Für große Aufregung haben die jüngsten Berichte der „Steirerkrone“ zum Gasthaus-Sterben in unserem Bundesland gesorgt. Tenor unserer Leser: „Mit den Wirten geht auch ein Stück Kultur verloren!“ Doch was kann man gegen den Strukturwandel tun? Das haben wir Experten und Betroffene bei einem großen Gipfel gefragt.
Die Zahlen sprechen für sich: Die traditionellen Betriebsarten Gasthaus (-43 Prozent) und Gasthof (-42 Prozent) sind in nur 20 Jahren, zwischen 1999 und 2019, um fast die Hälfte geschrumpft. Vor allem in den steirischen Landregionen gehört der „Wirt ums Eck“ leider zu einer aussterbenden Spezies. Dass damit ein Stück steirischer Identität verloren geht, liegt auf der Hand.
Doch was tun? Das haben wir von der „Krone“ uns gefragt und zu einem großen „Gasthaus-Gipfel“ geladen. Nicht in unsere Redaktion, sondern natürlich in ein uriges Wirtshaus. An den gemütlichen Runden Tisch im Gasthof Maurer in Ludersdorf, wo sich’s zünftig diskutieren lässt. Über Bürokratie, Strukturwandel in der Gastronomie, über die Zukunft des kleinen Wirt’n.
Große Herausforderungen
Und sie alle hatten etwas zu sagen: Birgit Schwaiger, Gastronomin aus Voitsberg, Jasmin Donner, Wirtin aus Fladnitz, Hausherr Friedrich Maurer und von der Wirtschaftskammer Klaus Friedl (Gastro-Obmann), Christian Kolbl (Fachgruppen-Geschäftsführer), Gerhard Kienzl (Tourismus und Freizeitwirtschaft) sowie Mario Lugger (Kommunikationschef).
Gemeinsam wollen sie dafür kämpfen, dass es den „Kleinen“ gelingt, auch in Zukunft ihren Gästen noch Speis und Trank zu servieren. Doch die Herausforderungen sind groß, wie Klaus Friedl weiß: „Die Landflucht wirkt sich massiv auf das Gastgewerbe aus, Der Trend zur Konzentration in den Ballungsräumen ist spürbar.“
Ärger über Bürokratie
„Dazu kommt noch ein starker Investitions- und Preisdruck“, assistieren Birgit Schwaiger und Jasmin Donner. Nicht zu vergessen die behördlichen Auflagen: „Wir haben Hygienerichtlinien, Allergen- und Datenschutzverordnung, Nichtraucherschutz“, wissen Christian Klobl und Gerhard Kienzl.
Konkurrenz durch Vereine
Doch nicht nur Bürokratie und Preisdruck tragen zum Gasthaus-Sterben bei, sondern auch die Konkurrenz durch lokale Vereine und der Personalmangel: „Wenn jeder Verein im Keller schon seine eigene Schank hat, kommt keiner mehr zum Stammtisch ins Gasthaus“, spricht Fritz Maurer eine übliche Problematik an. Erschwerend kommt die Suche nach Nachfolgern dazu: „Viele Junge tun sich das nicht mehr an, was für ihre Eltern gang und gäbe war“, sind sich die Experten einig.
Sieben-Punkte-Programm
Doch damit es auch in Zukunft in der Steiermark noch Wirtsleut’ gibt, „die Dienstleister, Seelsorger, Ratgeber und Kommunikationsdrehscheibe im Ort sind“, hat die Wirtschaftskammer sieben Punkte erarbeitet, die den Abwärtstrend endlich stoppen sollen. „Mit vereinten Kräften sollte das doch gelingen!“, resümieren die Diskutanten.
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