Nach dem überraschenden Rücktritt von Christian Kern als SPÖ-Chef und seiner Ankündigung, als Listenerster der SPÖ bei den Europawahlen im nächsten Jahr antreten zu wollen, verkündete der scheidende Parteivorsitzende am Mittwoch seine persönlichen Beweggründe für die Entscheidung. Er sei als „Speerspitze der Opposition“ nicht geeignet, ließ er wissen. Denn: „Ich will nicht mit dem Bihänder auf Leute eindreschen.“
Kern sagte nach der SPÖ-Gremiensitzung am Mittwoch, manche Parteien würden „die Abrissbirne gegen Europa einsetzen“. Als SPÖ-Spitzenkandidat bei der Europawahl wolle er sicherstellen, dass „das europäische Erbe bewahrt wird“. Damit sei eben verbunden, den Parteivorsitz abzugeben.
Er werde persönlich die Sondierungsgespräche für die Nachfolge führen, weil er darum gebeten wurde. „Ich glaube, dass das andere auch gut hinbekommen“, meinte er dazu. „Ich gehe davon aus, dass wir diesen Prozess zeitgerecht bis zum Parteitag, der im November stattfinden wird, über die Bühne bringen.“ Bislang hagelte es allerdings nur Absagen aus den Reihen der SPÖ.
„Es geht um die Zukunft des Kontinents“
Diese „persönliche Entscheidung“ habe er sich „reiflich überlegt“. Er gehe davon aus, dass dieser Entschluss richtig sei, „weil es hier tatsächlich um die Zukunft des Kontinents geht“. Sogar US-Präsident Donald Trump habe sich offen als Gegner Europas positioniert. Im Inneren Europas habe man mit „Salvinis, Straches und Kaczyńskis“ mit Fraktionen zu tun, die „das Europa, so wie wir es geerbt haben“, zerstören wollten. Es sei nun besonders „wichtig, die Sozialdemokratie zu stärken“ und diese „auf Platz eins zu führen“.
„Der Gang in die Opposition ist immer schmerzhaft“, räumte Kern ein. Doch er kann auch einen positiven Trend erkennen: „Wir liegen bei allen wesentlichen Umfragen über unserem Wahlergebnis und haben auch hier einen guten Trend erreicht.“ Er habe sich gefragt, was seine Rolle in der Zukunft sei. Sein persönliches Profil passe nicht „idealtypisch“ zur „Speerspitze der Opposition“. „Ich will nicht mit dem Bihänder auf Leute eindreschen“, erklärte er dazu.
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