Wie stark ist der politische Islam in Österreich? Wie verändert er das Land? Zu diesem Thema war am Mittwochabend - siehe Video oben - Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zu Gast bei #brennpunkt, dem neuen Polit-Livetalk von krone.at - die ganze Diskussion können Sie hier nachsehen. Weitere Gäste bei Moderatorin Katia Wagner waren Martin Engelberg (ÖVP), Josef Cap (SPÖ) und Tarafa Baghajat (Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen). Der Vizekanzler kritisierte - oft in Einklang mit Cap - den Einfluss des politischen Islam vor allem auf Kinder und Jugendliche scharf und wünschte sich mehr Unterstützung seitens der SPÖ-Opposition. Auch Cap betonte, man müsse entsprechende Gesetze erneut evaluieren. Strache: „Wir wollen den politischen Islam verbieten! Das ist ein Ziel, ich sage das ganz bewusst.“
„Religion wird oft als Feigenblatt für politische Stoßrichtungen verwendet“, sagte Strache, angesprochen auf den jüngst bekannt gewordenen Fall von Kindern, die in einer Wiener Moschee die Schlacht von Gallipoli aus dem Ersten Weltkrieg nachspielten - in der Moschee wurden türkische Märtyrer gefeiert. Auch die Debatte um das Kopftuchverbot für Mädchen in Kindergärten und Volksschulen sei „keine religiöse, sondern eine politische“. Das Islamgesetz gehöre evaluiert, „damit wir hier auch eine Handhabe haben, solche Vereine aufzulösen und radikale Hassprediger auszuweisen“.
Baghajati: „Ich will ein politischer Imam sein“
Tarafa Baghajati, Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, entgegnete, er wünsche sich von der Bundesregierung weniger Populismus: „Das Islamgesetz hat die Bildung von Kultusgemeinschaften in Österreichs muslimischer Community verstärkt.“ Er selbst ermutige seine Glaubensgeschwister dazu, „sich für österreichische Politik zu interessieren“: „Ich will ein politischer Imam sein - aber nicht im Sinne des Missbrauchs der Religion.“
Cap: „Kopftücher sind keine Bereicherung des Stadtbildes“
Josef Cap, stellvertretender Klubobmann der SPÖ, betonte, dass es „DEN Islam ja eigentlich nicht gibt“ und „oft die osmanischen Ansprüche des Herrn Erdogan mit anderen Muslimen, die diese gar nicht teilen oder aus anderen Ländern kommen“, vermischt würden. Aber: „Wir haben hier in Europa eine christlich-jüdische Tradition und da braucht es auch Aufklärungsarbeit bei den Muslimen.“ Cap widersprach zudem Wiens Bürgermeister Michael Häupl: „Für mich sind die Kopftücher keine Bereicherung des Stadtbildes. Aber es gibt keine Kumpanei der SPÖ mit Moscheevereinen.“
Engelberg: „Moslems wären gut beraten, mit Juden eine Allianz zu bilden“
Engelberg sprach sich besonders für ein klares Bekenntnis der Muslime gegen Antisemitismus aus. Dieser sei ein zunehmendes Problem - auch seit der Flüchtlingsbewegung im Jahr 2015: „Als die Flüchtlinge kamen, haben viele jüdische Mitbürger auch aktiv geholfen. Allerdings ist unter den Flüchtlingen ein starker Antisemitismus vorhanden. Das kann man den Menschen nicht vorwerfen, weil sie eben in antisemitischen Gesellschaften aufwachsen. Die Moslems in Österreich wären gut beraten, mit der jüdischen Gemeinde dagegen eine Allianz zu bilden.“ Denn: „Die Juden müssen sich heute mehr vor den Muslimen fürchten als vor den Rechtsextremen.“
Sämtliche Ausgaben des neuen Talk-Formats (jeden Mittwoch, 19 Uhr, hier auf krone.at) zum Nachsehen sowie Highlight-Videos finden Sie unter krone.at/brennpunkt.
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