Die seit 1. Dezember 2007 amtierende Direktorin der Kunstkammer sowie der Weltlichen und Alten Geistlichen Schatzkammer kam unmittelbar nach Abschluss ihres Studiums im Jahr 1990 ans Haus, also im selben Jahr wie der scheidende General Wilfried Seipel. Vor der Öffentlichkeit hielt sich die 46-jährige Wissenschaftlerin bisher allerdings weitgehend im "Elfenbeinturm" der seit 2002 geschlossenen Kunstkammer versteckt.
Persönlichkeit von hoher Reputation
Eine "Persönlichkeit mit hoher internationaler Reputation und langjähriger Erfahrung in der Leitung eines Museums oder einer vergleichbaren Kulturinstitution" wurde in der Ausschreibung gesucht. Haag selbst hatte sich allerdings nicht um den Posten beworben, Schmied trat mit dem Angebot an sie heran. Mit der Entscheidung für jene Person, die in den vergangenen Jahren die Neuaufstellung und Bewertung der Objekte der Kunstkammer und damit deren Wiedereröffnung maßgeblich verantwortet hat, wertet die Ministerin diese anstehende Aufgabe offenbar als die vordringlichste aller künftigen Herausforderungen der neuen Direktion. Haag lobte sie in ihrer Begründung als eine"konsequente, erfahrene und innovative Arbeiterin", die in ihrer "langjährigen Tätigkeit den Respekt und das Ansehen der Belegschaft gewonnen" habe.
Studium der Anglistik und Kunstgeschichte
Sabine Haag wurde am 28. Februar 1962 in Bregenz geboren, wo sie das Bundesgymnasium für Mädchen besuchte. Nach einem Aufenthalt im kalifornischen Santa Barbara studierte sie von 1981 bis 1989 Anglistik, Amerikanistik und Kunstgeschichte in Innsbruck und Wien, im Jahr darauf begann sie ihre Tätigkeit als Kuratorin in der Kunstkammer, in deren Dienst sie auch ihre 1995 eingereichte Dissertation stellte. Unter dem Titel "Studien zur Elfenbeinskulptur des 17. Jahrhunderts: Vorarbeiten für einen systematischen Katalog der Elfenbeinarbeiten des Kunsthistorischen Museums Wien" leistete sie von Anbeginn ihrer Tätigkeit im KHM Beiträge zur Erfassung und Neubewertung der Bestände.
Dreifache Mutter
In den 17 Jahren bis zu ihrer Bestellung als Direktorin der Kunstkammer sowie der Weltlichen und Alten Geistlichen Schatzkammer des KHM kuratierte die dreifache Mutter 2005 die Ausstellung "Meisterwerke aus den habsburgischen Kunst- und Wunderkammern", die im gleichen Jahr auch im Kreml Museum Moskau gezeigt wurde. Erstmals kurzfristig in die Öffentlichkeit trat sie nach Wiederauftauchen der Saliera, an deren Untersuchung sie beteiligt war. Anschließend widmete sie sich verstärkt ihren Spezialgebieten Bernstein und Elfenbein. "Bernstein für Thron und Altar: Das Gold des Meeres in fürstlichen Kunst- und Schatzkammern" war Ende 2005 zu sehen, mit "Des Kaisers Elfenbein" versuchte das KHM im vergangenen Jahr, die Aufmerksamkeit auf die dringend wiederzueröffnende Kunstkammer und ihre Kostbarkeiten zu lenken.
Reaktionen auf Haag-Bestellung
Einen schwierigen Start sieht der ÖVP-Kultursprecher Franz Morak für die künftige Generaldirektorin des KHM. Kulturministerin Claudia Schmied von der SPÖ habe sich "viel zu lange zu Lasten der Planung der eigenen Vorstellungen der Direktorin mit der Besetzung Zeit gelassen", so Morak in einer Aussendung. Haag bringe "gute Kenntnisse der Materie in ihre neue Funktion ein", so Morak. Auch sei die Besetzung mit einer Frau sehr zu begrüßen.
SPÖ-Kultursprecherin Christine Muttonen sieht in Haag eine "sowohl im Kunsthistorischen Museum als auch weit über die Grenzen Österreichs hinaus, hoch anerkannte Person", die die Leitung des KHM übernehmen wird. Haag "ist überaus kompetent, kommt aus dem KHM und kennt daher die Abläufe und Strukturen sehr genau", so Muttonen. Besonders freue sie, dass sich Schmied für "die Verstärkung der weiblichen Führungsriege in den österreichischen Museen entschieden hat".
Mit einem "herzlich Willkommen im Kreis der manchmal sehr originellen Museumsdirektoren" begrüßte die Direktorin des Technischen Museum Wien, Gabriele Zuna-Kratky, ihre neue Amtskollegin im Kunsthistorischen Museum, Sabine Haag. "Ich kenne die Dame nicht, aber ich freue mich, dass es eine Frau ist." In einer "sehr spannenden Zeit für das KHM" habe Schmied eine "sicher nicht zu erwartende Wahl" getroffen, so die Direktorin. Haag, die "in Kunsthistorikerkreisen sehr geschätzt sein dürfte", werde man jedenfalls "mit offenen Armen aufnehmen."
Sehr ähnlich klingt die Reaktion aus der Nationalbibliothek. Direktorin Johanna Rachinger kenne Haag persönlich nicht, so ihre Sprecherin. "Sie freut sich aber sehr, das eine weitere Frau an die Spitze eines Bundesmuseums bestellt wurde".
"Eine Hausbesetzung ist eine Chance, aber auch ein Risiko", ließ Kunsthalle Wien-Direktor Gerald Matt über seine Sprecherin ausrichten. "Als Vorarlberger freue ich mich jedoch auf eine Vorarlbergerin in eine Spitzenposition." Sabine Haag habe "große Aufgaben" vor sich, insbesondere eine "neue Strukturierung des KHM als Konzern" und die "organisatorische und inhaltliche Neupositionierung des Völkerkundemuseums".
Die Direktorin des Belvedere, Agnes Husslein-Arco, wollte die Entscheidung nicht kommentieren.
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