„Putz dich nicht ab!“

Jetzt fliegen Fetzen zwischen Kerns Ex-Beratern

Österreich
24.09.2018 10:01

Die Nachfolge Christian Kerns bei der SPÖ ist seit dem Wochenende geregelt. Auch die Frage, ob der scheidende SPÖ-Chef im Falle eines Erfolgs bei den EU-Parlamentswahlen im kommenden Jahr auch sein Europa-Mandat annimmt, ist beantwortet. Nach außen hin sind nach den chaotischen letzten Tagen die Wogen geglättet. Doch intern rumort es weiterhin. Nun geraten sich auch ehemalige Berater Kerns in die Haare. Zwischen Rudi Fußi und Josef Kalina fliegen auf Twitter die Fetzen (siehe Faksimile unten). Die beiden sparen nicht mit verbalen Fouls. Während Kalina dem ehemaligen Redenschreiber am Sonntag „friendly fire“ vorwarf, antwortete dieser: „Putz dich da nicht so billig ab!“

Kalina beschrieb Fußi als „Berater-Querschläger“, der „nachgerade einen GAU“ verursacht habe. Fußi fand das „skurril“ und gab zu bedenken, dass der ehemalige Bundesgeschäftsführer der Sozialdemokraten, der seit Jahren als PR-Berater tätig ist, auch mit Tal Silberstein für die SPÖ zusammengearbeitet habe.

(Bild: twitter.com, krone.at-Grafik)

Silberstein gilt als Spezialist für „Negative Campaigning“, also Wahlkampagnen, in denen eher die Schwächen und Nachteile des Gegners im Fokus stehen als die Stärken des eigenen Kandidaten. Diese Methoden kamen auch bei dem letzten Nationalratswahlkampf der Roten zur Anwendung. Als Silberstein wegen Geldwäscheverdachts in Israel verhaftet wurde, beendete die SPÖ die Zusammenarbeit mit dem Berater. Der Schaden aber war schon angerichtet.

Tal Silberstein (Bild: APA/AFP/Jack Guez)
Tal Silberstein

SPÖ distanzierte sich von Fußi nach Silberstein-Affäre
Auch von Fußi distanzierte sich die Parteispitze damals
, nachdem Handy-Textnachrichten zwischen ihm und einer Übersetzerin und Mitarbeiterin Silbersteins aufgetaucht waren, die das Dirty Campaigning öffentlich gemacht hatte. In der WhatsApp-Unterhaltung setzte Fußi die Zeugin unter Druck. Unter anderem war darin folgende Passage zu lesen: „Glaub mir, so ein Leben willst nicht führen. Oder glaubst du, die Partei lässt dich in Ruhe, wenn du sie versenkst? Die klagen dich in Grund und Boden und zerren dich durch die Arena.“ Weder Einschüchterungsversuche noch angebotenes Schweigegeld führten aber bei der Zeugin zu einem Sinneswandel.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER, "Krone", krone.at-Grafik)

Die Reaktion aus der SPÖ-Zentrale im Oktober 2017: „Mit Entsetzen mussten wir lesen, mit welchen Methoden Fußi gegen die ehemalige Mitarbeiterin von Tal Silberstein vorgegangen ist. Solche Einschüchterungsversuche sind unentschuldbar und keinesfalls im Sinne der SPÖ. Fußi ist weder Parteimitglied, noch steht er in einem Auftragsverhältnis zur SPÖ.“

Kalinas Tweet dürfte sich auf die zahlreichen Kommentare Fußis zur Bestellung Rendi-Wagners beziehen. Indirekt riet der PR-Berater dem nebenberuflichen Kabarettisten, zu schweigen statt „Lautstärke aufdrehen“.

Rendi-Wagner: Modell Kern prolongiert
Die bevorstehende Kür Rendi-Wagners ist ein Wagnis. Denn sie verkörpert exakt den gleichen Typus wie ihr Vorgänger Kern, mit dem die Sozialdemokraten ja nicht gerade von Erfolg zu Erfolg geeilt waren. Zudem ist sie in der Partei nicht gerade optimal vernetzt. Dass die Wahl letztlich auf sie fiel, hängt wohl damit zusammen, dass die Partei ein Gegenbild zu Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) schaffen will - und das ist aus Sicht der Sozialdemokraten mit der 47-Jährigen eine moderne, beruflich auch außerhalb der Politik erfolgreiche Frau in mittleren Jahren.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER, krone.at-Grafik)

Video: Kerns Statement zur Nominierung von Pamela Rendi-Wagner als seine Nachfolgerin

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