Abhaken und nach vorn schauen - das wünschen sich die meisten in der SPÖ. Doch so einfach ist dies in der Partei, in der es nach wie vor rundgeht, offenbar nicht. Für den jüngsten Unmut sorgt erneut Ex-Chef Christian Kern: Er möchte beim Parteitag Ende November in Wels nach seinen zwei weniger ruhmreichen Rücktritten in den vergangenen Wochen noch einmal eine schillernde Rede halten. Insider befürchten jedoch, dass Kern den Parteitag als eine Art Abrechnung mit der Partei nutzen will. Der Großteil der Genossen ist über Kerns geplante Rede jedenfalls stinksauer.
Eigentlich hatte die SPÖ darüber nachgedacht, auch den Ort des verschobenen Parteitags zu wechseln. Die zweitägige Tagung findet nun aber doch in der Welser Messehalle statt, am 24./25. November. Vielen Genossen stößt der Austragungsort sauer auf, zumal es sich ausgerechnet um eine Stadt, wo ein FPÖ-Bürgermeister regiert, handelt.
Viele Parteifunktionäre hätten lieber Wien als Ort des Parteitags gesehen. In erster Linie, um dort Bürgermeister Michael Ludwig knapp zwei Jahre vor der Landtagswahl den Rücken zu stärken und Geschlossenheit zu demonstrieren.
Die Vorzeichen am Parteitag stehen jedenfalls auf Konflikt: Ex-Bundeskanzler Christian Kern, der mit seinem merkwürdigen Rückzug und seinen wechselnden Plänen für die EU-Wahl und dann dem endgültigen Handtuch-Werfen für gewaltiges Chaos gesorgt hatte, will noch einmal einen großen Auftritt.
Das sei ganz normal, um sich zu verabschieden, ist von Kern dazu zu hören. Auch der neue Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda, stets ein enger Vertrauter von Kern, betont: „Das ist eine Selbstverständlichkeit.“
Genossen wollen neues Kapitel beginnen
Allerdings sehen das nicht alle in der Partei so. Viele Genossen murren, sie haben nicht mit einer neuerlichen Kern-Rede gerechnet. Zumal der Großteil der Parteimitglieder die wenig ruhmvolle Vergangenheit nun endlich hinter sich lassen und ein neues Kapitel beginnen will.
Für weiteres Streitpotenzial sorgt die Parteireform, die ja bei der Klausur auf dem Wiener Kahlenberg abgesagt worden ist - nun aber doch zumindest in Teilen kommen soll, weil so manches Bundesland angekündigt hatte, die Neuerungen sowieso umzusetzen. Und dem Vernehmen nach soll jeder einzelne Punkt in einem eigenen Leitantrag zur Abstimmung gebracht werden. Für Pamela Rendi-Wagner und Thomas Drozda wird das kein Spaziergang. Die Gräben in der Partei sind anscheinend noch tiefer als ohnehin vermutet.
Doris Vettermann & Richard Schmitt, Kronen Zeitung
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