Frau Wiesner, der Begriff Blutplasma ist sicherlich den meisten von uns ein Begriff. Aber was versteht man genau darunter?
Im menschlichen Körper befinden sich rund 5 bis 7 Liter Blut. Plasma ist der flüssige Bestandteil und macht rund 55 Prozent unseres Blutes aus. Der restliche Teil besteht aus roten und weißen Blutkörperchen.
Man sieht immer wieder Appelle in den Medien, Plasma zu spenden. Warum ist das so wichtig? Was kann ich mit einer Spende bewirken?
Plasmaspenden können Leben retten - und das ist keine Übertreibung. Plasma ist unersetzbar, um Menschen mit schweren und seltenen Erkrankungen wie zum Beispiel mit Blutgerinnungsstörungen oder Immundefekten zu helfen. Aus den wertvollen Plasmaproteinen werden zahlreiche lebensnotwendige Medikamente produziert. Was jedoch viele nicht wissen, dass rund 8 von 10 Menschen einmal im Leben auf Plasma angewiesen sind bei Verbrennungen, Unfällen oder Operationen. Plasma kann nicht künstlich hergestellt werden - ohne Plasmaspenden keine Medikamente. Beispielsweise sind 1.200 Plasmaspenden notwendig, um die Behandlung eines erwachsenen Hämophilie-Patienten für ein Jahr zu gewährleisten. Hämophilie, auch Bluterkrankheit genannt, ist eine vererbbare Blutgerinnungsstörung.
Kann jeder von uns Plasma spenden? Gibt es Voraussetzungskriterien?
Um Plasma zu spenden, braucht man vor allem eines: den Willen zu helfen. Man muss körperlich und geistig gesund sein, zwischen 18 und 60 Jahren alt sein und ein Mindestgewicht von 50 kg haben. Und natürlich das Herz am richtigen Fleck - denn wer Plasma spendet, schenkt anderen Menschen mit rund 45 Minuten seiner Zeit ein Stück Zukunft und Lebensqualität.
Welche Gründe gibt es, die einer Spende entgegenstehen?
Es gibt ein paar Ausschließungsgründe, wie etwa, wenn man krank ist, eine frische Tätowierung oder ein Piercing hat. Auch nach kürzlich stattgefundenen Operationen wie einer Gastro- oder Koloskopie ist eine Spendeauszeit einzuhalten. Nennenswert für Pausen sind auch Reisen in bestimmte Länder sowie während einer Schwangerschaft und der Stillzeit. Infektionen wie HIV oder Hepatitis führen zu einem permanenten Ausschluss. Weitere Informationen erhält man telefonisch oder vor Ort in einem Plasmaspendezentrum.
Plasmaspenden werden ja sicherlich wie Blutspenden genauestens untersucht, ergeben sich da nicht auch als Nebeneffekt Vorteile für die Spender?
Das Plasma wird natürlich gründlich untersucht - auf Infektionen, Viren und andere Faktoren. Diese Tests garantieren die Sicherheit sowohl für den Spender als auch für den Empfänger. Eine Spende wird nur weiter verarbeitet, wenn sie absolut sicher ist. Gleichzeitig profitieren auch die Spender von regelmäßigen, kostenfreien Gesundheitschecks im Plasmazentrum. Abseits von einer umfassenden körperlichen Untersuchung wie Blutdruck, Puls, Körpergewicht etc. beinhalten diese auch umfassende Bluttests und die Analyse der Krankengeschichte. In einigen Fällen konnten so gesundheitliche Probleme frühzeitig erkannt und die Spender zur weiteren Abklärung an Fachärzte verwiesen werden.
Wie lautet Ihr abschließender Appell?
Es ist vielen nicht bewusst, dass dieses wertvolle Element unseres Körpers nicht im Labor hergestellt werden kann - es braucht Menschen, die bereit sind, Plasma zu spenden. Die Nachfrage für Therapien ist extrem groß, aber die Zahl der Spender ist viel zu gering und seit Corona nochmal zurückgegangen. Plasmaspenden sind für unser Gesundheitssystem genauso unverzichtbar wie Blutspenden. Aktuell liefern die USA rund zwei Drittel des weltweiten Plasmas - ein Ungleichgewicht, das schnell zu Lieferkettenengpässen und Unterversorgung führen kann. Jeder Spender zählt - und vielleicht bist genau du derjenige, der einem anderen Menschen eine neue Chance auf ein gesundes Leben gibt. Blutplasma rettet Leben!