Kommission soll prüfen

Kunasek lässt Luftraumüberwachung neu berechnen

Österreich
15.02.2018 11:08

Die Überwachung des österreichischen Luftraums durch das Bundesheer muss auf neue Beine gestellt werden. Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) lässt daher alle möglichen Varianten von einer neuen Kommission - sie besteht aus einem sechsköpfigen Kernteam und vier Arbeitsuntergruppen - berechnen. Bis Ende Juni sollen Ergebnisse vorliegen, auf deren Basis der Minister der Regierung einen Vorschlag unterbreiten wird.

Eigentlich ließ Kunaseks Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) erst vor acht Monaten Modelle für die neue Luftraumüberwachung berechnen. Doskozil entschied sich damals für die Stilllegung der Eurofighter und den Umstieg auf ein neues System. Mit dem Regierungswechsel ist diese Entscheidung passé.

Hans Peter Doskozil (Bild: Bundesheer/Zinner, HBF/Pusch, krone.at-Grafik)
Hans Peter Doskozil

Kunasek beruft nun eine "Evaluierungskommission" ein, die die Ergebnisse der Doskozil-Kommission um "neue Informationen und Optionen" erweitern soll. Vorgabe ist die hundertprozentige Abdeckung der Luftraumüberwachung durch Überschallflugzeuge, die Tag und Nacht uneingeschränkt einsatzfähig sind sowie über ein zeitgemäßes Selbstschutzsystem und Allwetterlenkwaffen verfügen. Dabei werden für jede Variante 20-, 30-, und 40-jährige Systemlebenszyklen berechnet.

(Bild: Bundesheer)

Saab 105 müssen 2020 ersetzt werden
Derzeit wird der österreichische Luftraum von 15 Eurofightern Typhoon der Tranche 1 und zwölf Saab 105 überwacht. Die Unterschallflieger von Saab sind 2020 an ihrem Lebensende und müssen ersetzt werden. Der österreichische Eurofighter der Tranche 1 wiederum wurde ohne vollständige Grundausrüstung beschafft. Von vier wesentlichen Leistungsmerkmalen, die einen modernen Abfangjäger ausmachen, ist beim österreichischen Eurofighter nur eines voll vorhanden, zwei unzureichend, eines fehlt vollständig.

Mit „Call 121.5“ werden noch bis 2021 abgefangene Piloten aufgefordert, über eine Frequenz mit den Saab 105 Kontakt aufzunehmen. (Bild: BMLVS/Markus Zinner)
Mit „Call 121.5“ werden noch bis 2021 abgefangene Piloten aufgefordert, über eine Frequenz mit den Saab 105 Kontakt aufzunehmen.

So verfügt der österreichische Eurofighter über keinerlei Systeme zur sicheren Annäherung an und zur Sichtidentifizierung von Luftfahrzeugen bei Nacht und schlechter Sicht. Dem System fehlt eine Allwetterlenkwaffe, die zum Beispiel den sicheren Abschuss eines terroristisch genutzten Flugzeuges ermöglicht. Ein Selbstschutzsystem fehlt. Wenn der Eurofighter weiterbetrieben werden würde, müsste er aufgerüstet werden.

(Bild: Bundesheer)

Kommission soll "völlig ergebnisoffen" arbeiten
Die Doskozil-Kommission empfahl eine Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und drei Doppelsitzern. Die neue Kommission soll auf den Ergebnissen der Doskozil-Kommission aufbauen, hat aber den Auftrag, "völlig ergebnisoffen" zu arbeiten. Auch das Weiterbetreiben eines Zwei-Flotten-System ist eine Möglichkeit. Darüber hinaus soll genauer gerechnet werden als beim ersten Mal. Einerseits verfügt das Bundesheer nun über konkretere Kostenangaben für den Fall eines Neukaufs vonseiten der schwedischen und US-amerikanischen Regierung, anderseits sollen die Berechnungen für eine Neuanschaffung um zusätzliche Kosten für Infrastrukturaufwendungen und Pilotenausbildung erweitert werden.

(Bild: APA/Harald Schneider)

"Neue Informationen" gibt es auch bei den Eurofightern. Hier hat es einerseits von Eurofighter ein Flatrate-Angebot für die Betriebskosten für die nächsten zehn Jahre sowie informelle Angebote von den Herstellernationen Italien und Großbritannien, die ebenfalls die Tranche 1 fliegen, zur Senkung der Wartungskosten gegeben.

Gripen und F16 als Eurofighter-Alternative?
Als mögliche günstigere Alternativen zum Eurofighter bieten sich zwei Modelle an: die schwedischen Gripen und die amerikanischen F16. Im Fall eines Neukaufs gibt es zwei größere Probleme: Die Republik müsste viel Geld für neue Flugzeuge in die Hand nehmen und die Eurofighter müssten entsorgt werden. Im Idealfall kauft der Hersteller sie wieder zurück, tut er das nicht, müssten sie verschrottet werden.

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