Die neu gebaute, höchstgelegene Schutzhütte Oberösterreichs und der Steiermark - auf 2740 Meter Seehöhe am Dachstein - hat am Freitag ihren Winterbetrieb aufgenommen. Die alte Seethalerhütte war nicht mehr brauchbar, weil sie sich in Richtung der rund 1000 Meter abfallenden Dachstein-Südwand bewegt hatte. Der Neubau mit Fotovoltaik und Pellets/Rapsölheizanlage kostete rund zwei Millionen Euro.
Die Finanzierung kam teils von der öffentlichen Hand - vom Land Oberösterreich etwa rund 200.000 Euro, über Crowdfunding kamen rund 70.000 Euro herein, vom Alpenverein Austria rund 700.000, sagte Fritz Macher, Vorsitzender des Alpenverein Austria auf der neuen, futuristisch gestalteten Hütte am Rande der Südwand und östlich des Gipfels des Hohen Dachstein (2995 Meter).
An der Landesgrenze
Die Grenze zwischen den Bundesländern verläuft auf der Kammlinie, das Objekt ist also im Gegensatz zur alten hölzernen Hütte genau genommen oberösterreichisch. Allerdings ist die Erreichbarkeit per Seilbahn vor allem über die Südwandbahn von der steirischen Ramsau aus gegeben.
Grüner Strom und kleines Heizkraftwerk
Die Hütte ist seit rund 30 Jahren der erste Ersatzbau des Alpenvereins Austria. Für die neue Seethalerhütte galt, sie nach den Standards des Umweltgütesiegels zu bauen. Die Stromversorgung erfolgt mittels Fotovoltaikanlage, das Trinkwasser wird über das Dach gesammelt und gereinigt. Die Hütte wird mit Holzpellets beheizt, ein mit Rapsöl (wird mit großen Kanistern über die Dachsteinseilbahn und Skidoos bzw. Quads zur Hütte gebracht) betriebenes kleines Blockheizkraftwerk dient als Notstromaggregat und unterstützt die Warmwasserversorgung. Es schaltet sich automatisch zu, sollten die Batterien im isolierten Keller der Hütte unter 30 Prozent Ladung fallen.
Große Isolierfenster sorgen für Licht und geben einen umwerfenden Blick auf die nahegelegenen Gipfel der sogenannten Dirndln und den Dachstein. Neben den für über 20 Personen geschaffenen Räumen mit bis zu acht Betten gibt es für das Pächter-Paar Wilfried und Carmen Schrempf einen Schlafraum. „Wiff“ Schrempf ist erst der dritte Pächter der Seethalerhütte: Die erste wurde von der Familie Seethaler aus Hallstatt 1929 errichtet und 50 Jahre von Sepp Seethaler bewirtschaftet. 1979 übernahm die Familie Schrempf, erst der Vater, dann Sohn Wilfried. 1979 wurde die zuvor „Dachsteinwarte“ genannte Schutzhütte in Seethalerhütte umbenannt.
Jedes Jahr stürzen viele in Gletscherspalten
„Wiff“ selbst ist Bergretter, und dem Alpenverein Austria war wichtig, dass die Schutzfunktion an der neuralgischen Stelle im Dachsteinmassiv erhalten bleibt. „Im Sommer haben wir gut ein Dutzend Menschen, die in Gletscherspalten stürzen. Von der Hütte aus ist man schnell dort, binnen 15 Minuten können wir eine hineingestürzte Person bergen“, sagte Schrempf.
Alte Hütte wird abgetragen
Die alte Hütte war nicht mehr weiter zu verwenden, nur den Schriftzug und das Hüttenbuch werde man einige Meter ins neue Objekt übersiedeln, sagte der Hüttenwirt. Sie war auf einer Doline gebaut, deren Eis durch den Rückgang des Permafrosts schmolz und die Hütte instabil Richtung Südwand machte. Die alte Dachsteinwarte wird im Sommer abgetragen - im Moment schauen nur ein paar Dachteile unter dem meterhohen Schnee heraus. Dann wird es ein großes Sommereröffnungsfest mit ökumenischem Berggottesdienst geben. Der alte Hüttenbereich wird renaturiert.
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