Mit dem geplanten Kippen des totalen Rauchverbots in der Gastronomie hat sich die türkis-blaue Bundesregierung wohl nicht viele Freunde gemacht: So sprechen sich in einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK 70 Prozent der Österreicher für rauchfreie Lokale aus. Die Ärzteinitiative warnt einmal mehr vor den Raucherschäden. Zudem wirft sie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor, "wortbrüchig" zu sein.
"Der Bundeskanzler hat bis Dezember vergangenen Jahres das Versprechen abgegeben, er wird zu dem Rauchverbot in der Gastronomie stehen. Er wird damit wortbrüchig. Er stimmt gegen seine eigenen Wähler. Sie sind zu 85 Prozent Nichtraucher", rechnete der Vorsitzende der Ärzteinitiative und Umweltmediziner Manfred Neuberger mit den Plänen der Regierungsparteien ab.
"Die 'neue ÖVP' verliert an Glaubwürdigkeit"
Türkis-Blau will bekanntlich das geplante und ehemals von der ÖVP im Parlament mitbeschlossene Gesetz für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie ab Mai dieses Jahres kippen. Laut Neuberger verliere "die 'neue ÖVP' damit an Glaubwürdigkeit" und die FPÖ festige damit "ihren Ruf als Partei der rücksichtslosen Raucher und Raser".
Die Befürworter eines generellen Rauchverbots haben vom Marktforschungsinstitut GfK Anfang Jänner eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung (1000 Befragte über 15 Jahre) durchführen lassen. Die Ergebnisse seien eindeutig und hätten in allen Bevölkerungsgruppen eine mehrheitliche Zustimmung zu einer rauchfreien Gastronomie ergeben, sagte Neuberger bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag: "70 Prozent sprachen sich für eine rauchfreie Gastronomie aus, 29 Prozent dagegen." Ein Prozent habe mit "weiß nicht" geantwortet oder keine Angaben gemacht.
77% der Frauen und 62% der Männer für Rauchverbot
Bei den Männern sind 62 Prozent für ein Rauchverbot in der Gastronomie (37 Prozent dagegen), bei den Frauen 77 Prozent (22 Prozent dagegen). Personen mit schlechter Schulbildung zeigten mit 65 Prozent die niedrigsten Zustimmungswerte (34 Prozent gegen das Rauchverbot). Personen mit Universitäts- oder Fachhochschulabschluss sprachen sich zu 84 Prozent für ein Rauchverbot aus (16 Prozent dagegen). Die Unter-30-Jährigen wünschen sich zu 68 Prozent eine rauchfreie Gastronomie in Österreich (31 Prozent dagegen), bei den Über-60-Jährigen sind es 74 Prozent bei 26 Prozent Widerspruch zum geplanten Inkrafttreten der gesetzlichen Regelung.
Selbst 47% der regelmäßigen Raucher befürworten Verbot
Insgesamt gaben 18 Prozent der Befragten an, regelmäßig zu rauchen. Weitere neun Prozent bezeichneten sich als Gelegenheitsraucher. Die einzige Gruppe, in der die Rauchverbots-Gegner knapp überwogen (51 Prozent), waren die regelmäßigen Raucher. Doch auch bei diesen Befragten äußerten sich 47 Prozent zustimmend zu einer rauchfreien Gastronomie.
Die Zustimmung zu einem Rauchverbot in Lokalen geht auch quer über alle Bundesländer hinweg: In Wien sind 68 Prozent der Bevölkerung dafür, in Niederösterreich 63, im Burgenland 70, in der Steiermark 67 und in Oberösterreich 63 Prozent. In den vom Tourismus geprägten Bundesländern ist die Zustimmung noch höher: In Kärnten und Tirol äußerten sich 81 Prozent der Befragten positiv, in Salzburg 84 und in Vorarlberg 80 Prozent.
Schon mehr als 440.000 Unterschriften gegen Raucherpläne der Regierung
Mittlerweile haben bereits mehr als 400.000 Menschen die Online-Petition der Österreichischen Krebshilfe gegen das Kippen des totalen Rauchverbots in der Gastronomie unterschrieben. Die Abstimmung auf der Plattform openPetition hat im Gegensatz zu einer parlamentarischen Bürgerinitiative keinen offiziellen Charakter. Es findet keine Identitätsüberprüfung statt, zur Teilnahme reicht eine E-Mail-Adresse. Noch bis 10. Februar kann unterschrieben werden.
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