Das Asylquartier für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge an der österreichisch-tschechischen Grenze nahe Mistelbach in Drasenhofen sorgt für Aufregung. „Menschenunwürdig“, hieß es etwa seitens der SPÖ Niederösterreich. krone.at war vor Ort und machte sich ein Bild von dem umstrittenen Heim. Bewohner dürfen nur mit Security das Quartier verlassen. Die Sicherheitsmitarbeiter sorgen dafür, dass keine Besucher reindürfen, keine Bewohner rauskommen. Der Eingang ist eingezäunt - dahinter ein Feld mit Blick in die Ferne. Am Nachmittag reagierte die niederösterreichische Landesregierung: Die untergebrachten Jugendlichen werden vorübergehend in andere Quartiere verlegt.
Bewohner sollen nur mit Security das Quartier verlassen dürfen. Die Sicherheitsmitarbeiter sorgen dafür, dass keine Besucher reindürfen und keine Bewohner rauskommen, so präsentiert sich das Asylquartier am Freitag beim krone.at-Lokalaugenschein. Der Eingang ist eingezäunt, dahinter ein Feld mit Blick in die Ferne.
Schon vor einem Jahr haben hier circa 60 Flüchtlinge gelebt - damals waren es noch Familien, erzählt ein Herr, der in der Nähe lebt und mit Blick auf das Quartier im Autobahn-Bistro etwas zu trinken bestellt. „Einer hat sogar einen Job bei der Gemeinde bekommen. Damals hat man noch alle gekannt.“ Anfang der Woche seien die Flüchtlinge noch locker in der Gegend herumspaziert, sogar eine Taxifahrt will der Chef des Lokals mitbekommen haben. „Wir haben aus der Zeitung erfahren, dass jetzt wieder Flüchtlinge da sind.“ Früher diente das Haus den dort beschäftigten Grenzbeamten.
Versuche von krone.at, das Gespräch mit der Heimleitung zu suchen oder das Quartier zu betreten, scheitern. Aber die Flüchtlinge scheinen das Heim jedenfalls nicht verlassen zu dürfen. Sie winken, zeigen auf die Securitys und deuten an, dass es mit diesen Ärger geben würde. Ein Zaun sichert den Eingangsbereich, teils mit Stacheldraht.
Hinter dem Haus erstreckt sich jedoch ein weites Feld ohne weiterlaufenden Zaun, eine „Flucht“ wäre also nicht unmöglich.
„Wahnsinn, wie viele Kamerateams heute hier sind!“, staunt unser Gesprächspartner aus dem Bistro.
Landesregierung verlegt Jugendliche nach Bericht der Jugendanwaltschaft
Am späten Freitagnachmittag ging es dann Schlag auf Schlag. Zuerst stellte die niederösterreichische Jugendanwaltschaft in drastischen Worten fest, dass ihrer Meinung nach die Asylwerber in Drasenhofen nicht adäquat untergebracht seien.
„Auch Jugendliche im Asylverfahren und solche mit rechtskräftig negativem Asylbescheid haben - so wie alle anderen Jugendlichen - ein Recht auf adäquate jugendgerechte Betreuung, auch wenn ihnen Fehlverhalten vorgeworfen wird. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft war vor Ort und stellt fest, dass aus jugendrechtlicher Sicht die Betreuungseinrichtung im derzeitigen Zustand nicht geeignet erscheint. Der Stacheldraht ist jedenfalls mit Jugendrechten nicht vereinbar und unverzüglich zu entfernen.“
Einrichtung muss umgestaltet werden
Wenig später ordnete die Kinder- und Jugendhilfelandesrätin des Landes, Ulrike Königsberger-Ludwig, die Verlegung der in Drasenhofen einquartierten unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge an, die bereits am Freitag über die Bühne ging. Eine Schließung der Einrichtung bedeutet das freilich nicht. Sollte Landesrat Gottfried Waldhäusl es schaffen, das Gebäude in einen für Flüchtlinge geeigneten Rahmen umzugestalten, könnten wieder Flüchtlinge zurückkehren. „Klar ist, dass eine derartige Situation nicht mehr vorkommen darf“, sagte allerdings Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner in Richtung Waldhäusl.
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