Reinhold Lopatka: Wir haben eine Situation, die es seit 1945 nicht mehr gegeben hat: Der Bund muss alleine heuer ein Einnahmenminus von fünf Milliarden Euro verkraften! 2010 werden wir für die anfallenden Zinsen mehr ausgeben als für den gesamten Bildungsbereich: zehn Milliarden! Summen, die man nie für möglich gehalten hätte.
"Krone": Leser kritisieren, Sie hätten in Ihren Funktionen längst auf die Schuldenbremse treten können. Warum haben Sie das nicht getan?
Lopatka: Es stimmt, dass ich mitverantwortlich bin. Aber die Welt vor dem September 2008 war eine andere als heute. Wir haben in guten Jahren zu viel ausgegeben!
"Krone": Wo muss man ansetzen?
Lopatka: Man muss zuerst dort ansetzen, wo die Kosten explodiert sind. Etwa bei den ÖBB: Im Vorjahr lag dort das durchschnittliche Rentenalter bei 52 Jahren, heuer sind wir sogar bei 51 Jahren angekommen. Wir müssen in Richtung 60 kommen. Wenn die Lebenserwartung bei über 80 Jahren liegt, ist es unmöglich, schon mit 51 in Pension zu gehen!
"Krone": Stichwort Pensionen: Wie ist es möglich, sie langfristig zu sichern?
Lopatka: Erstens: Frühpensionierungen als Regelfall müssen ein Ende haben. Zweitens: Die Erhöhungen von ohnehin bereits hohen Renten gehören abgestellt. Drittens: Wir müssen die Niedrigpensionen sichern – und verhindern, dass Menschen mit kleiner Rente um eine Erhöhung umfallen.
"Krone": Schauen wir in die Steiermark. Wird dort ausreichend gegengesteuert?
Lopatka: Reden ist zu wenig, was zählt, sind Taten. Im Vergleich zu anderen Bundesländern war die Steiermark bei den Sozialleistungen großzügiger. Es ist auf Dauer aber unfinanzierbar, auch jenen, die sich's leisten können, alles gratis zur Verfügung zu stellen, wie etwa Kindergartenplätze. Ansehen muss man sich auch Doppelgleisigkeiten – etwa Landesschulabteilung und Landesschulrat mit überschneidenden Aufgaben.
"Krone": Gegen neue Steuern wehren Sie sich aber vehement.
Lopatka: Ja! In einer Phase, in der wir den Konsum brauchen, darf man Menschen nichts wegnehmen. Voves, der mit der Reichensteuer durch die Lande zieht, soll sagen, wen er als reich definiert. Denn Superreiche transferieren dazu ihr Kapital ins Ausland. Oder meint er die breite Masse, wo es wirklich was zu holen gäbe?
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.