Schwere Beben

Tsunami-Alarm versetzt Pazifik-Region in Panik

Ausland
08.10.2009 10:35
Panik im Südpazifikraum: Gut eine Woche nach dem verheerenden Tsunami in Samoa haben vier schwere Seebeben kurzzeitig Angst vor einer weiteren tödlichen Flutwelle ausgelöst. Nach Angaben von Seismologen ereigneten sich am Donnerstagmorgen in kurzen Abständen drei Beben nahe dem Inselstaat Vanuatu, am Nachmittag bebte die Erde erneut. Die Warnungen des Tsunami-Warnzentrums auf Hawaii an rund 25 Anrainerstaaten wurden aber schon nach wenigen Stunden wieder aufgehoben.

Es habe sich keine Riesenwelle gebildet. Allerdings könnten kleinere Wellen ausgelöst worden sein, teilte das Zentrum mit. Insgesamt ereigneten sich nach Angaben der US-Geologiebehörde drei Beben: das erste der Stärke 7,8 um 00.03 Uhr MESZ, 15 Minuten später das zweite der Stärke 7,3 und ein drittes der Stärke 7,1 um 1.13 Uhr. Die Epizentren lagen auf halbem Weg zwischen den Salomonen-Inseln und Vanuatu.

Die Menschen auf den flachgelegenen Inseln der Region reagierten nach erster Panik erleichtert. Zunächst waren rund zwei Dutzend Staaten und tief gelegene Regionen vor einem Tsunami gewarnt worden. Neben Vanuatu, einer Gruppe aus 83 Inseln mit 200.000 Einwohnern, waren auch die Fidschi-Inseln, die Solomonen, Papua Neuguinea, Tuvalu, Neukaledonien, Nauru und Kiribati betroffen. Alarmiert wurden auch die Behörden in Australien, Neuseeland und Indonesien. In manchen Regionen waren schon Evakuierungen angeordnet worden.

Evakuierungen auf den Fidschi-Inseln
In Vanuatus Haupstadt Port Vila, flüchteten die Bewohner nach der Warnung aus den Küstenregionen in höhergelegene Gebiete. Auf den Fidschi-Inseln wurden die Bewohner tiefer gelegener Landstriche in Sicherheit gebracht. Büros und Schulen wurden geschlossen, das Zentrum der Hauptstadt Suva wurde von Soldaten und Polizisten abgesperrt. Die Behörden empfahlen Hotels, Touristen in höhergelegene Regionen zu bringen. Auch im 500 Kilometer südwestlich von Vanuatu gelegenen Neukaledonien wurden Schulen geräumt und die Menschen mit Hilfe von Sirenen zum Verlassen der Küstengebiete aufgefordert. Auch in Tuvalu forderte die Polizei die Küstenbewohner auf, sich ins Landesinnere zu begeben.

Warnungen auch in Neuseeland
Trotz der Entwarnung riet das Zentrum den Behörden der betroffenen Länder zu Wachsamkeit. Die Flutwelle könne an Küsten in der Nähe des Epizentrums Zerstörungen anrichten. Wegen starker Strömungen könnten Schiffe und Küstenbauten noch über Stunden bedroht sein. Neuseeland versetzte seine Rettungskräfte in Alarmbereitschaft und riet seinen Bürger vom Besuch der Strände ab. Es sei aber extrem unwahrscheinlich, dass der Tsunami in Neuseeland Schäden anrichte, erklärte das Zivilschutzministerium. In Port Vila waren die Beben nach Angaben eines Mitarbeiters der französischen Botschaft nur kurz zu spüren. Bisher seien noch keine Schäden bekannt.

Bebenstärke von bis zu 8,1 nach Richter
Das erste Beben hatte nach Angaben des Geologischen Institutes der USA eine Stärke von 7,8. Anderen Angaben zufolge wurde sogar ein Ausmaß von 8,1 registriert. Das Epizentrum in 35 Kilometer Tiefe lag 300 Kilometer nordwestlich von Vanuatu, einer Inselgruppe mit 200.000 Einwohnern  Nur 15 Minuten später bebte die Erde mit einer Stärke von 7,3 abermals. Eine Stunde später kam es zu einem dritten Beben, diesmal mit der Stärke 7,1.

Auch ein deutscher Spezialist auf den Fidschi-Inseln erklärte, dass nach Auswertungen der Messdaten ein verheerender Tsunami auszuschließen sei: "Die Wellen vor den Salomonen-Inseln und vor Vanuatu lagen nur 15 bis 20 Zentimeter über normal", sagte Michael Bonte-Grapentin, Spezialist für Gefahrenbewertung bei der Geowissenschaftskommission für den Pazifik, der Deutschen Presse-Agentur dpa. "Das könnte allenfalls lokal kleinere Tsunamiwellen ausgelöst haben."

Droht nun Vulkanausbruch?
"Wir sind ein bisschen besorgt über die Insel Gaua", sagte Bonte-Grapentin, der seit sechs Jahren auf den Fidschi-Inseln arbeitet. Dort gebe es einen aktiven Vulkan, der durch das Beben ausbrechen könne. Auf dem winzigen Inselstaat Tuvalu hatte die Warnung die Menschen in Angst versetzt. Tausende flüchteten von den Küsten, um das Regierungsgebäude in Funafuti bildete sich eine Menschentraube. "Dann kam die Entwarnung", berichtete die Leiterin des örtlichen Wetteramtes, Hilia Vavae. "Es war eine gute Übung. Jetzt können wir sicher in unsere Häuser zurückkehren."

Auch auf den Philippinen bebte die Erde
Ein weiteres Beben der Stärke 6,7 ereignete sich fast zur gleichen Zeit 280 Kilometer vor der philippinischen Insel Jolo. Auch dies verursachte nach ersten Angaben keine Schäden. Erst vor zehn Tagen hatte ein Tsunami nach einem Beben der Stärke 8,3 den Inselstaat Samoa im Südwestpazifik überrollt und 180 Menschen in den Tod gerissen. Einen Tag später erschütterte ein Beben die indonesische Insel Sumatra, die Zahl der Toten wird auf mehrere Tausend geschätzt.

Vor bald fünf Jahren, am 26. Dezember 2004, hatte ein Erdbeben der Stärke 9,0 nach Richter vor Sumatra eine gewaltige Flutwelle ausgelöst. Rund 250.000 Menschen fanden in den Morgen-und Vormittagsstunden den Tod. Unter den Opfern des schlimmsten Bebens seit 40 Jahren befanden sich auch 86 Österreicher.

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