Es gibt sie noch, die Flecken auf Gottes Erde, die trotz ihrer Attraktivität bis heute vom Massentourimus verschont geblieben sind und die allen Stressgeplagten das verheißen, was man andernorts nur noch selten findet: naturbelassene landschaftliche Schönheit gepaart mit viel, viel Ruhe. Wer nach derlei Plätzen Ausschau hält, sollte es mit einer Vier-Seen-Wanderung in den Niederen Tauern versuchen: Diese führt ihn zu einsamen, aber eindrucksvollen Gewässern, die mit ihrem smaragdfarbenen Funkeln der Landschaft einen edlen Glanz verleihen.
Am Puls der Natur
Die zwischen den mächtigen Bergen eingebetteten Bergseen, die je nach Wetterlage in fein abgestuften Farbnuancen das satte Grün der Berghänge widerspiegeln, sind die wahren Schätze der Niederen Tauern. Gemeinsam mit den wild zu Tal rauschenden Bächen, den märchenhaft anmutenden Almen, den hohen Gipfeln und den kühn geschwungenen Graten bereiten sie Besuchern ein Paradies auf Erden, das jedes Wandererherz höherschlagen lässt. Wer nach langen und anspruchsvollen Touren sucht, findet sie hier ebenso wie leicht bis mittelschwere Wanderungen, die nur ein Gewässer umrunden oder von einem Bergsee zum anderen führen. Vor allem an heißen Sommertagen lässt es sich hier gut aushalten, denn dank der zahlreichen Quellen, Bäche und Seen zeigt sich hier das Wasser in all seinen Facetten und bietet Aktiven zahlreiche Gelegeheiten zur erfrischenden Abkühlung - das Naturschauspiel tosender Wasserfälle gibt es kostenlos obendrein.
Wilde Wasser
In den Niederen Tauern hat die Natur ein besonderes Geschenk hinterlassen, das sich als einzigartiges Potpourri unberührter Natuschönheiten und zahlreicher Wassererlebnisse präsentiert. Nicht von ungefähr wurde etwa Schladming im vergangenen Jahr mit dem Neptun Staatspreis für Wasser als „Steirische Wasser-Gemeinde“ ausgezeichnet - dank des Themenwegs „Wilde Wasser“. Der Themenpfad entlang des Riesachbachs, der durch die Talbachklamm und das Untertal vorbei am Trettermoor bis hin zum Seeleiten-Parkplatz führt, überzeugt nicht nur als touristisches Highlight, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung mit der Ressource Wasser. Ganz ungebändigt präsentiert sich der Bach auch im daran anschließenden Alpinsteig Höll, der Besuchern mit den beiden Riesachwasserfällen die Welt tosender Wasser und spritzender Gischt näherbingt. Sehenswert und nichts für schwache Nerven ist auch die 50 Meter lange Hängebrücke und der eigentliche Alpinsteig, der durch die enge Schlucht zu den Riesachseen führt.
Endstation Seensucht
Wer es gemütlicher liebt, findet mit einem der zahlreichen Bergseen in den Schladminger Tauern sein persönliches Eldorado. Sehenswert ist etwa ein Ausflug zum Mittersee, der als Spiegelsee weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist. Aus gutem Grund: Spektakulär wie nirgendwo anders spiegelt sich hier das markante Dreigestirn des Dachsteins wider. Und wer einmal dem Duisitzkarsee in Rohrmoos-Obertal einen Besuch abgestattet hat, muss zugeben, dass das Zusammenspiel von Wasser, Wiesen, Lärchenwälder, Bergspitzen und urigen Almen selten so verzaubernd ist wie hier.
von Christian Seirer