Es war offenbar der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, als einem 14 Jahre alten Burschen am Freitag in einer Wiener Schule im Bezirk Favoriten das Handy weggenommen und der Bub zum Direktor zitiert wurde. Wie berichtet, war der Schüler vollkommen ausgerastet und hatte in Rage drei Pädagogen verletzt. „Provokant aufgefallen“ sei der 14-Jährige allerdings schon länger, wie krone.at in Erfahrung brachte.
Just am Zeugnistag, nur Stunden vor den Semesterferien, spielten sich die Szenen in der Polytechnischen Schule in der Pernerstofergasse ab. Weil der 14-Jährige die Finger nicht vom Smartphone lassen konnte, wurde es dem Lehrer schließlich zu bunt. Es kam zum Wortgefecht, der 14 Jahre alte Tschetschene musste zum Direktor - und die Situation eskalierte.
Trauriger Höhepunkt nach Serie von „Provokationen“
Es war der erste gewalttätige Ausbruch des jungen Schülers, wie es auf krone.at-Nachfrage aus dem Büro des Wiener Bildungsdirektors Heinrich Himmer (SPÖ) am Samstag hieß. Doch in der Vergangenheit sei der Bursche immer wieder durch „Provokationen“ aufgefallen und deswegen bereits auch abgemahnt worden.
Der 14-Jährige war erst seit Herbst an der Schule und ist ein sogenannter Rückfluter. Er war also bereits in einer Berufsausbildung, musste diese jedoch aufgrund von Bildungsdefiziten wieder abbrechen und daher erneut die Schulbank drücken - sicherlich keine einfache Situation für den Heranwachsenden und sämtliche Beteiligte. Dennoch: „Es handelt sich hierbei um kein Kavaliersdelikt“, stellt ein Sprecher Himmers klar.
Null-Toleranz-Politik gegenüber Gewalt
Aus diesem Grund sei auch nicht dem zunächst geäußerten Wunsch der Eltern des 14-Jährigen entsprochen worden, von einer Anzeige bei der Polizei abzusehen. „Vonseiten der Schulleitung gilt die Aufforderung, dass sämtliche Pädagogen derartige Vorfälle unverzüglich melden.“ Man wolle so einheitlich gegen Gewalt an Schulen auftreten und gleichzeitig auch „keine Grauzonen“ entstehen lassen. „In Wien gilt eine absolute Null-Toleranz-Politik gegenüber jeder Form der Gewalt.“
258 Anzeigen im Schuljahr 2017/18
Wie berichtet, erhöhte sich im Laufe der letzten Jahre die Gewaltbereitschaft an Schulen und führte damit auch zu einem starken Anstieg der erstatteten Anzeigen. Insgesamt konnten für das Schuljahr 2017/18 den 700 Schulen der Stadt genau 258 Anzeigen dem unmittelbaren Schulumfeld - das auch den Nahbereich der Gebäude einschließt - zugeordnet werden. Das Gros - nämlich 229 Anzeigen - entfiel dabei auf Körperverletzungen, die meisten Anzeigen gab es an Neuen Mittelschulen. Dort werden auch die meisten Schüler suspendiert.
Um einer Eskalation von Gewalt entgegenzusteuern, hatte man sich mit den Teilnehmern am Runden Tisch auf zahlreiche Maßnahmen verständigt. Mittels Infobroschüren für Schüler, Eltern, Lehrer wird auf Pflichten und Rechte der Schüler ebenso eingegangen, wie auf rechtlich einwandfreies Vorgehen für Erziehungsberechtige und Lehrer. So soll ein besseres Zusammenleben in der Schule gelingen.
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