NEOS-Chef und Gründungsmitglied Matthias Strolz leitet nach „Abschluss der Pionierphase“ seiner pinken Bewegung den geordneten Übergang an der Spitze ein. Am Montag gab der Parteivorsitzende in einer eilig einberufenen Pressekonferenz seinen Rücktritt bekannt. Zunächst werde er sein Amt als Bundesparteichef übergeben, im Herbst dann auch die Funktion des Klubobmanns. Seinen Rückzug bezeichnete Strolz in der sehr emotionalen Rede, für die ihm seine Töchter ein rosa Schwein und einen pinken Vogel als Glücksbringer mitgegeben hatten, als „Auftakt für die nächste Wachstumsphase“ der „erfolgreichen politischen Bewegung“.
Anhand der Ergebnisse der vergangenen Wahlen segeln die NEOS eigentlich auf Erfolgskurs. In Salzburg stehen sie sogar gerade vor ihrer ersten Regierungsbeteiligung. Allerdings soll parteiintern „von Anfang an“ vereinbart gewesen sein, dass der 44-jährige Vorarlberger nach zwei erfolgreichen Nationalratswahlen nicht mehr als Spitzenkandidat zur Verfügung steht.
Strolz will kein „Sesselkleber“ sein
Nach sieben Jahren „Aufbauarbeit“ möchte der 44-Jährige kein „Sesselkleber“ bleiben und seinem Herzen folgen, das gesagt habe, dass „die Zeit reif“ sei. „Ich habe heute in der Früh den Vorstand informiert, dass ich im Juni das Staffelholz als Parteichef übergebe. Im Herbst scheide ich dann auch aus dem Nationalrat aus.“ Natürlich werde er den NEOS eng verbunden bleiben und seine Partei dort unterstützen, „wo es sinnvoll und hilfreich ist“, blickte Strolz bereits in die Zukunft, die laut seiner Prognose sowohl national als auch europaweit stark von NEOS-Ideen geprägt sein wird.
Der Parteigründer zeigte sich überzeugt, dass seine Zentrumsbewegung „guten Nutzen und Mehrwert für die Menschen und unsere Gesellschaft stiftet“. „Wir glauben daran, dass die Zukunft nicht ein Raum ist, den wir betreten. Es ist ein Raum, den wir gemeinsam erschaffen. So werden viele Lösungen, die wir in den letzten Jahren entwickelt haben, mittelfristig in die Umsetzung kommen - von einer Bildungswende von unten durch umfassende Schulautonomie bis hin zum Flexipensionsmodell, mit dem wir das System so umgestalten, dass sich auch die nächste Generation gut auf unser Pensionssystem verlassen kann“, meinte der scheidende Chef-Pinke weiter.
„Haben das Potenzial zu einer 20-Prozent-Partei“
Voller Zuversicht zeigte sich Strolz, als er über die kommende Etappe für seine Bewegung referierte: „NEOS war noch nie so stark wie heute. Und noch nie war eine starke Kraft der Mitte für Österreich so wichtig wie jetzt und in den nächsten Jahren. Daher ist es essenziell, dass NEOS nach erfolgreichem Abschluss der Aufbauphase nun in die weitere Entfaltung geht. Wir werden, Schritt für Schritt, bis 2030 zu einer prägenden politischen Kraft in Österreich. Eine Kraft, die eine Million Unterstützerinnen und Unterstützer hinter sich versammelt. Wir haben das Potenzial, eine 20-Prozent-Partei zu sein.“
Über seine Zukunftspläne außerhalb der Politik verriet der Noch-NEOS-Chef wenig. Er werde nun „ein neues soziales Feld kultivieren“ - welches, das konnte oder wollte er nicht sagen. Er freue sich aber auf jeden Fall auf die neue Lebensphase „und mehr Zeit mit meiner Familie“. Gegen Ende seiner Rücktrittsrede konnte Strolz nicht mehr gegen die Tränen ankämpfen, die sich bereits zu Beginn angekündigt hatten. Am Ende seiner Erklärung bedankte sich der 44-Jährige sichtlich gerührt unter Tränen, „dass mir das Leben diese Aufgabe mit auf dem Weg gegeben hat“. „Viel Glück und auf ein Wiedersehen.“
Meinl-Reisinger als interimistische Nachfolgerin?
Die unmittelbar notwendigen Entscheidungen für die weitere personelle Weichenstellung in der Partei wird der erweiterte Vorstand am Mittwoch treffen. Interimistische Nachfolgerin dürfte Beate Meinl-Reisinger werden. Die Vorsitzende der NEOS Wien war bisher Strolz‘ Stellvertreterin an der Spitze der Bundespartei.
Als weitere Namen kursieren derzeit auch Nikolaus Scherak, Sepp Schellhorn und Veit Dengler.
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