Neue Grippe

WHO erklärt Grippe-Pandemie

Ausland
12.06.2009 12:09
Die Weltgesundheitsorganisation hat am Donnerstag wegen der H1N1-Influenza erstmals die höchste Pandemie-Warnstufe ausgerufen. Die Entscheidung für Stufe 6 war nach einer Sitzung führender Seuchenexperten gefallen. Grund für den Alarm ist vor allem, die Länder zu erhöhter Wachsamkeit anzuhalten. "Das gilt aber sicher nicht für Österreich", beschwichtigt Sigrid Rosenberger, Sprecherin von Gesundheitsminister Stöger. Der Minister selbst zeigt sich überzeugt, dass "Österreich auf Basis des österreichischen Pandemieplans gut vorbereitet" sei. Erst am Nachmittag war der siebente H1N1-Fall in Österreich bekannt geworden. Für Schlagzeilen sorgen auch 46 infizierte Kinder im deutschen Düsseldorf.

Das Virus, der vormals oft als "Schweinegrippe" bezeichnet wurde, breite sich mittlerweile auf mehr als einem Kontinent aus, sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am späten Nachmittag in Genf, dem Sitz der Weltgesundheitsorganisation (Foto). Außer in Nordamerika gibt es auch in Australien beständig Ansteckungen von Mensch zu Mensch. Mit der Hochstufung hat der Ausbruch die Qualität einer weltweiten Epidemie bekommen.

Die WHO empfehle aber trotz der Hochstufung zur Pandemie keine weiteren Beschränkungen, insbesondere nicht für Handel, Reisen oder Grenzschließungen, sagte die WHO-Chefin. "Keine bisherige Pandemie ist so früh entdeckt und von Anfang an so zeitnah beobachtet worden." Die Infektionen verliefen bisher relativ mild. "Aber das kann sich ändern." Deshalb fordere die WHO internationale und solidarische Aufmerksamkeit. "Das Virus ist sehr unberechenbar." Es könne nicht gestoppt werden, fügte Chan hinzu. Das sei aber kein Grund zur Panik.

Erstmals seit 40 Jahren Grippe-Pandemie ausgerufen
Es ist das erste Mal seit mehr als 40 Jahren, dass die WHO eine Grippe-Pandemie ausruft. Rund um den Globus wurden bisher fast 28.000 Krankheits- und mehr als 140 Todesfälle bestätigt. Die WHO hatte die Neue Grippe seit dem 29. April in die Warnstufe fünf eingeordnet, derzufolge eine Pandemie unmittelbar bevorsteht. Frankreich will nach Angaben von Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot ungeachtet der WHO-Empfehlung die niedrigere Stufe fünf beibehalten.

Laut Chan wird kein Land vor September über einen Impfstoff verfügen. Zudem betonte sie, man dürfe die Vogelgrippe nicht vergessen. "Da sind wir auf Stufe 3." Es sei das erste Mal, dass es zwei Pandemie-Alarmstufen gibt. Am Mittwoch hatte Chan mit Vertretern von acht Ländern konferiert, in denen das Virus verstärkt auftritt, darunter auch Australien, wo es mittlerweile mehr als 1200 Fälle gibt. Die H1N1-Influenza gilt als erste Grippepandemie seit 1968, als an der Hongkong-Grippe weltweit mehr als eine Million Menschen gestorben sein sollen.

Stöger: "Österreicher müssen sich keine Sorgen machen"
"Die österreichischen Gesundheitsexperten beobachten die Situation sehr genau und können gegebenenfalls rasch reagieren. Die Österreicherinnen und Österreicher müssen sich keine Sorgen machen, zumal die bisher aufgetretenen sieben Fälle der Neuen Grippe auch zeigen, dass die Zusammenarbeit der Stellen und das österreichische Gesundheitswesen gut funktionieren", sagte Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ).

Stögers Sprecherin Sigrid Rosenberger betonte, dass ein Beschluss zur Impfstoff-Produktion "eine souveränen nationale Entscheidung" ist, "wiewohl es schon sinnvoll wäre, sich mit den anderen europäischen Staaten abzustimmen". Doch sowohl durch den Pandemie-Plan als auch "laut unseren Experten" sei derzeit kein Handlungsbedarf gegeben. Die Frage der Impfstoff-Produktion sei jedenfalls eines der Themen bei der Sitzung des erweiterten Expertenstabes am Freitag. Durch einen entsprechenden Vorvertrag sei jedenfalls gewährleistet, dass die Österreicher mit Impfstoff im Bedarfsfall versorgt sind.

Mehr zur Warnstufe 6 und den geplanten Maßnahmen im österreichischen Pandemieplan findest du in der Infobox!

Salzburgerin steckte sich in den USA an
Beim siebenten Neue-Grippe-Fall in Österreich handelt es sich um eine Frau aus Salzburg, die von einer zehntägigen USA-Rundreise zurückgekommen ist. "Wir haben gestern Abend die Bestätigung aus dem Labor erhalten. Es handelt sich um eine Frau aus Salzburg, die aus den USA von einer zehntägigen Rundreise mit einer kleinen Gruppe zurückgekommen ist", erklärte der Generaldirektor für öffentliche Gesundheit, Hubert Hrabcik, am Donnerstag.

Der Frau gehe es sehr gut, sie werde mit den entsprechenden Arzneimitteln behandelt. Die Untersuchung der Kontaktpersonen aus der Reisegruppe würde derzeit laufen, erklärte Hrabcik weiter. Sie bekämen "Tamiflu" prophylaktisch.

46 Schulkinder in Düsseldorf infiziert
Besorgniserregend ist die Lage hingegen im deutschen Düsseldorf. Dort haben sich mindestens 46 Schüler der japanischen Schule mit der Neuen Grippe infiziert. Alle betroffenen Buben und Mädchen sowie drei betroffene Elternteile befänden sich in Quarantäne, so die Behörden. Da auch andere Kinder über Beschwerden klagten, sei mit mehr Fällen zu rechnen. Insgesamt gehen rund 560 Kinder in die japanische Schule. Die Schulleitung erklärte am Donnerstag, die Schule werde bis mindestens Ende nächster Woche geschlossen bleiben. Vorerst wird vermutet, dass sich die Kinder bei einem Schulausflug infiziert haben dürften.

Unterdessen wurde bekannt, dass in Hongkong wegen der Neuen Grippe für zwei Wochen alle Volksschulen geschlossen werden. Die Schließung der Schulen wurde mit der Begründung angeordnet, dass in einer Schule Hongkongs zwölf Jugendliche an der aktuellen Influenza des Typs H1N1 erkrankten, ohne dass der Infektionsherd festgestellt werden konnte. 

Bereits 25.000 Erkrankte  - Influenza H1N1 ist jetzt Seuche
Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation WHO steht bei der Neuen Grippe eine Pandemie kurz bevor. Mehr als 28.000 Menschen in 73 Ländern sind bisher erkrankt. Mit Warnstufe 6 gilt die Krankheit nun offiziell als Seuche. Im Gegensatz zu einer Epidemie ist eine Pandemie nicht örtlich beschränkt, sondern greift länder- und kontinentübergreifend um sich. Ursprungsland der aktuellen H1N1-Influenza ist Mexiko. Dort breitete sich die Krankheit bereits im April rasend aus. Im Laufe der vergangenen Wochen gelangte der Erreger in die unterschiedlichsten Weltregionen.

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