„Betrifft uns alle“
EU-Parlament stimmt für Verbot von Einweg-Plastik
Das EU-Parlament hat am Mittwoch in Straßburg ein Verkaufsverbot für Einweg-Kunststoffartikel beschlossen und damit den Weg für weitere Verhandlungen mit dem Rat und der Kommission freigemacht. Der Parlamentsvorschlag sieht vor, dass jene zehn Wegwerfprodukte, die am häufigsten an Europas Stränden gefunden werden und mehr als 70 Prozent der Abfälle im Meer ausmachen, ab 2021 verboten werden.
Plastikflaschen sollen künftig in der gesamten EU separat gesammelt werden. Zudem sollen die EU-Staaten bis 2025 mindestens 90 Prozent der Einweg-Plastikflaschen wiederverwerten. Unter österreichischem Ratsvorsitz sollen sich die Umweltminister der EU-Staaten noch heuer auf eine gemeinsame Position verständigen, dies sei „eine Priorität des Ratsvorsitzes“, hieß es aus Ratskreisen. Danach beginnen die Trilog-Verhandlungen, an denen das Parlament, der Rat der EU und die EU-Kommission beteiligt sind.
„Das ist ein wichtiges Signal“
„Die Vermüllung unserer Meere ist eine Umweltkatastrophe, die uns alle betrifft. Wenn wir nicht handeln, wird es bis 2050 mehr Kunststoff als Fische in den Meeren geben. Die Tonnen an Plastik bedrohen nicht nur unsere Umwelt, sondern auch unsere Gesundheit. Die heutige Abstimmung ist ein wichtiges Signal“, erklärte die SPÖ-Abgeordnete Karin Kadenbach. Die Umweltschutzorganisation Global 2000 sprach von einem „historischen Etappenziel gegen Plastikverschmutzung“. Gleichzeitig übte die NGO Kritik an der derzeitigen Definition von „Einweg-Plastikartikeln“. Es könne nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass Plastik-Hersteller Reduktionsziele und Verbote einfach ignorierten, indem sie Einwegprodukte als „wiederverwendbar“ deklarierten. „Hier müssen noch klare Richtlinen erlassen werden, die Hintertüren und Schlupflöcher unmöglich machen“, lautete die Forderung.
Jährlich gelangen zehn Millionen Tonnen Plastik ins Meer
Weit mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll verschmutzen bereits die Weltmeere - und jährlich kommen geschätzt weitere zehn Millionen Tonnen hinzu. Viele Plastikpartikel stammen von Schiffen und aus der Fischerei oder gelangen über kommunale Abwässer ins Meer - wie Mikroplastik aus Kleidung oder Kosmetikprodukten.
Strömung und Wind sorgen für die globale Verteilung. Eines der größten Probleme: Es dauert mehrere Hundert Jahre, bis sich die Kunststoffe zersetzen. Dabei gelangen Gifte in die Meeresumwelt. Für viele Meeresbewohner wird Plastikmüll zur unmittelbaren Bedrohung: Sie verheddern sich in illegal entsorgten Fischernetzen oder Langleinen und kommen qualvoll ums Leben. Schildkröten verwechseln Plastiksackerl mit Quallen, ihrer natürlichen Nahrung, und ersticken. Seevögel verschlingen Zahnbürsten oder Spielzeug und verhungern mit vollem Magen oder sterben an inneren Verletzungen.
Wie Mikroplastik in den menschlichen Körper gelangt
Ist der Müll im Laufe der Zeit in mikroskopisch kleine Partikel zerfallen, drohen weitere Gefahren. Denn sie binden Schadstoffe an ihrer Oberfläche und transportieren sie in die Nahrungskette - letztlich auch mit Folgen für den Menschen, der das Gift durch den Verzehr von Fischen und Meeresfrüchten aufnimmt.
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