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Nazi-Vergangenheit: Zweigelt soll umbenannt werden

Österreich
10.12.2018 17:42

Der Zweigelt soll umbenannt werden. Die Umbenennung der Rotweinrebe sei längst überfällig, stellte das „Institut ohne direkte Eigenschaften“ am Montag fest. Im Rahmen der Aktion „Abgezweigelt“ wurde bei einer Pressekonferenz in Wien der neue Wunschname „Blauer Montag“ vorgestellt. Die Namensänderung soll auf die nationalsozialistische Vergangenheit Friedrich „Fritz“ Zweigelts aufmerksam machen. Was meinen Sie - ist die Namensänderung notwendig? Diskutieren Sie mit!

Dem aus der Steiermark stammendem Zweigelt gelang 1922 die Kreuzung der Sorten St. Laurent und Blaufränkisch. Die Züchtung nannte er in der Folge Rotburger. Im Jahr 1975 - Zweigelt war zu diesem Zeitpunkt bereits tot - erhielt die Rebsorte durch die Qualitätsweinrebsorten-Verordnung den Namen seines Schöpfers. Damit wird für die „Abgezweigelt“-Initiatoren „eine traurige Wahrheit sichtbar“: Die österreichische Weinwirtschaft schweige sich wie kein anderer Wirtschaftszweig über die nationalsozialistische Vergangenheit aus.

Im April 1933 trat Friedrich Zweigelt in die NSDAP ein, als diese in Österreich noch verboten war. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Direktor der Weinbauschule am Stift Klosterneuburg zwangspensioniert und Zweigelt erhielt die Leitung übertragen. Einen Schüler namens Josef Bauer, Mitglied der Widerstandsgruppe um den Klosterneuburger Chorherrn Roman Scholz, soll Zweigelt der Gestapo ausgeliefert haben. (Bild: wikipedia)
Im April 1933 trat Friedrich Zweigelt in die NSDAP ein, als diese in Österreich noch verboten war. Nach dem „Anschluss“ 1938 wurde der Direktor der Weinbauschule am Stift Klosterneuburg zwangspensioniert und Zweigelt erhielt die Leitung übertragen. Einen Schüler namens Josef Bauer, Mitglied der Widerstandsgruppe um den Klosterneuburger Chorherrn Roman Scholz, soll Zweigelt der Gestapo ausgeliefert haben.

„Glühender Nazi“
Schließlich sei Friedrich Zweigelt ein „glühender Nazi“ und seit April 1933 NSDAP-Mitglied gewesen. Dass die Namenswahl trotz Zweigelts Vergangenheit auf ihn fiel und zudem seit 2002 jährlich der Dr.-Fritz-Zweigelt-Preis verliehen wird, stößt den Initiatoren sauer auf.

Zweigelt nach Kriegsende sechs Monate in Haft
Robert Streibel, Historiker und Autor des Buchs „Wein des Vergessens“, gab zwar zu, dass eine groß angelegte historische Auseinandersetzung mit der Person Zweigelt noch ausständig sei, doch „eine Person, nach der man eine Weinsorte benennen sollte, ist er sicher nicht“. So viel lasse sich bereits sagen. Recherchen hätten ergeben, dass Mitglieder einer lokalen Widerstandsgruppe rund um den Klosterneuburger Chorherrn Roman Scholz Zweigelt vorwarfen, er hätte eine Auslieferung eines antifaschistischen Aktivisten an die Gestapo verhindern können.

Im Jahr des „Anschlusses“ Österreichs an Deutschland soll Zweigelt zudem folgende Aussage getätigt haben: „Der böse Traum wurde fortgescheucht von den dröhnenden Schritten deutscher Soldaten. Jüdischem Spekulationsgeist ist für alle Zeiten der Boden entzogen.“ Zweigelt wurde nach Kriegsende wegen Volksverhetzung eingesperrt, aber bereits nach sechs Monaten wieder aus der Haft entlassen.

Zweigelt (Bild: Wikipedia)
Zweigelt

„Prominenter Protagonist des Terrorregimes“
In einem Brief an die Initiatoren der Aktion „Abgezweigelt“ bat der Geschäftsführer des Unternehmens „Österreich Wein Marketing“, Wilhelm Klinger, um einen sachlichen Umgang mit der Thematik. Zwar wolle man die Angelegenheit keinesfalls unter den Teppich kehren, nur seien derzeit zu wenige Fakten bekannt. Der Historiker Streibel bekräftigte, dass weitere Details noch auf den Tisch müssten. „Wenn alles hieb- und stichfest ist, dann wird es für die Handelnden umso schwieriger, den Namen Zweigelt zu verteidigen.“ Bis es so weit sei, müsse die Diskussion um Zweigelts Person befeuert werden. Das „Institut ohne direkte Eigenschaften“ erhofft sich von der Aktion „Abgezweigelt“ zudem, dass Zweigelt endlich die wissenschaftliche Aufmerksamkeit zuteilwird, die „einem prominenten Protagonisten des Terrorregimes gebührt“.

(Bild: dpa)

Bisher haben sich zwei Winzer - Friedl Umschaid aus dem nördlichen Weinviertel und Maximillian Brustbauer aus der Wachau - gefunden, die den Wein künftig unter dem Namen Blauer Montag in Verkehr bringen. Der erste Gastronomiebetrieb, der den Blauer-Montag-Wein ab Februar 2019 anbieten wird, ist das Café Vindobona im 20. Wiener Gemeindebezirk. Dabei soll auch über den Hintergrund des Weins aufgeklärt werden.

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