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12.11.2023

VITAL LEBEN IN DER STEIERMARK

Wenn das Vergessen zur Normalität wird

Foto: Photographee.eu - stock.adobe.com

Nicht jede Vergesslichkeit im oftmals stressigen Alltag ist gleich Demenz. Wenn aber vermehrte und wiederkehrende Erinnerungslücken aufkommen, ist ärztliche Kontrolle ratsam.

Es ist vollkommen normal, wenn man - nicht nur im Alter - Dinge verlegt oder Namen und auch mal Termine vergisst. Häufen sich derartige Situationen aber, ist eine fachärztliche Untersuchung im eigenen Interesse. Der erste Weg zur Abklärung sollte zum Hausarzt führen. Demenz ist nicht heilbar, jedoch sollten umgehend die richtigen Schritte gesetzt werden, die den weiteren Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen.

Wie entwickelt sich Demenz?

Stimmungsschwankungen, das Wiederholen von bereits Gesagtem, gewohnte Aufgaben gehen nicht mehr so leicht von der Hand, das Sprechen fällt schwerer - die Symptome sind so vielfältig wie die Varianten der Demenz selbst. „Jeder Mensch ist einzigartig und braucht bei Demenz vielfältige Unterstützung entlang eines Behandlungsplans. Eine möglichst frühe Diagnose ist wichtig, um weitere Schritte gut planen zu können. Es ist wesentlich, über Demenz zu sprechen, um Angst und Tabu von der Krankheit zu nehmen“, so Peter Rosegger vom Netzwerk Demenz Steiermark (Needs).

Diagnose Demenz - was nun?

Für Menschen mit Demenz sind soziale Kontakte sehr wichtig. Auch der gemeinsame Sport, spazieren gehen oder ein Spiel sind nicht nur für den Krankheitsverlauf von Vorteil, sondern vermitteln den Betroffenen auch das Gefühl, weiterhin „dabei“ zu sein. Foto: Gerhard Seybert, Medien & Presse
Für Menschen mit Demenz sind soziale Kontakte sehr wichtig. Auch der gemeinsame Sport, spazieren gehen oder ein Spiel sind nicht nur für den Krankheitsverlauf von Vorteil, sondern vermitteln den Betroffenen auch das Gefühl, weiterhin „dabei“ zu sein. Foto: Gerhard Seybert, Medien & Presse

Neben dem Finden der richtigen Therapiekombination zusammen mit dem Facharzt ist in erster Linie das gemeinsame Gespräch zwischen dem Angehörigen und Betroffenen sehr wichtig. Erkrankte selbst verstecken die Symptome oftmals, reagieren auf Hilfestellungen nicht selten ungehalten und ziehen sich mehr und mehr zurück. Hier gilt es entgegenzusteuern.

Tipps für den Alltag

Je nach Stadium der Krankheit muss der Alltag individuell organisiert werden. Wenn Ihr Angehöriger betroffen ist, ist es wichtig, ihn im täglichen Leben zu unterstützen, gleichzeitig aber nicht alles abzunehmen, um vorhandene Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Beispielsweise beim Weg zum Lebensmittelhändler auf markante Punkte hinweisen, um das Gedächtnis zu aktivieren.

• Konfrontation vermeiden

Menschen mit Demenz können ihre Tätigkeiten je nach Grad der Erkrankung nicht mehr begründen. Auch wenn sie für uns unlogische Schritte setzen, sollten Fragen nach dem „Warum“ vermieden werden. Weitgehend neutral reagieren, wenn sie Erlebtes falsch wiedergeben oder unrichtige Aussagen wie beispielsweise zum Wetter treffen. Jeder Hinweis auf die falsche Aussage kann die Unsicherheit und Hilflosigkeit noch verschlimmern. Ruhige Gespräche verstärken beim Erkrankten das Gefühl, ernst genommen zu werden.

• Klare Strukturen

Einfache Regeln in einem gewohnten Umfeld ist für Betroffene wie ein Sicherheitsnetz. Sinnvoll ist ein immer wiederkehrender Tagesablauf. Listen oder Pläne an zentralen Stellen aufzuhängen kann für Menschen mit Demenz sehr hilfreich sein.

• Gedächtnis trainieren

Kreuzworträtsel, einfache Knobelaufgaben, kurze Zeitungsartikel oder auch Kurzgeschichten haben sich erfahrungsgemäß gut auf die kognitiven Fähigkeiten ausgewirkt.

• Überforderung vermeiden

Im fortgeschrittenen Stadium sind Betroffene mit Fragen wie „Sachertorte oder Erdbeerschnitten?“ schnell überfordert. Da man als Angehöriger den Demenzkranken sehr gut kennt, erweisen sich vereinfachte Fragen wie „Möchtest du Sachertorte?“ als sinnführender.

• Für sich selbst Hilfe holen

Mit Menschen mit Demenz den Alltag zu anstrengend sein und Zuwendung bestreiten, kann sehr bedarf sehr viel emotionaler und körperlicher Anstrengung. Um sich als Angehöriger nicht selbst zu überfordern, unbedingt professionelle Hilfe bei ambulanten Pflegediensten in Anspruch nehmen. Auch das Gespräch mit anderen Angehörigen bzw. Betroffenen kann sehr hilfreich sein.
Informationen unter: www.steirische-alzheimerhilfe.at
Welche Optionen es hinsichtlich finanzieller Beihilfen gibt, erfahren Sie auf S. 24.

von Sonja Gassmann

Info

Wissenswertes zum Thema Demenz unter: www.demenzsteiermark.at


“statement

Prim. Dr. Josef Diez, Neurologie Krankenhaus Elisabethinen, Graz Foto: Elisabethinen
Prim. Dr. Josef Diez, Neurologie Krankenhaus Elisabethinen, Graz Foto: Elisabethinen

Menschen mit Demenz benötigen Sicherheit,
Vertrautheit und Geborgenheit.
Um Betroffenen dies auch während eines
Krankenhausaufenthalts zu gewährleisten,
ist die Sensibilisierung des gesamten
Krankenhauspersonals für die vielfältigen
Symptome der Demenz wichtig.