Schule, Islam und Migration - und vor allem die für viele gescheiterte Integration muslimischer Kinder im Klassenzimmer - ist derzeit eines der großen Themen, die über die Grenzen Wiens hinaus an den Stammtischen diskutiert werden. Als Gäste zum brandheißen #brennpunkt-Talk bei Katia Wagner (Highlights oben im Video - die komplette Sendung finden Sie hier) diesmal: ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer, die Wiener SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak, Bildungsexperte und Bestsellerautor Andreas Salcher sowie Lehrer und Bildungsaktivist Daniel Landau. Einhelliger Tenor: Viel zu lange sei nichts unternommen worden - man müsse dringend das Problem an der Wurzel packen.
Brennpunkt Gewalt, psychischer Druck, diktierte Moral, Kleidungspolizei, Zwangsheirat: Dass die verstärkte Zuwanderung nach Österreich massive Probleme in unsere Schulen brachte, bestätigt nun auch das am Montag erschienene Buch der Wiener Lehrerin Susanne Wiesinger (wir berichteten).
SPÖ: „Ganz klar entgegenwirken“
Die SPÖ-Vertreterin gab sich gleich zu Beginn „dankbar für dieses Buch“: „Danke, Frau Wiesinger, für diesen Vorstoß und dafür, die Debatte in den Vordergrund zu stellen!“ Man brauche allerdings mehr Ressourcen, um hier „ganz klar entgegenzuwirken“. „Von einem Tag auf den anderen“ könne allerdings kein Mittel greifen, betonte Landesparteisekretärin Novak.
„Jugendliche werden missbraucht, aus meiner Sicht von einer politischen Bewegung. Das Wesentliche ist, die Jugendlichen aus diesen Kreisen zu bekommen“, so Novak. „Was ich mir persönlich wünsche, ist eine klare Regelung des Bundes.“ Man habe aber bereits einen Sozial- und Ethik-Kodex erarbeitet. Man brauche weiters ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr. Doch „jede Form von Deckelung der Mindestsicherung führt zu einer Verschärfung der Armutsfalle“, betonte die SPÖ-Vertreterin.
ÖVP: „Lehrer alleingelassen“
ÖVP-General Nehammer schoss sich rasch auf „Rot-Grün in Wien“ ein. Die Lehrer seien schlicht jahrelang „alleingelassen worden“. Große Integrationsdefizite seien bereits bei den jüngsten Kindern zu beobachten. Hier seien zumindest „klare Signale“ nötig - wie etwa ein Kopftuchverbot. Die Stadtregierung habe aber bisher immer wieder versucht, das Problem infolge eines „enormen Migrationsdrucks“ herunterzuspielen.
Nehammer: „Wir haben einen Kulturkampf in den Klassenzimmern. Es wurde viel versäumt. Ich bin froh, dass es einen Umdenkprozess gibt - wir müssen dort hinschauen, wo der politische Islam den Unfrieden setzt. Wir müssen die finden, die das Gift in die Schule tragen.“ Und weiter: „Wenn ein Kind der Schulpflicht nicht nachkommt, werden die Eltern zur Verantwortung gezogen. Das wurde zum Glück schon umgesetzt.“
Landau: „Problem trifft alle großen Städte“
Nach Ansicht von Bildungsaktivist Landau „betrifft das Problem alle großen Städte“ und sei nicht bloß auf Wien zu reduzieren. „Brennpunktschulen einen vor allem sozial benachteiligte Menschen, nicht so sehr verschiedene Religionen oder Kulturen.“ Man sortiere die Kinder nicht nach Talenten oder Können. „Das System droht seit Jahren an die Wand gefahren zu werden - völlig unabhängig vom Islam“, ist Landau überzeugt. „Der Schule hängt man Enormes um. Ressourcenmäßig ist man diesen Erwartungen nicht gefolgt. Mein Appell ist: Die Lehrer ordentlich unterstützen!“
Salcher: „Kein generelles Migrantenproblem“
Auch nach Ansicht von Experte Salcher haben wir „kein generelles Migrantenproblem“, sondern „ein Problem der Bildungsschichten“. „Kinder von osteuropäischen oder asiatischen Eltern erbringen teilweise bessere Leistungen als unsere.“ Salcher plädiert klar für die Ganztagsschule. „Momentan sind nur acht Prozent der österreichischen Klassen so. Wir haben das zweitteuerste Schulsystem der EU und wir machen sehr wenig mit dem Geld. Wir stehen jetzt am Scheideweg. Entweder ändern wir das System, oder wir haben bald Situationen wie in Frankreich oder in Schweden.“
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