Karfreitags-Entscheid

Halb-Feiertag: Damit ist keiner wirklich glücklich

Österreich
19.02.2019 15:58

Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs, wonach der Feiertag am Karfreitag allen Österreichern zustehen müsse, war die Stimmung im Land gespalten: Die einen freuten sich, möglicherweise einen zusätzlichen freien Tag zu bekommen, die anderen - vornehmlich auf Arbeitgeberseite - waren entsetzt wegen der auf sie zukommenden Kosten. Nun steht fest: Der Karfreitag wird ein halber Feiertag - und das passt erst recht niemandem. Vor allem die Kirchen sind enttäuscht.

Die Evangelische Kirche ist besonders betroffen: „Uns wird ein halber Feiertag genommen“, verwies Bischof Michael Bünker darauf, dass es auch am Vormittag Gottesdienste gibt. Zudem erinnerte er an eine letztlich nicht eingehaltene Zusage der Regierung: „Das öffentliche Versprechen von Minister Gernot Blümel, dass bei der neuen Regelung keinem etwas genommen werden soll, kann ich hier nicht erkennen.“ Und es sei doch fraglich, „ob ein Freitag, der ab 14 Uhr ein Feiertag ist, überhaupt diese Bezeichnung verdient“. 

Bischof Michael Bünker (Bild: APA/Helmut Fohringer)
Bischof Michael Bünker

Protestanten: Regelung ist „inakzeptabel“
 Der Präsident der evangelischen Synode, Peter Krömer, stellte unmissverständlich fest: Diese Regelung sei „inakzeptabel“. Für Körmer ist es „unverständlich, dass Evangelische nun einen halben Feiertag verlieren und alle anderen einen erhalten“. Außerdem bringe der ÖVP-FPÖ-Kompromiss keine Lösung für den jüdischen Jom Kippur oder das muslimische Opferfest. „Ein garantierter freier Tag, den die anerkannten Religionsgesellschaften für ihre Mitglieder als ihren Feiertag - im religiösen Sinn - definieren können und den die jeweiligen Menschen dann in Anspruch nehmen können, wäre wohl eine bessere Variante“, so Bünker.

Auch Altkatholiken unzufrieden
Die Halbtagslösung stößt auch bei der Altkatholischen Kirche auf Kritik. „Weder dem Wesen des Karfreitags, noch der multireligiösen Wirklichkeit Österreichs wird man damit gerecht“, so Generalvikar Martin Eisenbraun in einer Aussendung am Dienstag. Bischof Heinz Lederleitner kritisierte, dass man zu keinem Zeitpunkt in die politische Diskussion eingebunden worden sei.

Feiertage sind „immer ganze Tage“
 Aber auch die katholische Kirche hat wenig Freude mit dem türkis-blauen Kompromiss. Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, bedauerte, dass dieser auf Kosten der evangelischen Christen im Land gehe. Diese würden „etwas Wichtiges verlieren“. Zwar werde dieser für Christen wichtige Tag aufgewertet, wenn am Karfreitag ab 14 Uhr gesetzlich arbeitsfrei ist - „selbst dann, wenn die Geschäfte geöffnet haben dürfen“. Aber es sei bedauerlich, dass er für Evangelische kein ganzer Feiertag bleibe.

Peter Schipka (re.) und Kardinal Christoph Schönborn (Bild: APA/HERBERT NEUBAUER)
Peter Schipka (re.) und Kardinal Christoph Schönborn

Zudem seien Feiertage - wie Geburtstage - „vom Wesen her immer ein ganzer Tag“, erinnerte er auch an das Urteil des EuGH. Darin werde angeregt, den gesamten Tag für alle zum Feiertag zu machen.

Regelung nach EuGH-Urteil
 Der Europäische Gerichtshof hatte am 22. Jänner entschieden, dass der Feiertag am Karfreitag allen Arbeitnehmern in Österreich zusteht. Die bisherige Regelung, wonach nur Protestanten, Altkatholiken und Methodisten am Freitag vor Ostern freihaben, wurde als diskriminierend aufgehoben. Die Regierung hat daraufhin eine Neuregelung angekündigt, die die Wirtschaft nicht belasten, aber niemandem etwas wegnehmen werde. Somit fiel der Beschluss, dass am Karfreitag alle ab 14 Uhr freihaben.

(Bild: dpa-Zentralbild/Patrick Pleul)

Opposition: „Regierungspfusch“ und „Augenauswischerei“
Die Opposition sieht mit dem 14-Uhr-Feiertag das Karfreitags-Urteil des Europäischen Gerichtshofes nicht wirklich umgesetzt. Ein „Regierungspfusch“ sei der verkündete ÖVP-FPÖ-Kompromiss und ein weiterer „Kniefall vor der Wirtschaft“, kritisierte die SPÖ. Die NEOS sehen darin eine „weltfremde“ Lösung, die neue Probleme bringe. „Augenauschwischerei“ betreibe Türkis-Blau, befand auch die Liste Jetzt. Und von AK-Präsidentin Renate Anderl kam die Forderung nach „mehr Wertschätzung und einem vollen freien Tag für alle ArbeitnehmerInnen“.

Naturgemäß alles anders sieht dagegen die Wirtschaftskammer, wie Generalsekretär Karlheinz Kopf mitteilte: "Die nun fixierte Neuregelung des Karfreitags ist zwar besser als ein ganzer zusätzlicher Feiertag, bedeutet aber nach wie vor eine massive Mehrbelastung für alle Branchen. Wir tragen diese Lösung schweren Herzens mit.

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