Eva Sangiorgi wird die neue Chefin der Viennale, Österreichs größtem Filmfestival. Diese Personalentscheidung wurde am Donnerstag im Wiener Metro Kinokulturhaus bekannt gegeben. "Wir haben letztendlich die Beste der Besten gefunden", zeigte sich Interimsdirektor Franz Schwartz überzeugt. Sangiorgi folgt damit Langzeitdirektor Hans Hurch nach, der das Festival über 20 Jahre geführt hatte und im vergangenen Juli im Alter von 64 Jahren überraschend verstorben war.
Die Bestellung der neuen Leitung sei der richtige Schritt, unterstrich Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter: "Ich freue mich, dass wir eine so wunderbare, frische neue Leiterin gewonnen haben." Inhaltlich und kaufmännisch sei Sangiorgi sehr stark. Die 39-jährige Italienerin wird bereits für die heurige Viennale verantwortlich zeichnen, die von 25. Oktober bis 8. November über die Bühne gehen wird. Die Bologneserin hatte 2010 das mexikanische Filmfestival Ficunam begründet, dem sie seither als Direktorin vorsteht. "Mit der Bestellung von Eva Sangiogri wird die internationale Ausrichtung der Viennale betont", unterstrich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) bei der Vorstellung. Insgesamt waren 29 Bewerbungen für die Viennale-Leitung eingegangen. Die Ausgabe im vergangenen Herbst hatte interimistisch Franz Schwartz geleitet.
Sangiorgi: "Ich bin sehr bewegt und werde mein Bestes geben"
Bereits 1960 wurde in Wien ein Internationales Filmfestival ins Leben gerufen, heute ist die Viennale aus dem Kulturleben der Stadt nicht mehr wegzudenken. Hans Hurch prägte das Festival bis zu seinem Tod im Vorjahr fast zwei Jahrzehnte lang, nun übernimmt Sangiorgi das Ruder. "Ich bin sehr bewegt und werde mein Bestes geben", versicherte sie bei der Präsentation im Metro Kinokulturhaus. Sie werde im März nach Wien ziehen, vorher aber zunächst ein letztes Mal von 28. Februar bis 6. März das von ihr gegründete Festival Ficunam in Mexico Stadt führen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden weiterhin Eva Rotter als Geschäftsführerin und Schwartz als interimistischer Direktor die Geschäfte führen.
Sangiorgi will "starre Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm" aufheben
Sangiorgi will in ihrer Direktion auf eine Mischung aus Kontinuität und Veränderung setzen. "Ich werde viele der Kooperationen fortsetzen, wie etwa die mit dem Filmmuseum", kündigte die designierte Festivalchefin an. Zugleich sei es ihr Ziel, die starren Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufzuheben und etwa im Festivalzentrum jeden Abend Gespräche zwischen Filmschaffenden und Publikum zu programmieren. Durch verstärkte Kooperationen mit anderen Bildungseinrichtungen wolle man junges Publikum adressieren und die Beziehungen mit anderen Kunstdisziplinen stärken. "Mich interessiert natürlich auch, Regisseurinnen die Aufmerksamkeit zu geben. Aber das Ziel ist, ein gutes Programmpaket zusammenzustellen", so Sangiorgi.
Trotz ihres beruflichen Hintergrundes werde sie nicht notwendigerweise auf lateinamerikanisches Filmschaffen fokussieren, auch wenn sie natürlich einen entsprechenden Einblick in das Kino Südamerikas habe. Nicht zuletzt werde sie viel über das österreichische Kino und die heimische Filmszene lernen, zeigte sich die gebürtige Italienerin überzeugt, die seit 15 Jahren in Mexiko lebt. Geboren wurde Sangiorgi am 10. Juli 1978 in Bologna, wo sie auch Kommunikationswissenschaften studierte. Es folgte ein Studium der Kunstgeschichte in Mexiko, wo sie 2010 das Filmfestival Ficunam gründete. Zuvor war sie bereits als Kuratorin und Programmiererin für andere Filmfestivals tätig.
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