„Huawei-Produkte sind nur wie ein Ziegelstein.“ Mit diesem Vergleich hat der neue Deutschland-Chef des chinesischen Telekom-Riesen Huawei die Sicherheitsbedenken ob der Netzwerkausrüstung seines Konzerns zurückgewiesen. „Er wird nach bestimmten Standards gebaut. Es lässt sich nicht sagen, dass die Sicherheit des Hauses von diesem Ziegelstein abhängt“, so Dennis Zuo vor deutschen Journalisten, die am Dienstag das Cyber-Sicherheitslabor des Unternehmens in Dongguan in Südchina besichtigen konnten. Wenn ein ganzes Haus gebaut werde, hänge die Sicherheit vielmehr von vielen anderen Dingen ab.
Das Gespräch mit den deutschen Journalisten ist Teil einer PR-Offensive des größten Netzwerkausrüsters und zweitgrößten Handyherstellers der Welt, der schwer unter Druck geraten ist. Wegen Bedenken, dass die Ausrüstung ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte, ist Huawei praktisch vom nationalen Netzwerk-Markt in den USA ausgeschlossen. US-Behörden drängen andere Staaten, ihrem Beispiel zu folgen. In Australien, Neuseeland, Großbritannien und auch Norwegen gibt es bereits ein Umdenken oder wird noch geprüft.
Auch in Deutschland wird neu über den Einsatz von Huawei-Produkten beim Ausbau des 5G-Mobilfunknetzes diskutiert, für das im Frühjahr die Lizenzen vergeben werden. Huawei hat in Bonn ein Sicherheitslabor eröffnet, wo das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie und Netzbetreiber mithilfe der geheimen Quellcodes die Sicherheit der Produkte selbst testen können.
Produkte in über 170 Ländern
Der in Shenzhen bei Hongkong ansässige Konzern verweist darauf, dass seine Produkte in mehr als 170 Ländern und Regionen im Einsatz seien. Niemand habe bisher einen Beweis vorgelegt, dass die Ausrüstung ein Risiko darstelle. Huawei habe schon Verträge über den Ausbau des 5G-Netzes in 30 Ländern geschlossen und verschiffe täglich 5G-Stationen. Auch sei Huawei mit seinen 180.000 Mitarbeitern kein chinesisches Staatsunternehmen, sondern gehöre über Anteile den Mitarbeitern.
„Spionieren nicht für Regierung!“
Firmengründer Ren Zhengfei beteuerte erst vergangene Woche vor US-Journalisten, sein Unternehmen spioniere nicht und weise auch Anordnungen von Regierungen ab, Daten herzugeben oder Hintertüren einzubauen. „Wir würden sicher jede solche Aufforderung ablehnen.“ Huawei habe niemals eine Anweisung von der Regierung bekommen, „unangemessene Informationen zur Verfügung zu stellen“.
Gemäß den scharfen chinesischen Cyber-Sicherheitsgesetzen sind allerdings alle in China tätigen Unternehmen gezwungen, Daten an die Behörden zu geben, wenn es um die nationale Sicherheit geht. Gefahren für die nationale Sicherheit sind in China sehr weit gefasst und bieten viel Raum für willkürliche Interpretationen, wie Diplomaten und ausländische Unternehmen kritisieren. Huawei kontert hier aber, dass es keinerlei Daten speichere, sondern nur die Netzwerkausrüstung liefere. Daten lagerten nur die lokalen Betreiber der Netze.
Der Konzern geriet auch wegen einer Affäre um die Tochter des Gründers in die Schlagzeilen: Meng Wanzhou, Finanzchefin des Unternehmens, sitzt unter strengen Auflagen in Kanada fest. Die USA haben ihre Auslieferung beantragt. Ihr wird Bankbetrug bei der Verletzung von Sanktionen gegen den Iran angelastet.
Rennen um Technologieführerschaft
Die US-Behörden haben den Telekom-Riesen schon lange im Visier. Der Druck hat sich in dem Handelskrieg zwischen den USA und China noch verschärft. Im Rennen um die weltweite Technologieführerschaft wirft die Regierung von US-Präsident Donald Trump chinesischen Unternehmen den Diebstahl geistigen Eigentums und zwangsweisen Technologietransfer vor. Die US-Justizbehörden haben ihre Bemühungen verstärkt, solchen Vorwürfen gegen Huawei nachzugehen.
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