vielleicht juckt es ihn im Ruhestand ja bald wieder für einen neuen Band. Tirol Motorsport-Historie hätte jedenfalls noch genug zu bieten.
TIPP
Das Buch „Motorradszene rund um Imst“ kann beim Autor Edi Kaniok erworben werden. eddo4@gmx.at, Tel. 0650- 9949359