„Nationale Tragödie“
Feuerdrama bei Athen: Mindestens 50 Todesopfer!
In mehreren Teilen Europas wüten wegen der Dürre und Sommerhitze Waldbrände. Im bei den Österreichern als Urlaubsziel beliebten Griechenland sind einige dieser Feuer außer Kontrolle geraten und mindestens 50 Menschen in den Flammen ums Leben gekommen. Nahe dem Ort Rafina hätten Einsatzkräfte 26 Leichen entdeckt, berichteten Rotkreuz-Helfer und der Vizebürgermeister der Region, Girgos Kokkolis, am Dienstag. Zuvor waren nach Angaben des staatlichen griechischen Rundfunks bereits 24 Menschen gestorben. Mehr als 150 Menschen, unter ihnen auch 16 Kinder, seien zudem verletzt worden, elf von ihnen schwer, heißt es. Man befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch steigen dürfte.
„Es ist eine nationale Tragödie“, sagte Innenminister Panos Skourletis. Die Mehrheit der Opfer gab es einem Regierungssprecher zufolge rund um den Badeort Mati, 40 Kilometer nordöstlich von Athen. Die Menschen seien in ihren Häusern oder Autos von den Flammen eingeschlossen worden.
Notstand im Großraum Athen ausgerufen
Fernsehreporter vor Ort berichteten, dass die Zahl der Opfer noch deutlich steigen dürfte, da in verschiedenen Orten im Osten Athens immer neue verkohlte Leichen entdeckt würden. Im Großraum Athen wurde der Notstand ausgerufen, die Autobahn- und Bahnverbindung Athen-Korinth wurde mehrere Stunden lang unterbrochen.
Reporter berichteten, in einem Haus seien die Leichen von zwei Frauen mit ihren Kindern entdeckt worden. „Die Frauen hatten ihre Kinder in ihrer Verzweiflung umarmt, um sie vor den Flammen zu schützen.“ Auch die Leiche eines weiteren Kleinkindes sei entdeckt worden. Informationen über Touristen unter den Opfern gibt es noch nicht.
Die Feuer waren so groß, dass Rauchwolken über Athen hingen und die Sonne verdunkelten. In der Region westlich und östlich der Hauptstadt haben Tausende Athener ihre Ferienwohnungen. Mehrere Bürgermeister schilderten Reportern, dass allein im Osten Athens mehr als 200 Häuser und Hunderte Autos zerstört oder beschädigt worden seien.
Menschen retten sich vor Flammen ins Meer
In der Hafenstadt Rafina, die von dichten Pinienwäldern umgeben ist, drangen die Flammen bis in den Stadtkern hinein. Tausende Menschen flohen aus der Region, die Straßen waren verstopft. Es habe keinen Ausweg gegeben, berichteten Augenzeugen. „Man konnte nicht atmen. Es war schrecklich“, sagte ein Mann im Staatsfernsehen. Hunderte retteten sich vor den Flammen ins Meer, stundenlang zogen Fischer und vorbeifahrende Schiffe die Menschen aus den Fluten. Im Hafen von Rafina zeigten Dutzende Menschen Fotos ihrer Verwandten und fragten Passanten, ob sie sie gesehen hätten.
„Es ist das schlimmste Szenario eingetreten“, sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Giannis Kapakis, im Fernsehen. Mehrere Kinder-Zeltlager mussten evakuiert werden, Strom, Telefon und Internet fielen in einigen Regionen aus.
Militär soll Feuerwehren zu Hilfe kommen
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras brach einen Besuch in Bosnien-Herzegowina vorzeitig ab und eilte nach Athen zurück. „Meine Gedanken sind bei den Menschen und den Einsatzkräften“, sagte er dem griechischen Fernsehsender ERT. Er äußerte den Verdacht, dass Brandstifter hinter den Feuern stecken könnten. Tsipras ordnete an, dass Feuerwehren anderer Regionen sowie das Militär nach Athen zu Hilfe kommen, wie das Staatsradio berichtete. Zudem habe Griechenland andere Länder der EU um Hilfe gebeten, sagte eine Feuerwehrsprecherin am Montagabend.
Temperaturen um die 40 Grad
Derzeit herrschen in Griechenland Temperaturen um die 40 Grad. Zudem wehen in der betroffenen Region Windböen der Stärke sieben. Für die Feuerwehr, die freiwilligen Helfer und das Militär kommt erschwerend hinzu, dass sie nach Einbruch der Dunkelheit ohne Hilfe der Löschflugzeuge und Hubschrauber gegen die Flammen kämpfen müssen.
Waldbrände in den heißen Sommermonaten sind in Griechenland keine Seltenheit. Im Jahr 2007 kamen dabei insgesamt 77 Menschen ums Leben.
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