Fliegt aus Präsidium

Sexismus-Eklat: Milde Strafe für Tiroler SPÖ-Chef!

Österreich
22.11.2018 22:26

Georg Dornauer, designierter Chef der Tiroler SPÖ, hat in der jüngsten Landtagssitzung für eine verbale Entgleisung gesorgt, indem er sagte, dass er sich Gabriele Fischer, Landesrätin der Grünen, „nicht in der Horizontalen“ vorstellen wolle (siehe Video oben). Auf Nachfrage von krone.at wird es für Dornauer zwar interne Konsequenzen geben, diese fallen aber relativ gering aus: Wie die Parteizentrale mitteilte, wirft Parteichefin Pamela Rendi-Wagner ihn aus dem Parteipräsidium, gleichzeitig wird er auch nicht wie geplant stellvertretender Parteivorsitzender. Die SPÖ-Frauen fordern mittlerweile sogar den Rücktritt Dornauers. Mit dieser Forderung können weder der Tiroler ÖGB-Chef Philip Wohlgemuth noch Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) etwas anfangen.

Zwei Tage vor dem Bundesparteitag muss sich die Partei wieder einmal mit internen Problemen herumschlagen. „Der Sager von Georg Dornauer ist inakzeptabel. Damit ist er als stellvertretender Bundesparteivorsitzender nicht tragbar. Ich habe die Konsequenzen gezogen, und deshalb wird er keine bundespolitischen Funktionen - weder im Präsidium noch im Vorstand - übernehmen“, schrieb Rendi-Wagner auf Facebook. Seinen Posten als (designierter) Tiroler SPÖ-Chef darf Dornauer hingegen behalten. 

Heinisch-Hosek: „Erwarte mir, dass er von Landesfunktionen zurücktritt“
Die SPÖ-Frauen fordern Dornauer hingegen zum Rücktritt auf. Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek verurteilte in einer Aussendung das „inakzeptable und sexistische Verhalten“ Dornauers. Die Bundespartei habe zwar rasch gehandelt, „aber als Bundesfrauenvorsitzende erwarte ich mir darüber hinaus, dass er seine Konsequenzen zieht und von den Landesfunktionen zurücktritt“.

SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
SPÖ-Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek

„Dummer Sager, soll sich entschuldigen“
Der Kommunikationschef der SPÖ Wien, Raphael Sternfeld, bezeichnete den „Horizontalen“-Sager als „dumm“. Er riet dem Tiroler Parteikollegen, sich zu entschuldigen (siehe Faksimile unten).

(Bild: Landtag Tirol, twitter.com, krone.at-Grafik)

Dornauer: „Habe mich einzig und allein auf die Bettlägerigkeit bezogen“
Der Sager ist in einem Video aus der Landtagssitzung der vergangenen Woche dokumentiert und sorgte im Plenum vor allem bei Dornauers Parteifreunden für ablehnende Reaktionen. Dornauer selbst sagte, dass er sich bereits während der Sitzung erklärt und entschuldigt habe. Der 35-Jährige betonte, dass er sich mit dem „Horizontalen“-Sager einzig und allein auf die Bettlägerigkeit wegen der Erkrankung von Grünen-Landesrätin Gabriele Fischer bezogen habe. Die Entscheidung Rendi-Wagners, ihn für alle Bundesgremien abzulehnen, nehme er „so zur Kenntnis“.

Georg Dornauer während seiner Rede im Landtag. Seinen Parteikolleginnen links von ihm, Elisabeth Blanik und Elisabeth Fleischanderl, steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. (Bild: Landtag Tirol)
Georg Dornauer während seiner Rede im Landtag. Seinen Parteikolleginnen links von ihm, Elisabeth Blanik und Elisabeth Fleischanderl, steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben.

Die grüne Landesrätin Gabriele Fischer wollte den Sager indes nicht kommentieren, wie es aus ihrem Büro hieß. Dieser spreche aber für sich. Eine persönliche Entschuldigung habe es von Dornauer bis dato keine gegeben.

Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Bild: Land Tirol)
Soziallandesrätin Gabriele Fischer

Tiroler ÖGB-Chef kritisiert Entscheidung der Bundes-SPÖ
Kritik an der Entscheidung der Bundes-SPÖ kam vom Tiroler ÖGB-Chef und SPÖ-Landtagsabgeordneten Philip Wohlgemuth. „Das ist ein Schnellschuss, den sie überdenken sollten“, erklärte Wohlgemuth am Donnerstagabend. Ein Landesparteivorsitzender sollte schon in den Gremien der Bundespartei verankert sein. Dornauer habe sich zweimal entschuldigt - und auch ÖVP-Landtagsvizepräsident Anton Mattle, der den Vorsitz führte, habe diese Entschuldigung akzeptiert. „Irgendwann muss man es auch einmal gut sein lassen. Das wird jetzt schon sehr aufgebauscht“, so Wohlgemuth. Dornauers Spruch sei „unglücklich passiert, so etwas sagt man nicht“. „Aber ich bin mir sicher, dass er es nicht so gemeint hat“, meinte der ÖGB-Vorsitzende.

Niessl: „Dornauer hat sich glaubhaft entschuldigt
Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) ist ebenfalls der Meinung, dass sich sein Tiroler Parteikollege nach seiner „glaubhaften Entschuldigung“ eine zweite Chance verdient. Er schließe sich nicht der Forderung Heinisch-Hoseks an, meinte Niessl am Donnerstagabend im „ZiB 2“-Interview. „Wenn man sich entschuldigt, dann muss das auch akzeptiert werden. Er würde so etwas sicher nicht ein zweites Mal machen“, so der Landeshauptmann.

Bogner-Strauß: „Inakzeptabler Untergriff“
Erbost über Dornauers Sager zeigte sich auch ÖVP-Familienministerin Juliane Bogner-Strauß. „Bei dieser Aussage handelt es sich um einen völlig inakzeptablen Untergriff. Ich hoffe, dass so etwas in der SPÖ unter einer Parteichefin Rendi-Wagner keinen Platz hat.“

Juliane Bogner-Strauß (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Juliane Bogner-Strauß

ÖVP: „Alle Frauen in der Politik vor Macho-Attitüden schützen“
In dieselbe Kerbe schlug ÖVP-Frauensprecherin Barbara Krenn. „Dornauers Aussage ist inakzeptabel, herabwürdigend und zutiefst sexistisch. Sexismus jeder Art darf in der österreichischen Politik keinen Platz haben. Uns geht es hier nicht um Parteipolitik.“ Krenn gehe es darum, dass Frauen aller Couleurs vor solch verbalen Untergriffen und Macho-Attitüden geschützt werden.  Beim SPÖ-Bundesparteitag am Samstag müsse Rendi-Wagner das klarstellen, sonst sei die SPÖ unglaubwürdig, ergänzte Krenn. Als die ÖVP vor Kurzem einen ähnlichen Vorfall zu verantworten hatte, hätte Bundeskanzler Sebastian Kurz sofort reagiert.

Vergleich: Kanzler quittierte sexistischen Dönmez-Sager mit Rausschmiss 
Zur Vorgeschichte: Für die bisher letzte sexistische Wortspende eines Politikers hatte der damalige ÖVP-Nationalratsabgeordnete Efgani Dönmez Anfang September gesorgt. Wie berichtet, antwortete Dönmez auf die Frage, wie die SPD-Politikerin Sawsan Chebli „jemals Staatssekretärin werden konnte“: „Schau dir mal ihre Knie an, vielleicht findest du ja eine Antwort.“ Die SPÖ forderte daraufhin vehement den Rücktritt von Dönmez und von Kanzler Kurz eine klare Distanzierung. Wenig später wurde Dönmez aus dem Parlamentsklub der ÖVP geworfen.

Efgani Dönmez und Sebastian Kurz (Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)
Efgani Dönmez und Sebastian Kurz

SPÖ-Mandatare marschierten bei Dönmez-Rede aus dem Saal 
Doch damit gab sich die SPÖ nicht zufrieden. Als Dönmez Ende September eine Rede im Nationalrat hielt, zogen die SPÖ-Mandatare aus Protest aus dem Plenarsaal aus. 

Nach der sexistischen Wortspende von Efgani Dönmez ging die SPÖ wenig zimperlich mit dem Politiker um. (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER, twitter.com, krone.at-Grafik)
Nach der sexistischen Wortspende von Efgani Dönmez ging die SPÖ wenig zimperlich mit dem Politiker um.

Abgeordnete anderer Parteien drehten dem 41-jährigen Politiker mit türkischen Wurzeln demonstrativ den Rücken zu. Ähnliche Reaktionen werden Dornauer wohl erspart bleiben. 

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