Unvergessliche Begegnungen mit selbst ernannten Monarchen, naturverbundenen Ureinwohnern und Perlenliebhabern prägen unsere Tour durch den größten Bundesstaat Australiens. "G‘Day, mates": Mit dieser fröhlichen Begrüßung werden wir schon auf dem Flughafen von Perth erwartet, und das Gefühl, herzlich willkommen zu sein, stellt sich sofort ein.
Perth gilt als die abgelegenste Millionenmetropole der Welt - die nächste Großstadt Adelaide liegt rund 2800 km entfernt. Die drittgrößte Stadt Australiens nach Sydney und Melbourne mit rund zwei Millionen Einwohner ist geprägt von gepflegten Grünanlagen - schönstes Beispiel ist der Kings Park - kilometerlangen Stränden und einladenden Einkaufsstraßen. Internationale Konzerne haben sich hier in den letzten Jahren angesiedelt, und es herrscht ein Bauboom - zurzeit architektonisch besonders reizvoll am Elizabeth Quay mit kleinen Cafés, Restaurants und Kunstgewerbeläden. Von hier nehmen wir die Fähre nach Rottnest Island, einer kleinen autofreien Insel, die man per Fahrrad, Bus oder Bummelzug erkunden kann. Hauptattraktion sind neben unberührten Stränden und zahlreichen Tauchplätzen die putzigen kleinen Baumkängurus, die Quokkas, denen man fast überall begegnet.
Nach Übernahme unseres Mietwagens in Perth starten wir unsere Reise entlang des Indian Ocean Drives und sind fasziniert vom Farbenspiel: roter Sand, immergrüne Pflanzen, weiße Dünen und goldgelbe Sandstrände - dazu ein strahlend blauer Himmel! Im Nambung National Park kommen wir genau zur richtigen Tageszeit an - im Licht der untergehenden Sonne bestaunen wir die faszinierenden Kalksteinformationen der Pinnacles, die eine Höhe von bis zu vier Metern erreichen.
Wunderbare Gelegenheit, ausgiebig zu fotografieren, bietet sich in der historischen Siedlung Greenough Hamlet an - einer Art Freilichtmuseum mit liebevoll restaurierten Gebäuden aus dem 19.Jahrhundert: Polizeistation mit Gefängniszellen, Schule, Kirchen und ein Gericht. Im angrenzenden Café werden Erfrischungen und köstliche Brownies angeboten und der Besitzer erzählt uns vom souveränen Staat „Hutt River Province“. Neugierig geworden, nehmen wir einen großen Umweg über staubige Pisten in Kauf und erreichen den einzigen unabhängigen Staat auf dem australischen Kontinent, gegründet im Jahr 1970 vom Farmer Leonard George Casley. Ihm gelang es damals, durch eine Gesetzeslücke aus dem Commonwealth auszutreten und seinen eigenen Staat im Staat zu gründen. Seither nennt er sich Prince Leonard of Hutt. Wir begegnen „Seiner Majestät“, dem 89-Jährigen im kleinen Museum, wo er allerlei Kuriositäten wie beispielsweise ein Stück Seil der Golden Gate Bridge, ein offizielles Schreiben von Queen Elizabeth II und Reisepässe aus aller Welt wie einen Schatz hütet. Es gibt sogar ein Postamt, wo man eigens gedruckte Briefmarken, Münzen und Geldnoten erstehen kann. Als Zugabe lasse ich mir einen Ein- und Ausreisestempel in meinen Pass geben.
Auf unserem geplanten Weg nach Broome erreichen wir den Kalbarri National Park. Zeitig in der Früh beobachten wir die Fütterung majestätischer Pelikane und erkunden diesen wunderbaren Küstenabschnitt mit zahlreichen Aussichtspunkten wie Red Bluff, Eagle Gorge und die Natural Bridge.
Entlang des perfekt ausgebauten North West Coastal Highways nähern wir uns der Shark Bay Region und machen nach der recht anstrengenden Fahrt Halt am Hamelin Pool, berühmt für die dort vorkommenden Stromatoliten, die ältesten bekannten fossilen Lebewesen der Welt, deren Alter auf 3000 Jahre geschätzt wird.
Der kleine Ort Monkey Mia, bestehend aus einem Hotel, Campingplatz und Besucherzentrum, ist ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Hauptattraktion sind die Bottlenose Dolphins. Diese Delfinart und ihre ganz spezielle Lebensweise wird von Meeresbiologen aus aller Welt seit den 1980er-Jahren erforscht. Jeden Morgen kommt eine kleine Abordnung dieser wunderbaren Tiere in die Nähe der Forschungsstation und einige glückliche Besucher dürfen sie füttern - natürlich ist das Berühren aufgrund der Infektionsgefahr strengstens verboten.
In der Gestalt von Darren Capes, auch „Capsi“ genannt, erwartet uns am nächsten Morgen eine Begegnung der ganz besonderen Art! Schon vom ersten Moment an sind wir fasziniert von der starken Persönlichkeit des Aborigine, dessen Lebensaufgabe im Schutz der Shark Bay besteht. Mehrmals im Monat führt er Besucher durch den François Peron Nationalpark, meist ist das Hauptziel die Blaue Lagune, die wir mit Kayaks erkunden, begleitet von Schildkröten, kleinen Riffhaien und Mantarochen sowie Geschichten über spezielle Kraftorte der Ureinwohner. Hier trifft der Indische Ozean auf die Wüste - die Farbenpracht ist atemberaubend. Plötzlich beginnt Capsi im Sand ein tiefes Loch zu graben - und siehe da: Nach kurzer Zeit füllt es sich mit köstlichem Süßwasser, welches wir ungläubig verkosten. Er habe hier einige Tage zuvor Kängurus beobachtet, und dies sei immer ein untrügliches Zeichen für ein Wasservorkommen. Nur sehr schwer können wir uns von dieser beeindruckenden Persönlichkeit trennen, die so eine starke und faszinierende spirituelle Verbindung mit der Natur hat.
Einen erholsamen Tag am weißen Sandstrand legen wir in der Coral Bay ein, die zum Tauchparadies des berühmten Ningaloo Riffs gehört. An Bord eines Glasbodenbootes erforschen wir die wunderbare Unterwasserwelt voll farbenprächtiger Korallen und bunter Fische. Die Unterkünfte hier in der Bay sind recht einfach und bestehen hauptsächlich aus einem großen Campingplatz und einigen Hostels, was aber auch den ganz eigenen Charme ausmacht. Große Hotelprojekte wie am Great Barrier Reef an der Ostküste Australiens wurden bislang von Umweltschützern erfolgreich verhindert.
Weltbekannt ist das Ningaloo Reef bei Exmouth für die Möglichkeit, hier von Juni bis November vorbeiziehende Buckelwale zu beobachten. Ende März bis Juni erreichen auch Walhaie diesen Küstenabschnitt. Die Begegnung mit dem größten Fisch der Erde zählt zu den ganz besonderen Erlebnissen im Leben eines Reisenden und Tauchers. Wir haben das Glück, diese Giganten des Meeres hautnah beobachten zu können. Unter der professionellen Leitung von Meeresbiologinnen von Eco Adventure Tours heißt es nach einer 2-stündigen Bootsfahrt: ab ins Wasser! Ausgerüstet mit Flossen und Schnorcheln tauchen wir ab, und da ist er: Majestätisch schwebt „unser“ Walhai nur 3Meter von uns entfernt scheinbar schwerelos durch die endlosen Weiten des Ozeans, und wir dürfen ihn minutenlang begleiten. Gänsehaut und Glücksgefühle pur! Bis zum Ende der Ausfahrt können wir gar drei dieser harmlosen Planktonfresser bewundern. Mit Freude erfahren wir, dass in der Teilnahmegebühr ein Betrag zur Erforschung dieser wunderbaren Tiere, über deren Lebensweise noch sehr wenig bekannt ist, enthalten ist.
Schweren Herzens trennen wir uns von diesem Paradies und treten die letzte große Etappe an: Broome. Insgesamt haben wir nun rund 3300 km zurückgelegt. Die Hauptstadt des tropischen Nordwestens mit rund 15.000 Einwohnern ist ein multi-kulturelles Zentrum mit australischen Ureinwohnern, Chinesen, Japanern, Indonesiern sowie europäischen Perlentauchern und Glücksrittern. Weltberühmt wurde Broome Anfang des 20.Jahrhunderts durch die Perlmuttindustrie, die viele Siedler anzog. Durch Krisen und Naturkatastrophen kam die Wirtschaft fast zum Erliegen, erst seit den 1950er-Jahren erlebt das charmante Städtchen durch die Perlenzucht und den Tourismus einen Aufschwung. Beim Bummel durch Chinatown bestaunen wir kunstvolle Arbeiten der Schmuckdesigner rund um die „Tränen des Mondes“, wie Perlen von den Aboriginal People genannt werden. Lohnend ist der Ausflug zu einer Perlenfarm, beispielsweise die Willie Creek Pearl Farm. Kapitän Lee zeigt uns bei einer Bootstour die „Kinderstube“ der Muscheln und an Land deren wertvollen Inhalt. Für die schwere Arbeit sind Rucksacktouristen aus aller Welt willkommene Hilfskräfte.
Den letzten Abend verbringen wir am berühmten Cable Beach - unvergesslich der Sonnenuntergang! Beim Heimflug haben wir den gängigen Abschiedsgruß im Ohr „See ya!“ Auf baldiges Wiedersehen!
Claudia Fulterer, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.