Die Flüchtlingswelle in Richtung Brenner reißt weiter nicht ab! Trotz (angeblicher) Bemühungen Italiens, schaffen es nach wie vor viele Illegale bis zur Tiroler Grenze. Diejenigen, die sich nicht von der Polizei erwischen lassen, wagen sich auf gefährliches Terrain. Sie versuchen ihr Glück zu Fuß - und das auf der Autobahn, Bundesstraße und teilweise sogar auf den Schienen...
Italien erledigt brav seine Hausaufgaben, die Flüchtlingszahlen am Brenner gehen gegen Null, die geplanten Grenzkontrollen sind damit vorerst auf Eis gelegt: Was war in den vergangenen Tagen und Wochen von Seiten der Politik nicht alles zu hören. Wenn überhaupt, entschärfte sich die Situation aber nur kurz. Bei einem Lokalaugenschein der "Krone" Montag Mittag zeigte sich, dass der Brenner mittlerweile wieder von der Realität eingeholt wurde.
Carabinieri bewachen Kammer mit Flüchtlingen
Schauplatz Bahnhof: Am Vorplatz herrschte beinahe schon gespenstische Ruhe. Ging man durch die Unterführung, sah man aber bereits von weitem ein ganzes "Rudel" italienischer Polizisten. Im Vorbeigehen wurde rasch klar, dass die Beamten die Eingangstür zu einem Raum bewachten. Mit gutem Grund: Im von außen nicht einsehbaren Kämmerchen wurden rund 25 afrikanische Flüchtlinge festgehalten. Nur einzeln durften sie heraus und jeder für sich wurde unter strenger Aufsicht zum WC begleitet.
"Eine Zeit lang war es jetzt etwas ruhiger"
Eine halbe Stunde später: Großer Wirbel am Bahnsteig. Die Illegalen wurden von den Carabinieri in Reih und Glied vom Bahnhof abgeführt und zu einem Haus in der Nähe geleitet. "Dort werden ihnen die Fingerabdrücke abgenommen. Wenn sie registriert sind, werden sie wieder weggebracht. Wohin, weiß ich nicht", erklärt ein Obsthändler, der gleich neben dem Outlet-Center einen kleinen Laden führt. "Eine Zeit lang war es jetzt etwas ruhiger. Nun kommen sie aber wieder vermehrt."
"Wann geht der nächste Zug Richtung München?"
Und während die italienischen Polizisten und auch Soldaten mit den Kontrollen beschäftigt waren, tauchten in einer Seitenstraße plötzlich drei junge Afrikaner wie aus dem Nichts auf. "Wann geht der nächste Zug Richtung München", fragte einer in gebrochenem Englisch. Und so schnell das Trio da war, so rasch war es auch wieder weg, als ein österreichisches Polizeiauto um die Ecke bog. Dieselben Afrikaner, die sichtlich nervös waren, trieben sich eine halbe Stunde später schon am Bahnhof herum, um dort die Lage auszukundschaften.
"Jeden Tag sind mehrere Gruppen unterwegs"
Mit dem Zug nach Tirol und weiter nach Deutschland zu reisen, dürfte mittlerweile aber vielen Flüchtlingen doch zu "heiß" sein. Anders ist es wohl nicht zu erklären, dass sich die Illegalen zuletzt vermehrt zu Fuß auf den Weg machten. "Tagtäglich wandern mehrere kleinere Gruppen in der Größe von fünf bis zehn Personen in Richtung Norden. Und das teils auf der Autobahn, auf Bundes- und Gemeindestraßen und sogar auf den Schienen", erklärt der Grieser Bürgermeister Karl Mühlsteiger der "Krone". "Und das am helllichten Tag und auch in der Nacht. Das ist extrem gefährlich. Wer solche Gruppen sieht, soll sofort die Polizei verständigen", ergänzt der Dorfchef.
80 zusätzliche Beamte am Brenner
Apropos Polizei: Ab heute soll die Polizeipräsenz am Brenner aufgestockt werden. Innenminister Wolfgang Sobotka (VP) schickt 80 zusätzliche Beamte zum Flüchtlings-Hotspot. Eine Art "Grenzkontrolle light". Wenn’s so weiter geht, kommt wohl bald die "Vollversion"...
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