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10.11.2024

Vital Leben Steiermark

Ein Beruf mit viel Verantwortung

Foto: tim ertl

Eine Tätigkeit in der Pflege ist erfüllend, vielfältig und anstrengend zugleich. Eines ist sie aber jedenfalls nicht, nämlich langweilig. Wir wollten mehr wissen...

Liebe Frau Schnedl, lieber Herr Stowasser-Ladeck, Sie haben beide leitende Positionen in Caritas-Pflegewohnhäusern. Welche Voraussetzungen sollte man Ihrer Meinung nach in Pflegeberufen mitbringen?

Schnedl: Der Pflegeberuf ist wunderschön, aber auch fordernd. Neben der fachlichen Kompetenz, die man sich in der jeweiligen Ausbildung sowie in Fort- und Weiterbildungen aneignet, braucht es auch große persönliche und soziale Kompetenz.

Stowasser-Ladeck: Pflegekräfte müssen schon belastbar sein und es hilft, sich wirklich für andere Menschen zu interessieren. Die BewohnerInnen brauchen jemanden, der sie verlässlich unterstützt und ihnen trotz Schmerzen und Sorgen ein gutes Gefühl geben kann. Ältere Menschen haben oft ein sehr großes Mitteilungsbedürfnis und berichten von früher, davon profitieren auch die Pflegekräfte.

Foto: tim ertl
Foto: tim ertl

Wie unterstützen Sie als Arbeitgeber?

Schnedl: Es gibt bei uns neben einer umfassenden Einarbeitung regelmäßige Angebote für Fortbildungen und Schulungen, Besonders wertvoll sind unsere Fallbesprechungen, wo fordernde Situationen im Team besprochen und geklärt werden. Das bringt Qualität und zeigt neue Perspektiven für die PflegemitarbeiterInnen auf.

Wie ist ein Pflegejob mit einer Familie vereinbar? Geht das überhaupt?

Stowasser-Ladeck: BewohnerInnen eines Pflegewohnhauses brauchen rund um die Uhr Betreuung, darauf muss ich mich als Pflegekraft einstellen. Wir berücksichtigen in der Dienstplangestaltung individuelle Lebenssituationen und bemühen uns, im Team flexible Lösungen zu finden. Ideal ist es natürlich, wenn MitarbeiterInnen unterschiedliche Zeitbedürfnisse haben, die sich in der Planung ergänzen.

Schnedl: Wenn man einen Pflegeberuf anstrebt, muss man sich darüber klar sein, dass man keine klassische Arbeitswoche hat. Das ist eine Einstellungssache, bringt aber auch Vorteile mit sich. Man hat auch einmal während der Woche frei und kann Dinge erledigen.

Braucht man Matura bzw. wie sieht es mit Karrierechancen generell aus?

Stowasser-Ladeck: In der Betreuung und Pflege gibt es verschiedene Berufsausbildungen und Bildungswege. Matura ist nicht zwingend notwendig. Über die Studienberechtigung und mit einer Vorausbildung als Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz kann man zum Beispiel in ein Studium der Gesundheits- und Krankenpflege einsteigen.

Schnedl: Wir brauchen einen Mix aus den unterschiedlichen Berufsgruppen. Alle sind gleich wertvoll. Beginnend von der Heimhilfe über die Pflegeassistenz, Pflegefachassistenz und die FachsozialbetreuerInnen bis hin zum sog. gehobenen Dienst. Je nach Berufsbild leisten die MitarbeiterInnen wertvolle Arbeit. Mit der Vielzahl an Weiterbildungsmöglichkeiten kann sich jeder je nach Interessen spezialisieren.

Das geflügelte Wort Work-Life-Balance macht auch vor der Pflege nicht halt. Ist diese mit einem Pflegeberuf vereinbar?

Stowasser-Ladeck: Work-Life-Balance ist keine Modeerscheinung, sondern ein wichtiger Faktor für das Wohlbefinden und ja, auch in einem Beruf mit außergewöhnlichen Dienstzeiten ist diese möglich.

Schnedl: Daneben ist es aber auch wichtig, auf Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz zu achten. Ein gutes Miteinander im Team zu haben. Eine Leitung, die zuhört, Verständnis aufbringt und die Pflegekräfte in herausfordernden Situationen unterstützt.

Seit einiger Zeit gibt es ja auch die Entlastungstage für das Pflegepersonal, die zusätzliche Freizeit und Erholung bringen.

Teamarbeit und Teamzugehörigkeit ist im oftmals stressigen Alltag sind ein nicht unwesentlicher Aspekt. Kann das auch im Bereich der Pflege umgesetzt werden?

Stowasser-Ladeck: Die Teamarbeit ist in einem Pflegewohnhaus einer der allerwichtigsten Faktoren. Bei uns gibt es daher viele Besprechungen, gemeinsame Aktivitäten und andere Hilfestellungen, um die Pflegenden als Team zu stärken.

Schned: Auch außerhalb der Arbeit gemeinsame Aktivitäten zu unternehmen stärkt das Miteinander und trägt wesentlich zu einem funktionierenden Teamgefüge bei. Man kann im Team herausfordernden Situationen viel besser meistern.

In der Pflege zu arbeiten verbinden viele mit wenig Gehalt und viel Arbeit - wurde da nicht bereits positiv an der Schraube gedreht? Was kann man als Arbeitgeber sonst noch tun?

Stowasser-Ladeck: Verglichen mit anderen Branchen ist die Vergütung in der Pflege recht vernünftig. Bei der Caritas bieten wir auch gesundheitliche Förderungen, Ausflüge und weitere Unterstützungen wie die Oasentage. Aber ja, die hohe Leistung der Pflegekräfte, die eine wichtige gesellschaftliche Funktion übernehmen, sollte honoriert werden.

von Monika König-Krisper