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10.11.2024

Vital Leben Steiermark

Raus aus der Depression

Foto: Marco -stock.adobe.com

Die Tage werden wieder kürzer und düsterer. Gerade jetzt verfallen viele in Depressionen. Wir haben erfragt, ob und wie man die tückische Erkrankung behandeln kann.

Bis zu 25 Prozent aller Menschen in Österreich leiden in ihrem Leben irgendwann einmal an einer Depression. Gefeit ist niemand davor, jeder auch noch so vermeintlich Geerdete kann hineinschlittern. Und es ist nichts, wofür man sich schämen muss. Dennoch fällt es Betroffenen immer noch schwer, sich professionelle Hilfe zu holen. Vor allem jetzt, wenn die Tage wieder kürzer werden, haben manche Probleme, den Lebensmut zu bewahren. Viele sehen keine Lichtblicke mehr. Umso wichtiger wird der Gang zu einem Psychiater! Wie zum Beispiel Christoph Ebner, der seine Ordination in Graz hat. Wir wollten von ihm wissen:

Wann spricht man eigentlich von einer Depression?

„Bei einer Depression handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Man muss allerdings von bloßen Verstimmungsproblemen differenzieren, bei denen es einem einmal besser und dann wieder schlechter geht. Von Depressionen Betroffene ziehen sich völlig aus ihrem Umfeld zurück. Sie wachen in der Nacht schweißgebadet auf und beginnen sofort zu grübeln. Der Start in den Tag ist für sie kaum machbar. Depressionen können sich aber auch in körperlichen Symptomen wie Bauchweh, Kopfweh oder anderen grippeähnlichen Anzeichen äußern.“

Vermutet man eine Depression, sollte man schnell einen Facharzt aufsuchen. Foto: Azee/peopleimages.com-stock.adobe.com
Vermutet man eine Depression, sollte man schnell einen Facharzt aufsuchen. Foto: Azee/peopleimages.com-stock.adobe.com

Warum erkranken Menschen überhaupt an Depressionen?

„Eine Depression kann durch unterschiedlichste Ursachen entstehen. Zum Beispiel, wenn eine nahestehende Person stirbt. Dass man darunter leidet und trauert ist eine völlig normale Reaktion. Wenn man aber in eine tiefe Trauer stürzt und dieser einfach nicht mehr entrinnen kann, herrscht Handlungsbedarf. Es gibt aber auch genetische Gründe, weshalb man erkranken kann. Zuckerkranke Personen leiden zum Beispiel häufiger an einer Depression, sowie Menschen mit chronischen Schmerzen. Der Schmerz als ständiger Begleiter kann so belastend sein, dass dieser in einer Depression mündet. Aber auch umgekehrt. Sind depressive Symptome vorhanden, wird der Schmerz dadurch verstärkt wahrgenommen.“

Wer diagnostiziert eine Depression?

„Der erste Weg führt zum Hausarzt. Hegt er den Verdacht, dass der Patient an einer Depression leiden könnte, so sollte dieser weiter an einen Nervenfacharzt überweisen, wo die dementsprechenden Untersuchungen durchgeführt werden.“

Was passiert, wenn eine Depression nicht behandelt wird?

„Unbehandelt kann eine Depression chronisch werden und in wiederholten, schweren depressiven Episoden münden. Möglich sind auch wahnhafte Gedanken und das Gefühl, nichts wert zu sein. Im schlimmsten Fall geht das mit Suizidgedanken einher, die dann auch in die Tat umgesetzt werden. Ziehen sich Betroffene zurück, brennt wirklich der Hut! Behandelt man allerdings rechtzeitig, so stehen die Chancen gut, wieder gut zu genesen. Der Weg zu einem Spezialisten ist allerdings unumgänglich.“

Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

„Ja, in der Tat. Frauen sind gesundheitsbewusster und handeln schneller als Männer. Männer sind eher Arztmuffel und versuchen sogar, sich in falscher Selbstmedikation, wie dem Griff zum Alkohol. Was oft im totalen sozialen Rückzug endet.“

Foto: Ebner
Foto: Ebner
„Ziehen sich Betroffene zurück, dann brennt der Hut. Behandelt man Depressionen rechtzeitig, kann man wieder gut genesen.
Psychiater Christoph Ebner

Was kann man Angehörigen von Erkrankten raten?

„So eine Situation ist natürlich für alle Beteiligten ganz schwierig. Befürchten Familienangehörige oder Freunde eine Depression, können sie nur versuchen, dem Betroffenen immer wieder geduldig zuzureden und probieren, ihn vom Gang zum Arzt zu überzeugen. Wichtig ist, dass es gelingt, schwere depressive Episoden zu verhindern. Diese können fatal enden.“

Wie werden diagnostizierte Depressionen behandelt?

„Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten. Psychotherapie und die psychiatrische Behandlung sollten Hand in Hand gehen. Es kommt auch darauf an, welche Symptome im Vordergrund stehen. Eine Therapie muss aber über einen längeren Zeitraum gehen, man muss mit mehreren Monaten rechnen.“

Welche unterstützenden Methoden kann man in Betracht ziehen?

„Langsam schauen, dass man wieder soziale Kontakte sucht. Bewegung ist für jeden von uns wichtig. Aber mit Maß und Ziel, nicht übertreiben. Es hat ja keinen Sinn wenn man sich bereits schlecht fühlt, auch noch sportlich zu übertreiben. Alles im Rahmen und ein Mittelmaß finden. Wichtig ist, dass man das tut, was einem gut tut.“

von Monika König-Krisper