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25.05.2024

Sommerkrone

Reise zu sich selbst

Imposantes Ziel des Papst-Franziskus-Pfades: die barocke Basilika am Weizberg. Fotos: mdworschak-stock.adobe.com

Der Körper bewegt den Geist. Nirgendwo wird dieser Satz offensichtlicher als beim Pilgern, das sich auch in der Steiermark großer Beliebtheit erfreut.

Am Ziel deiner Wünsche wirst du jedenfalls eines vermissen: dein Wandern ans Ziel“, wusste schon die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. Und auch der ehemalige Bundespräsident von Deutschland, Theodor Heuss, wusste um die Magie und die Vorzüge des Wanderns: „Reisen heißt, an ein Ziel kommen. Wandern heißt, unterwegs sein.“ Schritt für Schritt entfernt man sich vom Stress des Alltags, genießt die Entschleunigung und öffnet den Geist für neue Gedanken. Fügt man der Bewegung noch eine spirituelle Komponente hinzu, so wird das Wandern nicht nur zur Pilgerreise, an deren Ende ein Gnadenort steht, sondern auch eine Reise zu sich selbst.

„Qual der Wahl“

Fünf Pilgerwege hält das Grüne Herz Österreichs nunmehr für Wallfahrer bereit. Ob Jakobsweg, Mariazeller Weg, Hemma Pilgerweg, Benediktweg oder der ganz junge Papst-Franziskus-Weg - sie alle eint die Eigenschaft, durch schönste Natur zu führen und dabei mit viel Kultur und Sehenswürdigkeit aufwarten zu können.

Der bekannteste Pilgerpfad der Steiermark ist der Mariazeller Weg, der Wallfahrer bereits seit mehr als 800 Jahren in den Norden der Steiermark zur Magna Mater Austria in Mariazell führt. Verhängten einst weltliche Gerichte als Sühne für Verbrechen sogenannte „Zellfahrten“, so begeben sich Pilger heute meist freiwillig auf die Route zum Gnadenort - wobei man nicht von einem einzigen Pilgerpfad sprechen kann. Seit 1980 spricht man offiziell vom Mariazeller Wallfahrerwegenetz 06, das von allen angrenzenden Bundesländern zum Nationalheiligtum Österreichs führt, sich aus mehreren Wallfahrerwegen zusammensetzt und eine Länge von insgesamt 1300 km umfasst.

Auch der berühmteste aller Pilgerpfade, der Jakobsweg, kann von der Steiermark aus gestartet werden. Wer die Strecke von 2800 km nicht scheut, beginnt seine Reise bei der Jakobskirche in Thal und gelangt nach acht Etappen auf dem Weststeirischen Jakobsweg nach Lavamünd, wo ihn weitere Pfade bis ans Grab des hl. Jakobus nach Santiago di Compostela führen.

Der „Papst-Franziskus-Weg“, von Mariatrost nach Weizberg, ist ein neu geschaffener und abwechslungsreicher Pilgerweg, der dem Pontifikat Papst Franziskus gewidmet ist.

Das Stift Admont und das Stift Gurk verbindet eine Gemeinsamkeit: Beide wurden von der hl. Hemma gegründet. Grund genug, diese Zentren mit einem Pilgerpfad, dem „Hemma Pilgerweg“ zu verbinden. Dieser beinhaltet auch eine sportliche Herausforderung: Die Überschreitung der Niederen Tauern über das Glattjoch.

Auf den Spuren des hl. Benedikt begibt man sich auf dem Pilgerpfad, der von Spital am Pyhrn über Admont, Seckau, St. Paul bis nach Gornij Grad führt. Diese Tour entpuppt sich als echtes Kloster-Hopping. An keinem anderen Weg begegnen einem so viele Stifte in so kurzer Zeit.

Pfad der Inspiration

Erst seit kurzem dürfen sich Pilger in der Steiermark über den Papst-Franziskus-Wanderweg freuen: Der neue 24 Kilometer lange Fußweg führt von der Basilika Mariatrost zur Basilika am Weizberg und beinhaltet sieben inhaltlich verschieden gestaltete Stationen, bei denen via Smartphone Hörtexte und Videos über Papst Franziskus abgerufen werden können. Die Stopps zeigen den aktuellen Pontifex Maximus in unterschiedlichen Rollen - als Provokateur, Reformer, Mystiker, Bewahrer der Schöpfung und Revolutionär des Glücks. Wer nicht den ganzen Weg zu Fuß bewältigen möchte, dem kann geholfen werden: Entlang der Strecke findet man mehrere Gasthäuser zur Einkehr und Bushaltestellen.

von Christian Seirer