Jetzt ist es fix: Die SPÖ hat bei ihrer Präsidiumsklausur am Wiener Kahlenberg am Sonntag entschieden, wer statt Christian Kern Spitzenkandidat bei der EU-Wahl wird. Die designierte Parteichefin Pamela Rendi-Wagner trat kurz nach 13 Uhr vor die Presse und vermeldete, dass die Wahl auf den - eben erst als Klubobmann abmontierten - Andreas Schieder fiel. Dies muss nun beim Bundesparteitag noch vom Parteivorstand abgesegnet werden.
Ein ausgewiesener „Europa-Kenner“ und sehr erfahrener Politiker sei er, der Andreas Schieder, sagte Rendi-Wagner bei der Pressekonferenz am Kahlenberg bei strahlendem Sonnenschein. Im Parlament war er demnach sehr oft außenpolitischer Sprecher, wie die SPÖ-Chefin hervorhob. Auf Platz 2 der SPÖ-Liste zur EU-Wahl soll Evelyn Regner stehen. Auch sie sein eine „Europa-Kennerin“ und sei höchst geeignet für die Rolle. Sie ist jetzt schon EU-Delegationsleiterin.
SPÖ will Kern-Turbulenzen rasch hinter sich lassen
Gewählt wird die Liste der SPÖ für die Europawahl am Parteitag in Wels. Dort soll am 24. November zunächst Pamela Rendi-Wagner zu neuen Parteivorsitzenden bestimmt und das Parteiprogramm abgesegnet werden. Am Tag darauf soll über die Kandidatenliste bei der EU-Wahl und das Wahlprogramm abgestimmt werden. Die Turbulenzen rund um den Kern-Abgang aus der Politik will die SPÖ möglichst rasch hinter sich lassen. Rendi-Wagner betonte, sie halte sich nicht lange damit auf, zurückzublicken. Stattdessen hat das Präsidium drei zentrale Schwerpunkte für die Arbeit der kommenden Wochen festgelegt, nämlich Pflege, Wohnen und eine Facharbeiteroffensive.
Schieder selbst erklärte in einer ersten Stellungnahme, sich voll auf das Thema Soziales konzentrieren zu wollen: „Wer soziale Gerechtigkeit will, wird die SPÖ ankreuzen müssen.“ Ein Handicap, nur ein Ersatzkandidat zu sein, sieht Schieder nicht. Wahlkampf sei ohnehin immer schwer, man müsse nun eben die Frage des sozialen Zusammenhalts in den Vordergrund stellen.
Schieder auf politischer Tal- und Bergfahrt
Dass es politisch manchmal steiler bergab geht als noch kurz davor vermutet, musste Schieder miterleben, als Kern vor wenigen Wochen überraschend der Parteispitze den Rücken kehrte. Denn Nachfolgerin Pamela Rendi-Wagner, von der Schieder nicht der größte Fan zu sein scheint, montierte ihn kurzerhand ab. Hätte nicht Kern schon wieder hingeschmissen, diesmal die EU-Spitzenkandidatur, wäre Schieder wohl nichts anderes übriggeblieben, als den Rest der Legislaturperiode mit der mäßig bedeutenden Rolle des außenpolitischen Sprechers einer Oppositionspartei und der eines von vielen Stellvertretern der Klubobfrau abzudienen.
Brüssel und Straßburg stellen für den begeisterten Sportler, der von Yoga über Bergsteigen bis Mountainbike durchaus öffentlichkeitswirksam jede Menge Bewegung betreibt, also einen gangbaren Ausweg dar, umso mehr als dem Genussmenschen und Hobbykoch die kulinarischen Vorzüge der EU-Metropolen zu pass kommen dürften. Erstmals kann sich Schieder zudem an der Spitze einer Wahlliste auf höherem Level beweisen und (vor allem) seinen Wiener Genossen zeigen, dass er auch als Frontmann gute Figur machen kann. Rutscht ihm nicht ein flotter Spruch zu viel über die Lippen, könnte der geeichte Politprofi durchaus einen Achtungserfolg einfahren und der krisengebeutelten Sozialdemokratie einen Lichtstreifen am Horizont bescheren.
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