Politikexperte im Talk

Kern-Rückzug „,House of Cards‘ für ganz Arme“

Österreich
19.09.2018 12:43

„Seltsam“ ist für viele ein Hilfsausdruck für den Rückzug von SPÖ-Chef Christian Kern aus der Innenpolitik - der ehemalige Kanzler möchte als Spitzenkandidat in die nächste EU-Wahl gehen -, sowohl was Zeitpunkt als auch (interne) Kommunikation betrifft. Das bekräftigt auch Politikexperte Thomas Hofer, der die überraschende Entscheidung Kerns im krone.at-Talk mit Gerhard Koller analysiert und sagt: „Das ist ,House of Cards‘ für ganz Arme.“

„Den großen Plan gibt es nicht“, so Hofer im Gespräch mit Koller, was die SPÖ nun aber versuche, sei, „das Ganze im Nachhinein als Strategie zu erklären“. Das sei - sehr zugespitzt - „,House of Cards‘ für sehr Arme“, denn wenn es eine Strategie gewesen sei, dann habe Kern sie selber konterkariert. Er selbst, Hofer, sei nach dem Auftauchen erster Gerüchte über einen kompletten Rücktritt mit vielen hochrangigen SPÖlern in Kontakt gewesen - und alle seien davon ausgegangen. Dann sei „die Wende in der Wende“ gekommen - Kern sei dadurch „politisch verletzt übergeblieben“, und auch die SPÖ.

(Bild: Jöchl Martin)

„Das kommt absolut zur Unzeit“
Und auch was die vielen Absagen für die Kern-Nachfolge angehe, sei das ein „Bild, das die SPÖ nicht abgeben darf“. Der Schaden für die Partei sei „derzeit sehr, sehr hoch“, vor allem für die Herbstarbeit, wo man „versuchen muss, die Regierung bei den Themen Gesundheit und Soziales in die Defensive zu drängen, wo man eine Kassenreform zu bekritteln hat, wo der ÖGB die Herbstoffensive startet, da kommt das absolut zur Unzeit, da würgt das alles ab“. Das sei ein „Test für die innerparteiliche Loyalität“.

(Bild: Jöchl Martin)

„Fast alle vor den Kopf gestoßen“
Die Frage sei nun, wie sehr man es schaffe, nach außen den Schein zu wahren, denn es seien „fast alle vor den Kopf gestoßen und wütend ob der Art und Weise, wie das abgelaufen ist“. Wichtig sei nun für die SPÖ vor allem, trotz des „langen Schattens der ganzen Aktion“ ihrer Rolle als wichtigste Oppositionspartei nachzukommen.

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